Gastroenterologie up2date 2022; 18(01): 6-7
DOI: 10.1055/a-1711-5359
Studienreferate

Kommentar

Andreas Stallmach

Die gastrointestinale Mikrobiota stellt mit ihrer Gesamtheit aller im Magen-Darm-Trakt lebenden Mikroorganismen ein komplexes Ökosystem aus Bakterien, Archaeen, Pilzen sowie Viren einschließlich der Phagen dar. Das kombinierte Genom dieser Mikrobiota ist ca. 100-fach umfangreicher als das menschliche Genom. Schon dieser Umstand macht deutlich, welche Bedeutung die Mikrobiota für die Gesundheit, aber auch die Entstehung von Krankheiten haben kann. Bereits frühzeitig sind in der Mikrobiomforschung Untersuchungen durchgeführt worden, die spezifische Signaturen im Muster der Bakterien bei Patient*innen mit metabolischen Erkrankungen einschließlich Diabetes mellitus beschreiben. Hierbei ist jedoch zu beachten, dass die Zusammensetzung des Mikrobioms zwischen Individuen sehr stark von Alter, Geschlecht, Ethnizität und Umweltfaktoren abhängt, was eine Übertragung der Studienergebnisse in die klinische Praxis deutlich erschwert. Auch ist bekannt, dass die Häufigkeiten bestimmter Bakterienarten im gastrointestinalen Mikrobiom einer zirkadianen Rhythmik unterliegen. So gibt es tageszeitliche Schwankungen auf der Ebene der Reichhaltigkeit – also der Häufigkeit der Bakterienspezies –, die bis zu 10% in dominanten Phylae umfassen können; somit wird der Zeitpunkt der Probengewinnung relevant. Interessanterweise ist diese physiologische zirkadiane Rhythmik bei Patient*innen mit Diabetes mellitus bzw. Prädiabetes gestört.



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Article published online:
14 March 2022

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