Kardiologie up2date 2022; 18(02): 114
DOI: 10.1055/a-1842-3798
Studienreferate

Studien-Kommentar zu „Methylprednisolon und Vasopressin verbessern primären Reanimationserfolg“

Felix Lorang

Vasopressin in der Reanimation konnte bisher, in teils lange zurückliegenden Studien, keinen Benefit gegenüber Adrenalin oder in Kombination mit Adrenalin zeigen [1] [2]. Auch wenn die klinischen Erfahrungen in der Intensivmedizin häufig gut waren, konnten sich die Hoffnungen, diese Erfahrungen in Studien abzubilden, nicht bestätigen. Eine Kombination mit Methylprednisolon konnte in einzelnen, früheren Studien einen positiven Effekt zeigen [3], sodass die Autoren der vorliegenden Studie jetzt den Schritt weiter gingen und die Gabe von Adrenalin nach Standard mit der zusätzlichen Gabe von Vasopressin und Methylprednisolon in einer randomisierten Doppelblindstudie verglichen.

Grundsätzlich haben die Kollegen eine qualitativ hochwertige, exzellent durchgeführte Studie abgeliefert, die uns einige neue Hinweise gibt. Auch wenn diese Studie einen signifikant höheren ROSC nachweisen konnte, zeigte sich kein signifikanter Unterschied im 30-Tages-Überleben. Der patientenorientierte Aspekt des neurologisch guten Outcomes zeigte sich ähnlich in beiden Gruppen. Der harte und einfach zu messende primäre Endpunkt des ROSC ist auch der Hauptansatzpunkt für die Bewertung der Studie. Letztendlich ist uns und vermutlich den Patienten erheblich wichtiger, dass sie auch nach einer Reanimation aktiv am Leben teilnehmen können und nicht nur das blanke Überleben erreicht wird. Das war aber erst in den sekundären Endpunkten bewertet worden, und dabei zeigte sich eine Tendenz zu schlechteren Ergebnissen in der Interventionsgruppe – wenn auch nicht signifikant. Es kann zum jetzigen Zeitpunkt nicht ausgeschlossen werden, dass eventuell sogar eine schadende Komponente durch die Intervention dazu kommt. Auf der anderen Seite ermöglichen wir durch eine häufigere ROSC-Rate eventuell zukünftig auch die bessere Behandlung der Patienten, wenngleich sich das in den Zahlen noch nicht widerspiegelt. Dieser harte Endpunkt ist außerdem sehr einfach definiert als ein 20 Minuten persistierender Kreislauf nach ROSC – ein verhältnismäßig kurzer Zeitraum angesichts der Behandlungsdauer dieser Patienten.

Abschließend sollten wir berücksichtigen, dass die Ausschlussrate im Screening ausgesprochen hoch war. Von 2362 gescreenten Patienten mussten 1850 ausgeschlossen werden. Zusammenfassend kann aktuell also weiterhin keine Empfehlung für Vasopressin in Kombination mit Methylprednisolon beim intrahospitalen Kreislaufstillstand gegeben werden. Für zukünftige Studien hat diese Untersuchung aber ein exzellentes und qualitativ hochwertiges Fundament gelegt.



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Article published online:
01 June 2022

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