Orthopädie und Unfallchirurgie up2date 2022; 17(05): 437-453
DOI: 10.1055/a-1819-5336
Grundlagen

Unterdrucktherapie, Negative Pressure Wound Therapy (NPWT)

Grundlagen, Indikationen, Technik
Yannick F. Diehm
,
Gregor Reiter
,
Amir K. Bigdeli
,
Paul Alfred Grützner
,
Ulrich Kneser
Preview

Seit den 1990er-Jahren hat sich die Unterdrucktherapie zu einer effektiven Behandlungsmethode von akuten und chronischen Wunden entwickelt. Diese Vakuumverbände können bei richtiger Indikationsstellung die Wundheilung beschleunigen und die Krankenhausaufenthaltsdauer reduzieren. Dabei sollten jedoch die Therapieziele vor Beginn der Therapie definiert und unter laufender Behandlung regelmäßig reevaluiert werden, um eine Verzögerung weiterer rekonstruktiver Eingriffe zu vermeiden.

Kernaussagen
  • Die Unterdrucktherapie stellt einen wichtigen Ansatz zur Therapie von komplexen akuten und chronischen Wunden dar.

  • Man unterscheidet Standard-Unterdrucktherapie, Instillationstherapie und inzisionale Unterdrucktherapie.

  • Der Erfolg der Unterdrucktherapie ist von einem adäquaten chirurgischen Débridement und Begleitmaßnahmen wie Revaskularisationen, abstrichgerechten Antibiotikatherapien oder Blutzuckereinstellung abhängig.

  • Die Therapieziele der Unterdrucktherapie einer Wunde sollten vor Therapiebeginn definiert werden. Der Therapiefortschritt muss regelmäßig evaluiert werden, um die Entscheidung zum sekundären Wundverschluss oder zur Rekonstruktion, zur Fortführung der Vakuumtherapie oder auch zu deren Abbruch treffen zu können.

  • Eine Verzögerung der notwendigen rekonstruktiven Maßnahmen durch fortgesetzte, nicht indizierte Unterdrucktherapie ist strikt zu vermeiden.

  • Zu den Kontraindikationen der Vakuumtherapie zählen

    • aktive Blutungen,

    • Infektionen,

    • unvollständige chirurgische Wundtoilette,

    • freiliegende Organe und

    • Wunden mit Malignitätsverdacht.

  • Die Komplikationsraten der Unterdrucktherapie sind gering. Zu den häufigsten Komplikationen zählen

    • Hautmazerationen,

    • Blutungen,

    • Infektionen und

    • Schmerzen.

  • Bei korrekter Indikationsstellung trägt die Unterdrucktherapie nicht nur zum Behandlungserfolg bei, sondern erhöht auch den Patientenkomfort und ist darüber hinaus kosteneffektiv im Vergleich zu konventionellen Verbänden.



Publication History

Article published online:
26 September 2022

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