OP-Management up2date 2021; 1(04): 315-318
DOI: 10.1055/a-1674-6882
SOP/Arbeitsablauf

SOP Präoperative Untersuchung des Blutungsrisikos

Wolfgang Schwenk

Blutungen nach operativen Eingriffen stellen potenziell lebensbedrohliche Komplikationen dar. Damit postoperative Blutungen nicht gehäuft auftreten, ist es sinnvoll, vor einer geplanten Operation festzustellen, ob bei dem Patienten ein erhöhtes Blutungsrisiko besteht. Bei Patienten ohne relevante Leberfunktionsstörung betreffen die häufigsten Hämostasestörungen nicht das plasmatische Gerinnungssystem, sondern die zelluläre Komponente der Gerinnung. Dabei spielen vor allem medikamentöse Thrombozytenaggregationshemmer und krankhafte Störungen der Thrombozytenfunktion eine Rolle. Die üblicherweise durchgeführten Untersuchungen der plasmatischen Gerinnung sind daher nicht geeignet, Patienten mit einem erhöhten Risiko für eine postoperative Blutung zu identifizieren. Dazu ist vielmehr eine spezifische Blutungsanamnese erforderlich.

Fazit

Auch wenn der zugrunde liegende Algorithmus relativ komplex wirkt, hat sich die Anwendung der spezifischen Blutungsanamnese im klinischen Alltag bewährt. Die einfach und eindeutig formulierten Fragen werden von den meisten Patienten problemlos beantwortet. Einige wenige ärztliche Nachfragen klären den Sachverhalt meistens eindeutig. Bei den meisten Patienten mit unauffälliger Blutungsanamnese ist vor elektiven allgemein- und viszeralchirurgischen Operationen keine weitere Blutuntersuchung erforderlich. Bei Patienten mit auffälliger Blutungsanamnese müssen die Untersuchungen neben den Tests der plasmatischen Gerinnung (PTT, INR) und dem Blutbild (Thrombozytenzahl) auch etwas komplexere Untersuchungen zur Thrombozytenfunktion umfassen. Je nach Labor können die Ergebnisse dieser Tests nicht am gleichen Tag verfügbar sein. Die Blutungsanamnese sollte daher einige Tage vor der geplanten Operation im Rahmen der ambulanten Aufklärung und des Prämedikationsgesprächs erfolgen.



Publication History

Article published online:
03 December 2021

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  • Literatur

  • 1 Pfanner G, Koscielny J, Pernerstorfer T. et al. Präoperative Blutungsanamnese. Empfehlungen der Arbeitsgruppe perioperative Gerinnung der Österreichischen Gesellschaft für Anästhesiologie, Reanimation und Intensivmedizin. Anaesthesist 2007; 56: 604-611
  • 2 Koscielny J, Ziemer S, Radtke H. et al. A practical concept for preoperative identification of patients with impaired primary hemostasis. Clin Appl Thromb Hemost 2004; 10: 195-204