Rofo 2022; 194(03): 254-255
DOI: 10.1055/a-1692-3018
Brennpunkt

Endometriumkarzinom: Abschätzung der Myometriuminvasion im MRT

Bei einem Endometriumkarzinom korreliert die Tiefe der Myometriuminvasion (MI) mit der Metastasierung und dem Überleben der betroffenen Patientinnen. Gemessen werden kann die MI jedoch erst nach der Hysterektomie. Dabei wäre es für eine optimale Therapieplanung von Vorteil den MI-Status bereits vor der Tumorresektion zu kennen. Ein spanisches Forscherteam hat ein maschinelles Lernmodell für die MRT-basierte Abschätzung der MI entwickelt.

Für ihre Modelle nutzten Rodriguez-Ortega und seine Kollegen texturbasierte Merkmale aus T2-gewichteten Aufnahmen bzw. den Karten des scheinbaren Diffusionskoeffizienten (ADC), statistische Deskriptoren der ADC-Karten und/oder die semiquantitativen Karten aus den dynamischen Kontrastmittelgestützten MRT-Aufnahmen. An einer Kohorte aus 143 Patientinnen, die sich aufgrund eines Endometriumkarzinoms einer Hyster- und Adnexektomie unterziehen mussten, wurde das Modell getestet. Meist handelte es sich um niedriggradige Tumore (67,8 %) im FIGO-Stadium IA oder IB (43,4 %, 29,4 %) ohne Lymphgefäßinvasion (88,8 %).

Als Referenzstandard für die Beurteilung der Leistung des Modells diente das pathologische Tumorstaging des OP-Materials; bei 43 % der Tumore lag die MI bei 50 % oder mehr. Bei der Unterscheidung zwischen einer über- und einer unter 50 %igen MI schnitt das kombinierte Modell aus den ADC- und den T2-Texturmerkmalen, den statistischen Deskriptoren der ADC-Karten und den semiquantitativen Karten am besten ab. Seine Genauigkeit lag bei 86 %. Die schlechteste Leistung erbrachte das Modell, das ausschließlich die Kontrastmittel-MRT-Aufnahmen berücksichtigte (Genauigkeit 42 %).

Der Einfluss der MRT-Feldstärke auf das Modell war vernachlässigbar, d. h. für das hier entwickelte Modell können theoretisch ganz normale Standard-MRT-Aufnahmen verwendet werden. Eine Validierung an verschiedenen MRT-Geräten steht allerdings noch aus.

Fazit

Mit einer Kombination aus radiomischen Merkmalen und statistischen Deskriptoren lassen sich Patientinnen mit einer MI von über bzw. unter 50 % am besten unterscheiden. Sollte sich die präoperative Abschätzung der Myometriuminvasion mithilfe des Modells auch bei anderen Patientenkohorten bzw. anderen MRT-Geräten als reproduzierbar erweisen, steht einer Integration in die klinische Praxis nichts entgegen.

Stephanie Gräwert, Leipzig



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Article published online:
11 February 2022

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