Gastroenterologie up2date 2022; 18(02): 151-168
DOI: 10.1055/a-1679-3979
Spezielle Themen

Somatische und psychosomatische Interventionen bei Essstörungen

Alexandra Kranzeder

Essstörungen sind gekennzeichnet durch ein gestörtes Verhältnis zur Nahrungsaufnahme und eine verzerrte Körperwahrnehmung. Insbesondere die Anorexia nervosa mit gravierendem Untergewicht kann dramatische, im Einzelfall letale Folgen haben. Deshalb sind eine frühe Erkennung und Behandlung wichtig. Dieser Beitrag vermittelt einen Überblick über Ätiologie, Diagnosestellung, Behandlung, Komplikationen und den Verlauf von Essstörungen.

Kernaussagen
  • Die Anorexia nervosa ist eine psychische Erkrankung, die mit einer sehr hohen Mortalität verbunden ist.

  • Das Refeeding-Syndrom ist eine seltene Erkrankung, die zu Beginn der Wiederernährung bei mangelernährten Patient*innen auftreten kann.

  • Um ein Refeeding-Syndrom zu vermeiden, muss erfasst werden, wie lange das Untergewicht besteht und wie gravierend es ist. Neben der Berechnung des BMI und den Laboruntersuchungen ist es wichtig, die Ernährung bei schwerem Untergewicht langsam und unter stationären Bedingungen zu beginnen.

  • Es ist bedeutsam, die Patient*innen über die Folgen von Essstörungen zu informieren, ohne sie dabei zu verängstigen.

  • Bei Bulimia nervosa kann es hilfreich sein, die Patient*innen mit einem selektiven Serotonin-Reuptake-Inhibitor zu unterstützen. Es sollte im Verlauf aber beobachtet werden, ob sich hierunter ein restriktives Essverhalten entwickelt.

  • Die Behandlung von Essstörungen sollte interdisziplinär, multimodal und für die Patient*innen transparent erfolgen.

  • Es ist wichtig, um die Ambivalenz und eingeschränkte Krankheitseinsicht zu wissen – insbesondere bei Anorexia nervosa – und mit den Patient*innen an der Motivation und Compliance zu arbeiten.



Publication History

Article published online:
01 July 2022

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