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DOI: 10.1055/a-1892-3350
Doppelkopf: Boris Knopf und Stephanie Link

Boris Knopf


Wie kamen Sie in Ihr jetziges Tätigkeitsfeld?
Das war eher Zufall. Ich wollte immer pflegerische Leitung einer Intensivstation sein und habe in einem großen kommunalen Krankenhaus in Offenbach über 5 Jahre eine internistische Intensivstation geleitet. Der damalige Geschäftsführer der Klinik war mit seinem Verständnis von Netzwerkarbeit sehr innovativ, sah Potenzial in mir und bot mir eine Stelle im Projekt- und Qualitätsmanagement an.So habe ich dann ein PalliativTeam für Offenbach gegründet und Dr. Ingmar Hornke kennengelernt. Er leitete damals das PalliativTeam in Hanau und wir haben uns von Anfang an sehr gut verstanden und angefreundet.Ich schätze seine hohe Innovationsfreude zum Wohle der Menschen sehr und als er sich entschied, ein eigenes, frei gemeinnütziges und trägerunabhängiges Team in Frankfurt zu gründen, bin ich ihm dorthin gefolgt.Mir macht es Spaß, in diesem Arbeitsfeld zu arbeiten, da die Palliativversorgung in der SAPV nach meinem Verständnis ein Prototyp für gutes Gelingen multiprofessioneller Arbeit im deutschen Gesundheitswesen zeigt, mit vielen positiven Impulsen vor allem in der Pflege. Hier kann ich gestalten und wirken.
Was wäre für Sie die berufliche Alternative?
Zweifelsohne einen Schallplattenladen zu eröffnen, mit einem Café für die Gäste zum „Fachsimpeln“ über gute Musik.Ansonsten, und da bin ich ganz ehrlich, lebe ich im Hier und Jetzt meinen Traum.
Wie beginnen Sie Ihren Tag?
Da ich immer früh aufstehe, am Liebsten mit einem Kaffee im Garten, wenn die Vögel zwitschern und es ansonsten noch ganz still ist. Frühstück mit der Familie, mit Zeit für ein wenig Austausch.
Leben bedeutet für mich …
Ein Geschenk. Das Geschenk hier sein zu dürfen. Die Überzeugung, diese Lebenszeit gut zu nutzen und zu gestalten, mit den Menschen und für die Menschen. Wenn alle so leben würden, wäre die Welte etwas besser, zugewandter und mitfühlender.Leben bedeutet für mich Liebe, Begegnung, Vielfalt und Fülle. Leben ist toll!
Sterben bedeutet für mich …
Sterben ist für mich Teil des Lebens. Trotz vieler persönlicher und beruflicher Erfahrungen in diesem Bereich, vielleicht ein letztes Abenteuer und die Erfahrung, „war anders als ich es mir vorgestellt habe“. Wer weiß, was auch immer dann kommt. Ich habe da so eine Hoffnung. Ohne Sterben hat das Leben keinen Sinn. Es gibt Anfang und Ende. Jetzt zu gehen wäre doof.
Welches Ziel möchten Sie unbedingt noch erreichen?
Das Geschaffene in eine gute Zukunft bringen. Ein bisschen mehr Zeit für Familie und Freunde zu haben wäre toll. Es liegt in meiner Hand.Ich lebe sehr im Hier und Jetzt, nicht „wenn ich mal in Rente bin, dann …“.
Meine bisher wichtigste Lernerfahrung im Leben ist …
Du musst deinen Weg gehen und immer authentisch sein. Auch wenn es bergab geht, musst du immer wieder die Kraft finden und dich selbst motivieren, kein Zaudern.In Bezug auf meine Arbeit musste auch ich lernen, dass Trauerarbeit „Arbeit“ ist, das hat mich geprägt und auch verändert. In der Palliativversorgung habe ich erlebt, dass die Liebe stärker ist als der Tod.
Was würden Sie gern noch lernen?
Gerne würde ich noch lernen Schlagzeug zu spielen. Das steht noch im Keller und wartet auf mich. Im Bereich der Organisationsentwicklung treibt mich das Thema Agilität ziemlich um, hier gibt es noch viel zu lernen. Ein bisschen mehr Gelassenheit wäre auch noch so etwas.
Woraus schöpfen Sie Kraft für Ihre Arbeit?
Aus einer tiefen inneren Überzeugung. Aus der Freiheit gestalten zu können, auch wenn Rahmenbedingungen einen einschränken. Meine Frau und meine Familie geben mir Kraft und tragen sehr viel mit. Nicht zu vergessen ist natürlich auch die Musik, Konzertbesuche, einfach mal Freidrehen und eine gute Prise Humor ist mir auch immer wichtig.
Mit wem aus der Welt- oder Medizingeschichte würden Sie gern einmal einen Abend verbringen?
Der britische Musiker Steven Wilson hat mich mit seiner Musik schon durch manches Tal geleitet. Seine Musik hat Schwere, richtet mich aber auf, warum auch immer. Mit ihm hätte ich viel zu besprechen. Vor vielen Jahren habe ich nach einem Konzert in Mannheim auf ihn gewartet und nur den Satz. „Steven, I love your music!“ rausgebracht, da wäre also noch Luft nach oben. Von ihm stammt auch ein Motto, das mich schon lange begleitet: Arriving somewhere, but not here.
Wenn ich einen Tag unsichtbar wäre, würde ich…
Nackt im Regen tanzen.
Wie können Sie Stephanie Link beschreiben?
Stephanie hat eine spannende Biografie und schon viel erlebt und gesehen. Ich spüre stets ihre Verbundenheit zu ihrer Heimat, aber auch die Weite ihrer Erfahrungen aus den USA. Sie hat eine angenehme spirituelle Art, ohne dabei zu belehren.Sie verfolgt damit stets den Ansatz, die Antwort auf die tiefen Fragen in sich selbst zu suchen und zu finden. Dabei ist sie offen und nie dogmatisch.Sie versteht ihren Arbeitsbereich konfessionsunabhängig, das fasziniert mich. Ich schätze sehr ihre Empathie und Klarheit.
Wie beenden Sie Ihren Tag?
Meistens schlafe ich auf der Couch ein; ich weiß, nicht spektakulär, aber ehrlich.
Gibt es etwas, das Sie gern gefragt worden wären, aber noch nie gefragt worden sind?
Warum trägst Du eigentlich immer diese Hawaiihemden?
Boris Knopf. geb. am 11.09.1973 in Frankfurt am Main.
Ich bin verheiratet und habe zwei wundervolle Kinder, lebe im Kreis Offenbach und bin Frankfurt sehr verbunden.
Das Jugendrotkreuz hat bei mir schon mit 13 Jahren Interesse an der Krankenpflege geweckt. Nach meiner Krankenpflegeausbildung 1993 in Hanau – da hatten wir bereits einen Pflegenotstand – bin ich im Zivildienst Rettungsdienst beim Roten Kreuz in Offenbach gefahren.
Schon während meiner Ausbildung ist der Wunsch gereift, in der Intensivpflege zu arbeiten. So habe ich nach meiner Fachweiterbildung und Leitungsqualifikation am Klinikum Offenbach eine große internistische Intensivstation mit Intermediate Care geleitet.
2005 bin ich in den Bereich des Projekt- und Qualitätsmanagements gewechselt und habe dort als stv. Abteilungsleitung neue innovative Versorgungsstrukturen (nach § 140 SGB V) aufgebaut. Die sektorenübergreifende Arbeit hat mich schon immer interessiert. Parallel habe ich mich an der FH Hannover zum Gesundheitsnetzwerker qualifiziert und ab 2007 ein PalliativTeam für Offenbach aufgebaut.
Mit der neu etablierten Struktur der SAPV hatte ich nun die Möglichkeit, die Verträge in Hessen mitzuentwickeln und den Ansatz der multiprofessionellen Leistungserbringung zu gestalten.
2010 bin ich in das PalliativTeam Frankfurt gewechselt, ein trägerunabhängiges frei gemeinnütziges SAPV-Team für Frankfurt, welches seit 2012 auch ein KinderPalliativTeam für Südhessen betreibt.
2015 habe ich über ein Stipendium der Robert Bosch Stiftung die Möglichkeit bekommen, im Rahmen eines europäischen Leadership Course Palliativ-Versorgung in Europa kennenzulernen. Seither beschäftige ich mich mit den Fragen rund um Advance Care Planning und in diesem Zusammenhang auch mit den Letzte Hilfe Kursen und der Ethikberatung.
2016 habe ich gemeinsam mit Dr. Ingmar Hornke das Würdezentrum gegründet, eine Institution, die sich unabhängig mit der Frage beschäftigt, wie Würde:Erleben gestärkt werden kann. Es ist Akademie und Think Tank in einem. Namensgeber ist das, von Stein-Huseboe gegründete Würdezentrum in Bergen (Norwegen).
So bin ich aktuell Prokurist im PalliativTeam Frankfurt, leite den Bereich der Patientenversorgung, bin Geschäftsführer im Würdezentrum und seit 2018 Mitgründer und Gesellschafter von Letzte Hilfe Deutschland.
In der DGP engagiere ich mich in der Arbeitsgruppe der nicht-onkologischen Patienten, unterstütze den Charta Prozess für den Bereich der stationären Langzeitpflege, bin im Beirat der Hospizgemeinschaft meiner Heimatstadt und leite eine Regionalgruppe für ambulante Ethikberatung.
Publication History
Article published online:
30 August 2022
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