Widmung
Wir widmen diese Arbeit Katharina Roolvink, die von Beginn an diese OP-Methode durch
ihre Energie und Hartnäckigkeit mit auf den Weg gebracht hat.
Zusammenfassung
Gegenstand und Ziel Diese retrospektive Studie beschreibt die Methode der ventralen Mandibulatrepanation
zur Extraktion erkrankter Unterkieferinzisivi beim Meerschweinchen und evaluiert das
klinische Outcome.
Material und Methoden Bei 40 Meerschweinchen mit veränderter Futteraufnahme wurde mindestens ein Unterkieferschneidezahn
via ventraler Mandibulatrepanation extrahiert, nachdem Befunde der klinischen Allgemeinuntersuchung
sowie der intraoralen und radiologischen Untersuchung in Allgemeinanästhesie die Diagnose
einer primären mandibulären Inzisivuserkrankung ergeben hatten. Nach dem Eingriff
wurden Röntgenaufnahmen angefertigt und die Patienten bis zur Entlassung stationär
überwacht und versorgt. Zur Beurteilung und Behandlung der Wunden erfolgten regelmäßige
Kontrollen.
Ergebnisse Bei den insgesamt 42 extrahierten Unterkieferinzisivi stellten Makrodonten (25/42)
den häufigsten Extraktionsgrund dar, gefolgt von periapikalen und alveolären Veränderungen
(8/42). Extrahiert wurden ferner Zahnresiduen unklarer Genese (4/42) sowie nach fehlgeschlagenem
konventionellem Extraktionsversuch mittels Luxatoren (3/42) und traumatisch bedingt
gelockerte Inzisivi (2/42). Bei jeweils 40 % (16/42) der Meerschweinchen lagen zahnassoziierte
Kieferabszesse bzw. eine therapiebedürftige sekundäre Elongation der Backenzähne vor.
Allen Patienten konnten die veränderten Inzisivi bzw. Residuen vollständig entfernt
werden. Durchschnittlich 2 Tagen nach dem Eingriff nahmen die Tiere eigenständig Futter
auf und konnten entlassen werden. Die Ausheilung der Wunde war nach durchschnittlich
39 Tagen (Minimum 9 Tage, Maximum 98 Tage) festzustellen. Die 22 Tiere, die 6 Monate
nach dem Eingriff nachuntersucht werden konnten, wiesen keine erneuten zahnassoziierten
Erkrankungen auf.
Schlussfolgerung und klinische Relevanz Die ventrale Mandibulatrepanation ermöglicht es, erkrankte Unterkieferinzisivi beim
Meerschweinchen in toto in einer Operation zu entfernen und stellt somit einen kurativen
Eingriff dar. Im Gegensatz zur klassischen Extraktion mit Luxatoren birgt sie nicht
das Risiko von Zahnfrakturen mit der Folge verbleibender Zahnfragmente in der Alveole.
Abstract
Objective This retrospective study describes the use of ventral mandibular trepanation for
extraction of diseased mandibular incisors in guinea pigs and evaluates the clinical
outcome.
Material and methods In 40 guinea pigs with abnormal feed intake, at least one mandibular incisor was
extracted via ventral mandibular trepanation. The diagnosis of primary mandibular
incisor disease was based on the findings of the clinical general examination and
intraoral and radiographic examination under general anesthesia. Following the procedure
radiographs were taken and the patients were monitored and cared for as inpatients
until discharge. Regular re-examinations were undertaken in order to assess and treat
the surgical sites.
Results A total of 42 altered mandibular incisors were extracted via ventral mandibular trepanation.
Macrodonts (25/42) and periapical and alveolar changes (8/42) were the main reasons
for extraction. Tooth residuals of unknown etiology (4/42) as well as such resulting
from failed conventional extraction attempt using luxators (3/42) and traumatically
loosened incisors (2/42) were also extracted. Tooth-associated jaw abscesses were
found in 40 % of the guinea pigs. In addition, 40 % of the animals presented secondary
elongation of the molars requiring occlusal equilibration. In all patients, it was
possible to completely remove the altered incisors or residuals. On average, independent
feed intake was observed 2 days after surgery and the animals were discharged. Complete
healing of the surgical site was observed on average after 39 days (minimum 9 days,
maximum 98 days). A total of 22 animals were evaluated 6 months following surgery
and showed no further tooth-associated complaints.
Conclusion and clinical relevance Ventral mandibular trepanation allows diseased mandibular incisors in guinea pigs
to be removed entirely within one surgery and thus represents a curative procedure.
Unlike the conventional extraction with luxators, it does not bear the risk of tooth
fractures resulting in tooth fragments remaining in the alveolus.
Schlüsselwörter
Kleinsäuger - Nager - Makrodont - Riesenzahn - Zahnerkrankung - Osteotomie - Zahnheilkunde
Key words
Small mammals - rodents - macrodont - giant tooth - dental disease - osteotomy - dentistry