Zusammenfassung
Ziel Angehörige von Menschen mit Glücksspielproblemen sind
mit gesundheitlichen, sozialen und emotionalen Belastungen konfrontiert. Bis
dato existiert jedoch kein etabliertes Konzept zur Unterstützung
für diese Zielgruppe. Deshalb sollen in dieser Studie zum einen
relevante Rahmenbedingungen und inhaltliche Aspekte der Arbeit mit
Angehörigen von Menschen mit Glücksspielproblemen
geklärt und zum anderen die Grundlage für die Entwicklung einer
Kurzintervention geschaffen werden.
Methodik Onlinegestützte deutschlandweite Befragung von
Suchthilfe-Mitarbeitenden (n=102) sowie Gruppendiskussion mit
Angehörigen (n=4) im Herbst 2019.
Ergebnisse Die befragten Mitarbeitenden in der Suchthilfe nannten als die
wichtigsten Themen für die Beratung von Angehörigen von Menschen
mit Glücksspielproblemen das Verhalten Angehöriger
gegenüber Betroffenen, Geldmanagement, den Umgang mit Emotionen,
Beziehungsberatung und Psychoedukation. Die meisten Befragten gaben an, die
Angehörigen im Einzelsetting (68%) in durchschnittlich 3
Sitzungen (Median 2,5; Min=1; Max=15) zu beraten. Der Abstand
zwischen den Sitzungen beträgt durchschnittlich 3 Wochen (Median 2
Wochen). Für die zu entwickelnde Kurzintervention wurden
Verantwortungsrückgabe und Selbstfürsorge (69%),
Problem-/Belastungsexploration (42%) und Tipps zur finanziellen
Existenzsicherung (28%) als die drei wichtigsten Themen
ausgewählt. Sowohl als Erfolgsfaktor für eine gelingende
Angehörigenberatung als auch für die Adhärenz der
Angehörigen wurde eine positive bzw. wertschätzende
Beziehungsgestaltung am häufigsten genannt. Die Ergebnisse aus der
Gruppendiskussion mit Angehörigen deuten in eine ähnliche
Richtung: Die Themen Verhalten als Angehörige gegenüber
Betroffenen, Abgrenzung/Verantwortlichkeiten und konkrete
Verhaltenstipps wurden als wichtig erachtet; jedoch ging es den
Angehörigen eher darum, sich „richtig“ zu verhalten,
während der Fokus der Suchthilfe auf der Abgrenzung und
Selbstfürsorge lag.
Schlussfolgerungen Die Studie liefert wichtige Hinweise auf relevante
Themen und Inhalte für die Beratung Angehöriger von Menschen mit
Glücksspielproblemen. Auf Basis dieser Ergebnisse soll im
nächsten Schritt eine Kurzintervention entwickelt werden. Hinsichtlich
der Beratungsmethoden herrscht jedoch weiterer Forschungsbedarf. Zum anderen
sollte untersucht werden, wie der Zugang der Angehörigen zum Hilfesystem
und dessen Bekanntheit optimiert sowie bestehende Barrieren vermindert werden
können.
Abstract
Purpose Gambling poses severe mental health strains for family members,
partners and friends of the gamblers. However, so far no established concept to
support these concerned significant others (CSOs) exists. Therefore, on the one
hand relevant framework conditions and content-related aspects of working with
the CSOs of people with gambling problems ought to be considered and on the
other hand an outline for a future short intervention was developed.
Methods Web-based survey of German addiction care staff (n=102)
and group discussion with CSOs (n=4) in autumn 2019
Results The addiction care employees named money management, dealing with
emotions, relationship counselling, psychoeducation and how to deal with a
gambling partner/kid as the most important topics. Most respondents
stated that they worked with the CSOs in individual settings (68%) in an
average of 3 sessions (median 2.5; min=1; max=15). The interval
between sessions was 3 weeks on average (median 2 weeks). For the planned short
intervention, the three most important topics were helping the gambler to take
responsibility again and thus increase their own well-being (69%),
problem/stress exploration (42%) and tips for securing financial
livelihoods (28%). The most frequently cited factor for successful
counselling of CSOs as well as for their adherence was creating a positive or
appreciative relationship. The results from the group discussion with CSOs point
in a similar direction. CSOs considered how to deal as CSO with the gambler,
setting limits/responsibilities and receiving specific tips as the most
important topics; however, the CSOs were more concerned with getting it
“right” while the focus of the addiction care was on
differentiation and the CSO’s own well-being.
Conclusion The study provides important information on relevant topics and
content for working with CSOs of people with gambling problems. Based on these
results, the next step is to develop a short intervention. However, there is a
need for further research with regard to counselling methods. Furthermore, it
should be investigated how CSOs' access the help system and its
popularity can be optimized and existing barriers can be reduced.
Schlüsselwörter Angehörige - Glücksspiel - Suchthilfe - ambulant - Beratung
Key words Concerned Significant Others - addiction care - outpatient - gambling - counselling