PPH 2022; 28(01): 49
DOI: 10.1055/a-1665-3114
Rund um die Psychiatrie

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Waters L, Dussert D, Loton D. How Do Young Children Understand and Action their Own Well-Being? Positive Psychology, Student Voice, and Well-Being Literacy in Early Childhood. International Journal of Applied Positive Psychology 2021; published online 19.07.2021. doi:10.1007/s41042-021-00056-w

Hintergrund: Erfahrungen in der frühen Kindheit prägen die physische, soziale und emotionale Entwicklung bis in das Erwachsenenalter. Das liegt vor allem an der Neuroplastizität und dem starken Wachstum des Gehirns in den ersten sechs Lebensjahren.

In dieser Phase wirkt sich eine positive Lebens- und Lernumgebung besonders vorteilhaft auf die Kinder aus. Gleichzeitig sind sie aber auch anfällig für die langfristigen Auswirkungen von Traumata, Vernachlässigung, Missbrauch und Funktionsstörungen. Um die psychische Gesundheit im frühen Kindesalter zu fördern, ist ein Verständnis dafür erforderlich, wie Kleinkinder das eigene Wohlbefinden verstehen und kommunizieren.

Frühere Studien zum Wohlbefinden beruhten häufig auf einem defizitorientierten Forschungsschwerpunkt und nutzten erwachsenenzentrierte deduktive Methoden, zum Beispiel halbstandardisierte Befragungen, die von Lehrern und Eltern im Namen der Kinder beantwortet wurden.

Diese Forschungsarbeit zielt darauf ab, das Wohlbefinden in der frühen Kindheit zu untersuchen und beantwortet, was Kinder unter Wohlbefinden verstehen und was sie tun, um für ihr Wohlergehen zu sorgen.

Methode: Das Forschungsdesign beruht auf einem induktiven und qualitativen Ansatz, um das Wohlbefinden bei fünf- und sechsjährigen Kindern zu untersuchen. Dazu wurden Kinderzeichnungen und Beschreibungen zum eigenen Wohlbefinden anhand einer Stichprobe von Kindern im ersten Schuljahr an zwei Schulen in Australien (n = 124 Zeichnungen, 53 % Mädchen und 47 % Jungen) narrativ analysiert.

Ergebnis: Die Ergebnisse zeigten, dass Kleinkinder das eigene Wohlbefinden als einen zugänglichen und erlernbaren Zustand verstehen, der durch intra- und interindividuelle Faktoren gefördert wird. Wohlbefinden wurde nicht als komplexer oder schwer zu erreichender Zustand bezeichnet. Vielmehr identifizierten die Kinder die hohe Bedeutung ihrer Emotionen, Handlungen, Beziehungen und Umgebungen, um ihr eigenes Wohlbefinden zu gestalten. Zudem wurden einfache und zugängliche Aktivitäten als förderlich beschrieben, beispielsweise spielen, Musik hören oder eine Umarmung.

Fazit: Die aktuelle Studie beschreibt, wie Fünf- und Sechsjährige ihr eigenes Wohlbefinden wahrnehmen und entsprechend handeln. Die Verwendung von Forschungsmethoden, die speziell auf Kleinkinder zugeschnitten sind, lieferte wichtige Erkenntnisse über ihr Wohlbefinden und therapeutische Interventionen, die in der frühen Kindheit angewendet werden können.

Dr. Jörg Kußmaul



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Article published online:
25 January 2022

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