intensiv 2022; 30(01): 4-5
DOI: 10.1055/a-1669-6442
Einblick

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Pflaster für innere Wunden

Empa – Eidgenössische Materialprüfungs- und Forschungsanstalt

Wunden im Verdauungstrakt zu verschließen, ist eine Herausforderung. Empa-Forschende haben daher ein Polymer-Pflaster für den Darm entwickelt, das zwei aneinandergenähte Darmstücke stabil abdichtet und somit gefährliche Lecks verhindert. Das Pflaster besteht aus einem synthetischen Kompositmaterial aus 4 Acryl-Substanzen, die ein chemisch stabiles Hydrogel bilden. Zudem vernetzt sich das Pflaster aktiv mit dem Darmgewebe, bis keine Flüssigkeit mehr durchkommt. Jede der 4 Acryl-Komponenten trägt mit einer spezifischen Eigenschaft zum Gesamtwerk bei: eine stabile Bindung an die Schleimhaut, die Ausbildung von Netzwerken, die Stabilität gegenüber Verdauungssäften und Wasserdichtigkeit.

In Laborexperimenten zeigten die Forschenden, dass die Haftfähigkeit bis zu zehnmal höher ist als bei herkömmlichen Klebematerialien, zudem hält das Hydrogel das Fünffache der maximalen Druckbelastung im Darm aus. Im Design des Materials liegt seine maßgeschneiderte Wirkung: Der gummiartige Verbundstoff reagiert selektiv mit Verdauungssäften, die aus Darmwunden entweichen könnten, quillt auf und schließt umso dichter. Der kostengünstige, bioverträgliche Superkleber, der zu einem Großteil aus Wasser besteht, könnte auf diese Weise Klinikaufenthalte verkürzen und Gesundheitskosten einsparen.



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Article published online:
03 January 2022

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