Aktuelle Dermatologie 2021; 47(11): 472-473
DOI: 10.1055/a-1580-3465
Derma-Fokus

Weniger Basalzellkarzinome nach Metformin

Adalsteinsson JA. et al.
Metformin is associated with decreased risk of basal cell carcinoma: A whole-population case-control study from Iceland.

J Am Acad Dermatol 2021;
85: 56-61
DOI: 10.1016/j.jaad.2021.02.042
 

    Eine zunehmende Evidenz spricht für die antikarzinogene Wirkung des oralen Antidiabetikums Metformin, das mit selteneren Leber-, Pankreas-, Kolon- und Mammakarzinomen assoziiert war. Die populationsweite Fall-Kontroll-Studie aus Island zeigt die präventive Assoziation nun für das Basalzellkarzinom, wobei der Beleg für einen Kausalzusammenhang in randomisierten Folgestudien erbracht werden muss.


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    Metformin hemmt das den Zellzyklus und das Zellwachstum regulierende mTOR, die Proteinsynthese, steigert die Apoptose und Autophagie, aktiviert das Immunsystem, zerstört Tumorstammzellen, reduziert die Angiogenese, senkt Blutfette und Insulinspiegel und hemmt spezifisch den Hedgehog-Signalweg, der in der Pathogenese von Basalzellkarzinomen (BCC) eine Schlüsselrolle einnimmt. Bislang lagen nur einzelne Studien über die Assoziation von Metformin und BCC, invasiven Plattenepithelkarzinomen (SCC) und In-situ-Plattenepithelkarzinomen (SCCis) der Haut vor. Für die Überprüfung bot sich Island aus verschiedenen Gründen an:

    • überwiegend weiße und genetisch homogene Bevölkerung,

    • geringe UV-Exposition,

    • minimale Variation der landesweiten UV-Exposition,

    • Histologien im isländischen Krebsregister erfasst und

    • Metformin-Verschreibungen im elektronischen Rezeptregister einsehbar.

    Eine Metformin-Einnahme bestand bei mindestens 1 Verordnung, die ≥ 2 Jahre zurücklag. Die Autoren analysierten die täglichen Dosiseinheiten (DDU), die in der Primärindikation durchschnittlich 2 g betrage. Zu den Ausschlusskriterien gehörte die Einnahme von Azathioprin, das Keratinozytentumoren fördert. Die Analyseergebnisse wurden mit photosensibilisierenden Medikationen adjustiert.

    In der isländischen Bevölkerung erkrankten von 2003–2017 an einem BCC 4700 Patienten, an einem SCC 1013 und an einem SCCis 1167 Patienten. In den Kontrollgruppen (matched) waren 47 293, 11 961 und 10 367 Personen. Metformin beeinflusste die Wahrscheinlichkeit für BCC, SCC und SCCis unterschiedlich:

    • BCC OR 0,71 (95 %-KI 0,61–0,83),

    • SCC OR 1,01 (95 %-KI 0,78–1,30) und

    • SCCis OR 1,06 (95 %-KI 0,84–0,35).

    Das geringere Risiko für BCC bestand für alle Dosiskategorien, bei Männern und Frauen und insbesondere bei Personen > 60 Jahre (OR 0,69; 95 %-KI 0,59–0,82). Eine reduzierte Wahrscheinlichkeit für In-situ- und invasive Plattenepithelkar-zinome nach einer Metformin-Einnahme bestand nicht.

    Fazit

    Die populationsbasierte Studie belegte ein geringeres Auftreten von BCCs unter Metformin-Einnahme. Für SCC und SCCis bestätigte sich der Zusammenhang nicht. Im Gegenteil: Bei hohen DDU (501–1500) bestand eine Risikosteigerung. Die Autoren räumen ein, dass die in Island gebräuchliche Nutzung von Sonnenbänken, die Reiselust der Bevölkerung, Rauchgewohnheiten und der sozioökonomische Status nicht berücksichtigt wurden.

    Dr. med. Susanne Krome, Melle


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    Publication History

    Article published online:
    19 November 2021

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