Hall VJ.
et al.
SARS-CoV-2 infection rates antibodypositive compared with antibody-negative healthcare workers in England: a large, multicentre, prospective cohort study (SIREN).
Lancet 2021;
397: 1459-1469
DOI:
10.1016/S0140-6736(21)00675-9
Die SIREN-Studie (SARS-CoV-2 Immunity and Reinfection Evaluation Study) ist eine prospektive Kohortenstudie, an der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des britischen National Health Service teilnehmen. Zunächst erfolgte die Stratifizierung in eine antikörperpositive Gruppe (positiver Antikörper- und/oder PCR-Test) und eine antikörpernegative Gruppe (negative Tests). Zweiwöchentlich erfolgen elektronische Abfragen zu Symptomen und Expositionen, 4-wöchentlich ein Antikörpertest. Hauptendpunkt waren die Infektionsraten in den Gruppen.
Die meisten Personen waren Frauen und Weiße mit einem Alter von median 45,7 Jahren. In der positiven Gruppe waren 8278 und in der negativen Gruppe 17 383 Teilnehmer. Die Beobachtungszeit betrug median 275 und 195 Tage. Insgesamt erfolgten 220 484 PCR-Tests und 135 890 Antikörpertests. 52,2 % der Probanden erhielten während der Studie eine Impfung gegen SARS-CoV-2. Insgesamt kamen 1859 neue Infektionen vor. Dabei waren die antikörperpositive und -negative Gruppe unterschiedlich betroffen:
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Infektionen 155 vs. 1704,
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symptomatische Fälle 50,3 % vs. 80,3 %,
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Inzidenz 7,6/100 000 Personenetage vs. 57,3/100 000 Personentage und
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adjustiertes Inzidenzratenverhältnis 0,159 (95 %-KI 0,13–0,19).
Bei der Adjustierung wurde auch der Impfstatus berücksichtigt. Personen mit Reinfektion hatten den geringsten Schutz, wenn die Erstinfektion asymptomatisch verlaufen war (IRR 0,48; 95 %-KI 0,37–0,63). Das Intervall von der Erst- bis zur Zweitinfektion betrug median > 200 Tage. Die Autoren fanden keinen Hinweis darauf, dass die Virusvariante B.1.1.7 die Reinfektionsraten negativ beeinflusste.
Eine zurückliegende Infektion mit SARS-CoV-2 schützte mittelfristig mindestens 90 % vor einer erneuten Erkrankung. Wenn in Abhängigkeit von der serologischen, genetischen und virologischen Konstellation mögliche und wahrscheinliche Fälle ausgeschlossen wurden, betrug der Immunschutz immer noch 84 %. Da gleichzeitig jede 2. Reinfektion asymptomatisch verlief, bestehe das Risiko unbemerkter Transmissionen weiter.
Dr. med. Susanne Krome, Melle