Die Choosing Wisely Bewegung hat ihren Ursprung in den USA und verfolgt das Ziel,
Überversorgung in der Patientenbehandlung abzubauen. Die Grundidee von
Choosing Wisely – auf Deutsch meist mit „klug entscheiden“
übersetzt – stammt von dem Arzt und Medizinethiker Howard Brody. Er
forderte die Ärzteschaft 2010 im New England Journal of Medicine auf,
stärker ihrem Anspruch gerecht zu werden, das Patientenwohl an die erste
Stelle zu setzen und die Verantwortung für die großen regionalen
Unterschiede in der Gesundheitsversorgung zu übernehmen, die zu erheblichen
Teilen aus Überversorgung bzw. unnötigen Behandlungen resultieren.
Dem Aufruf Brodys folgten zunächst Allgemeinmediziner, Internisten und
Pädiater. Sie haben sogenannte Top-5-Listen mit Empfehlungen zu
Untersuchungen und Behandlungen mit fragwürdigem Zusatznutzen erstellt. Die
Ärzteschaft bestätigt, dass mehr Medizin nicht immer besser ist,
sondern im Gegenteil oft schadet, und auch die Patienten sind davon
überzeugt. Wie in den USA weisen auch in Deutschland regionale Unterschiede
auf Überversorgung hin. In Deutschland ist ein bekanntes Beispiel die
Entfernung der Gaumenmandeln bei Kindern, aber auch die Daten über den im
internationalen Vergleich hohen Verbrauch an Blutkonserven stimmen nachdenklich.