Geburtshilfe Frauenheilkd 2021; 81(12): 1307-1328
DOI: 10.1055/a-1471-4781
GebFra Science
Guideline/Leitlinie

Diagnostik und Therapie weiblicher genitaler Fehlbildungen (Teil 1). Leitlinie der DGGG, OEGGG und SGGG (S2k Level, AWMF-Registriernummer 015/052, Mai 2019)

Article in several languages: English | deutsch
Peter Oppelt
1   Universitätsklinik für Gynäkologie, Geburtshilfe & gynäkologische Endokrinologie, Kepler Universitätsklinikum Linz, Austria
,
Helge Binder
1   Universitätsklinik für Gynäkologie, Geburtshilfe & gynäkologische Endokrinologie, Kepler Universitätsklinikum Linz, Austria
,
Jacques Birraux
2   Klinik für Kinderchirurgie, Universitätsklinikum Genf, Genf, Switzerland
,
Sara Brucker
3   Universitäts-Frauenklinik, Tübingen, Germany
,
Irene Dingeldein
4   Universitätsklinik für Frauenheilkunde, Insel Spital, Bern, Switzerland
,
Ruth Draths
5   Frauenpraxis Buchenhof, Sursee, Switzerland
,
Felicitas Eckoldt
6   Klinik für Kinderchirurgie, Universitätsklinikum Jena, Jena, Germany
,
Ulrich Füllers
7   Gynäkologische Tagesklinik, Krefeld, Germany
,
Olaf Hiort
8   Hormonzentrum für Kinder und Jugendliche – Lübeck, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Lübeck, Germany
,
Dorit Hoffmann
9   Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Kantonsspital Winterthur, Winterthur, Switzerland
,
Markus Hoopmann
3   Universitäts-Frauenklinik, Tübingen, Germany
,
Jürgen Hucke
10   Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Agaplesion Bethesda Krankenhaus, Wuppertal, Germany
,
Matthias Korell
11   Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe, Johanna Etienne Krankenhaus, Neuss, Germany
,
Maritta Kühnert
12   Klinik für Geburtshilfe und Perinatalmedizin, Universitätsklinikum Marburg, Marburg, Germany
,
Barbara Ludwikowski
13   Klinik für Kinderchirurgie und -urologie, Kinder- und Jugendkrankenhaus auf der Bult, Hannover, Germany
,
Hans-Joachim Mentzel
14   Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie, Universitätsklinikum Jena, Jena, Germany
,
Dan mon OʼDey
15   Klinik für Plastische, Rekonstruktive und Ästhestische Chirurgie und Handchirurgie, Luisenspital Aachen, Aachen, Germany
,
Katharina Rall
3   Universitäts-Frauenklinik, Tübingen, Germany
,
Michael Riccabona
16   Klinische Abteilung für Kinderradiologie, Universitätsklinikum Graz, Graz, Austria
,
Stefan Rimbach
17   Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe, Krankenhaus Agatharied, Hausham, Germany
,
Norbert Schäffeler
18   Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Universitätsklinikum Tübingen, Tübingen, Germany
,
Sandra Shavit
19   Klinik für Kinderchirurgie, Luzerner Kantonsspital, Luzern, Switzerland
,
Raimund Stein
20   Zentrum für Kinder-, Jugend- und Rekonstruktive Urologie, Universitätsmedizin Mannheim, Mannheim, Germany
,
Boris Utsch
21   Abteilung für Allgemeine Pädiatrie und Neonatologie, Universitätsklinikum Gießen/Marburg, Gießen, Germany
,
Rene Wenzl
22   Universitätsklinik für Frauenheilkunde, Medizinische Universität Wien, Wien, Austria
,
Peter Wieacker
23   Institut für Humangenetik, Universitätsklinikum Münster, Münster, Germany
,
Mazen Zeino
24   Universitätsklinik für Kinderchirurgie, Insel Spital, Bern, Switzerland
› Author Affiliations
 

Zusammenfassung

Ziele Weibliche genitale Fehlbildungen treten z. T. singulär, organübergreifend oder im Zusammenhang mit komplexen Syndromen auf. Unter der Berücksichtigung der anatomischen Strukturen von Vulva, Scheide, Uterus und Adnexen kann sich die Fehlbildung in unterschiedlichsten klinischen Bildern darstellen. Je nach Ausprägung der Malformation können auch Organe des harnableitenden Systems oder assoziierte Malformationen mit einbezogen sein.

Methoden Diese S2k-Leitlinie wurde durch repräsentative Mitglieder verschiedener Professionen im Leitlinienprogramm der DGGG, SGGG und OEGGG entwickelt. Die Empfehlungen und Statements wurden in einem strukturierten Konsens unter neutraler Moderation abgestimmt.

Empfehlungen In der Leitlinie werden erstmals weibliche genitale Fehlbildungen der adulten Frau gemeinsam in Klinik, Diagnostik und Therapieoption abgehandelt. Weiter wurden Kapitel zur Klassifikation und Transition mit aufgenommen.


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I  Leitlinieninformationen

Leitlinienprogramm der DGGG, OEGGG und SGGG

Informationen hierzu finden Sie am Ende der Leitlinie.


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Zitierweise

Diagnosis and Therapy of Female Genital Malformations (Part 1). Guideline of the DGGG, OEGGG and SGGG (S2k Level, AWMF Registry Number 015/052, May 2019). Geburtsh Frauenheilk 2021; 81: 1307–1328


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Leitliniendokumente

Die vollständige deutsche Langfassung und eine DIA-Version dieser Leitlinien sowie eine Aufstellung der Interessenkonflikte aller Autoren befinden sich auf der Homepage der AWMF: http://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/015-052.html


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Leitliniengruppe

Siehe [Tab. 1] und [2].

Tab. 1 Federführender und/oder koordinierender Leitlinienautor.

Autor

AWMF-Fachgesellschaft

Prof. Dr. Peter Oppelt

Arbeitsgemeinschaft gynäkologische Endoskopie in DGGG, Österreichische Gesellschaft für Gynäkologie & Geburtshilfe

Tab. 2 Beteiligte Leitlinienautoren/innen.

Autor/in

Mandatsträger/in

DGGG-Arbeitsgemeinschaft (AG)/AWMF/Nicht-AWMF-Fachgesellschaft/Organisation/Verein

Binder Helge, Prof. Dr.

Arbeitsgemeinschaft gyn. Endoskopie in DGGG

Birraux Jacques, Dr.

Schweizerische Gesellschaft für Kinderchirurgie

Brucker Sara, Prof. Dr.

Arbeitsgemeinschaft gyn. Endoskopie in DGGG

Dingeldein Irene, Dr.

Schweizerische Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe

Draths Ruth, Dr.

Schweizerische Arbeitsgemeinschaft für Kinder- und Jugendgynäkologie

Eckoldt Felicitas, Prof. Dr.

Deutsche Gesellschaft für Kinderchirurgie

Füllers Ulrich, Dr.

Arbeitsgemeinschaft gyn. Endoskopie in DGGG

Hiort Olaf, Prof. Dr.

Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin

Hoffmann Dorit, Dr.

Schweizerische Gesellschaft für Pädiatrie

Hoopmann Markus, PD Dr.

Arbeitsgemeinschaft für Ultraschalldiagnostik in DGGG

Hucke Jürgen, Prof. Dr.

Arbeitsgemeinschaft gyn. Endoskopie in DGGG

Korell Matthias, PD Dr.

Arbeitsgemeinschaft gyn. Endoskopie in DGGG

Kühnert Maritta, Prof. Dr.

Arbeitsgemeinschaft Geburtshilfe & Pränatalmedizin in DGGG

Ludwikowski Barbara, PD Dr.

Deutsche Gesellschaft für Kinderchirurgie

Mentzel Hans-Joachim, Prof. Dr.

Gesellschaft für Pädiatrische Radiologie

OʼDey Dan mon, PD Dr.

Deutsche Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen

Rall Katharina, Dr.

AG Kinder- und Jugendgynäkologie in DGGG

Riccabona Michael, Univ.-Prof. Dr.

Gesellschaft für Pädiatrische Radiologie

Rimbach Stefan, PD Dr.

Arbeitsgemeinschaft gyn. Endoskopie in DGGG

Schäffeler Norbert, Dr.

Deutsches Kollegium für Psychosomatische Medizin

Shavit Sandra, Dr.

Schweizerische Gesellschaft für Kinderchirurgie

Stein Raimund, Prof. Dr.

Deutsche Gesellschaft für Urologie

Utsch Boris, PD Dr.

Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin

Wenzl Rene, Prof. Dr.

Österreichische Gesellschaft für Gynäkologie & Geburtshilfe

Wieacker Peter, Prof. Dr.

Deutsche Gesellschaft für Humangenetik

Zeino Mazen, Dr.

Schweizerische Gesellschaft für Kinderurologie

Die Moderation der Leitlinie wurde dankenswerterweise von Dr. Monika Nothacker (AWMF-zertifizierter Leitlinienberater/-moderator) übernommen.


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II  Leitlinienverwendung

Fragestellung und Ziele

Darstellung des sinnvollen diagnostischen und therapeutischen Vorgehens für Patientinnen mit angeborenen Fehlbildungen des weiblichen Genitales.


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Versorgungsbereich

  1. stationärer Versorgungssektor

  2. ambulanter Versorgungssektor

  3. teilstationärer Versorgungssektor

  4. primärärztliche/spezialisierte Versorgung


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Anwenderzielgruppe/Adressaten

Diese Leitlinie richtet sich an folgende Personenkreise:

  • Gynäkologinnen/Gynäkologe in der Niederlassung

  • Gynäkologinnen/Gynäkologe mit Klinikanstellung

  • Ärztinnen/Ärzte für Kinder- und Jugendheilkunde in der Niederlassung

  • Ärztinnen/Ärzte für Kinder- und Jugendheilkunde mit Klinikanstellung

  • Ärztinnen/Ärzte für Kinderchirurgie in der Niederlassung

  • Ärztinnen/Ärzte für Kinderchirurgie mit Klinikanstellung

  • Ärztinnen/Ärzte für Kinderradiologie in der Niederlassung

  • Ärztinnen/Ärzte für Kinderradiologie mit Klinikanstellung

  • Ärztinnen/Ärzte für Kinderurologie in der Niederlassung

  • Ärztinnen/Ärzte für Kinderurologie mit Klinikanstellung

  • psychosomatisch tätige Ärztinnen/Ärzte und Psychologinnen/Psychologen in der Niederlassung

  • psychosomatisch tätige Ärztinnen/Ärzte und Psychologinnen/Psychologen mit Klinikanstellung

Die Leitlinie dient auch zur Information für Angehörige von weiteren Gesundheitsberufen, die Patientinnen mit genitalen Fehlbildungen betreuen, z. B. Pflegekräfte.


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Verabschiedung und Gültigkeitsdauer

Die Gültigkeit dieser Leitlinie wurde durch die Vorstände/Verantwortlichen der beteiligten Fachgesellschaften/Arbeitsgemeinschaften/Organisationen/Vereine sowie durch den Vorstand der DGGG und der DGGG-Leitlinienkommission sowie der SGGG und OEGGG im 4. Quartal 2019 bestätigt und damit in ihrem gesamten Inhalt genehmigt. Diese Leitlinie besitzt eine Gültigkeitsdauer von 01.05.2019 bis 30.05.2024. Diese Dauer ist aufgrund der inhaltlichen Zusammenhänge geschätzt.


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III  Methodik

Grundlagen

Die Methodik zur Erstellung dieser Leitlinie wird durch die Vergabe der Stufenklassifikation vorgegeben. Das AWMF-Regelwerk (Version 1.0) gibt entsprechende Regelungen vor. Es wird zwischen der niedrigsten Stufe (S1), der mittleren Stufe (S2) und der höchsten Stufe (S3) unterschieden. Die niedrigste Klasse definiert sich durch eine Zusammenstellung von Handlungsempfehlungen, erstellt durch eine nicht repräsentative Expertengruppe. Im Jahr 2004 wurde die Stufe S2 in die systematische Evidenzrecherche-basierte (S2e) oder strukturelle konsensbasierte Unterstufe (S2k) gegliedert. In der höchsten Stufe S3 vereinigen sich beide Verfahren.

Diese Leitlinie entspricht der Stufe: S2k


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Empfehlungsgraduierung

Die Evidenzgraduierung nach systematischer Recherche, Selektion, Bewertung und Synthese der Evidenzgrundlage und eine daraus resultierende Empfehlungsgraduierung einer Leitlinie auf S2k-Niveau ist nicht vorgesehen. Es werden die einzelnen Statements und Empfehlungen nur sprachlich – nicht symbolisch – unterschieden ([Tab. 3]):

Tab. 3 Graduierung von Empfehlungen.

Beschreibung der Verbindlichkeit

Ausdruck

starke Empfehlung mit hoher Verbindlichkeit

soll/soll nicht

einfache Empfehlung mit mittlerer Verbindlichkeit

sollte/sollte nicht

offene Empfehlung mit geringer Verbindlichkeit

kann/kann nicht


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Statements

Sollten fachliche Aussagen nicht als Handlungsempfehlungen, sondern als einfache Darlegung Bestandteil dieser Leitlinie sein, werden diese als „Statements“ bezeichnet. Bei diesen Statements ist die Angabe von Evidenzgraden nicht möglich.


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Konsensusfindung und Konsensusstärke

Im Rahmen einer strukturierten Konsenskonferenz nach dem NIH-Typ (S2k/S3-Niveau) stimmen die berechtigten Teilnehmer der Sitzung die ausformulierten Statements und Empfehlungen ab. Der Ablauf war wie folgt: Vorstellung der Empfehlung, inhaltliches Nachfragen, Vorbringen von Änderungsvorschlägen, Abstimmung aller Änderungsvorschläge. Bei Nichterreichen eines Konsensus (> 75% der Stimmen) Diskussion und erneute Abstimmung. Abschließend wird abhängig von der Anzahl der Teilnehmer die Stärke des Konsensus ermittelt ([Tab. 4]).

Tab. 4 Einteilung zur Zustimmung der Konsensusbildung.

Symbolik

Konsensusstärke

prozentuale Übereinstimmung

+++

starker Konsens

Zustimmung von > 95% der Teilnehmer

++

Konsens

Zustimmung von > 75 – 95% der Teilnehmer

+

mehrheitliche Zustimmung

Zustimmung von > 50 – 75% der Teilnehmer

kein Konsens

Zustimmung von < 51% der Teilnehmer


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Expertenkonsens

Wie der Name bereits ausdrückt, sind hier Konsensusentscheidungen speziell für Empfehlungen/Statements ohne vorige systemische Literaturrecherche (S2k) oder aufgrund von fehlenden Evidenzen (S2e/S3) gemeint. Der zu benutzende Expertenkonsens (EK) ist gleichbedeutend mit den Begrifflichkeiten aus anderen Leitlinien wie „Good Clinical Practice“ (GCP) oder „klinischer Konsensuspunkt“ (KKP). Die Empfehlungsstärke graduiert sich gleichermaßen wie bereits im Kapitel Empfehlungsgraduierung beschrieben ohne die Benutzung der aufgezeigten Symbolik, sondern rein semantisch („soll“/„soll nicht“ bzw. „sollte“/„sollte nicht“ oder „kann“/„kann nicht“).


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IV  Leitlinie

1  Epidemiologie

Die Daten zur Epidemiologie genitaler Fehlbildungen sind oft älter und stammen meist aus retrospektiven Studien und Fallberichten [1], [2].

Konsensbasiertes Statement 1.S1

Expertenkonsens

Konsensusstärke +++

Die Inzidenz genitaler Fehlbildungen liegt in der weiblichen Allgemeinbevölkerung bei 3,0 – 6,7%, über 7% bei Sterilitätspatientinnen und ca. 17% bei Patientinnen mit habituellen Aborten.

Im Vergleich zur Normalbevölkerung resultieren bei vorhandener, insbesondere uteriner Fehlbildung signifikant höhere Abortraten.


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2  Ätiologie von Störungen der Müllerʼschen Gänge

Konsensbasiertes Statement 2.S2

Expertenkonsens

Konsensusstärke +++

Bestimmte Mikrodeletionen und Mikroduplikationen können Störungen der Müllerʼschen Gänge hervorrufen.

Mutationen in Genen wie LHX1, WNT4 und WNT9B gehen mit Störungen der Müllerʼschen Gänge einher.


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3  Klassifikation

Über viele Jahre wurde die Fehlbildungsklassifikation der „American Fertility Society“ (AFS) als Standard angesehen. Da Fehlbildungen sich in einer großen Varianz zeigen, wurden die Klassifikationen VACUAM [3] und die der ESHRE/ESGE [4] entwickelt. Beide orientieren sich an den anatomischen Strukturen. In diesem Zusammenhang ist es ebenfalls wichtig, assoziierte Fehlbildungen mit zu berücksichtigen.

Konsensbasierte Empfehlung 3.E1

Expertenkonsens

Konsensusstärke +++

Um eine Fehlbildung replizierbar zu erfassen, sollten die Klassifikationen ESHRE/ESGE oder VCUAM benutzt werden.

Konsensbasiertes Statement 3.S3

Expertenkonsens

Konsensusstärke +++

Die anatomischen Klassifikationen ESHRE/ESGE & VCUAM bieten derzeit die beste Option, eine Fehlbildung suffizient abzubilden.


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4  Diagnostik

Konsensbasierte Empfehlung 4.E2

Expertenkonsens

Konsensusstärke +++

Bei pränatalem V. a. eine Genitalfehlbildung ist die weiterführende Abklärung, Diagnostik und interdisziplinäre Beratung an entsprechenden Einrichtungen zu empfehlen.

Konsensbasiertes Statement 4.S4

Expertenkonsens

Konsensusstärke +++

Im Rahmen der Ultraschallscreeninguntersuchungen erhobene Befunde können auf Genitalfehlbildungen hinweisen.

Konsensbasierte Empfehlung 4.E3

Expertenkonsens

Konsensusstärke +++

Bei Vorsorgeuntersuchungen im Kindesalter sollte auf weibliche Genitalfehlbildungen geachtet werden. Bei V. a. eine Genitalfehlbildung ist die weiterführende Abklärung, Diagnostik und ggf. interdisziplinäre Beratung zu empfehlen. Bei Kindern und Jugendlichen soll auf den Schutz vor ungerechtfertigten diagnostischen Maßnahmen geachtet werden.

Konsensbasiertes Statement 4.S5

Expertenkonsens

Konsensusstärke +++

Die Diagnostik bei V. a. weibliche genitale Fehlbildungen im Kindes- und Jugendalter setzt viel Erfahrung, ein kindgerechtes Instrumentarium und Ambiente sowie ein gutes Einfühlungsvermögen der Untersucher voraus.

Konsensbasierte Empfehlung 4.E4

Expertenkonsens

Konsensusstärke +++

Bei Vorliegen von weiblichen genitalen Fehlbildungen soll auf die Assoziation zu anderen anatomischen Fehlbildungen, Syndromen oder Symptomkomplexen geachtet werden. Bei der Bildgebung sollen Methoden ohne ionisierende Strahlung bevorzugt eingesetzt werden. Mittel der Wahl ist der Ultraschall.

Konsensbasiertes Statement 4.S6

Expertenkonsens

Konsensusstärke +++

Anomalien der Nieren und des harnableitenden Systems können mit weiblichen genitalen Fehlbildungen assoziiert sein. Weibliche genitale Fehlbildungen können Bestandteil von Syndromen sein.


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5  Transition

5.1  Einführung und Begriffserklärung

Konsensbasierte Empfehlung 5.E5

Expertenkonsens

Konsensusstärke +++

Jugendliche mit genitalen Fehlbildungen sollen während der 3 Phasen der Pubertät entsprechend ihrer Reife auf die Transition vorbereitet werden.

Die Transition soll eine längerfristige und kontinuierliche Begleitung in die Erwachsenenzeit umfassen.

Konsensbasiertes Statement 5.S7

Expertenkonsens

Konsensusstärke +++

Viele Jugendliche mit chronischen Erkrankungen und Medikamenteneinnahme entziehen sich während der Pubertät zunehmend der ärztlichen Kontrolle, zeigen eine schlechtere Compliance und gehen oft in der Transition verloren („Lost in Transition“), was sich negativ auf Gesundheit und Lebenserwartung der Betroffenen auswirkt.


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5.2  Assoziierte Fehlbildungen

Konsensbasierte Empfehlung 5.E6

Expertenkonsens

Konsensusstärke +++

Bevor ein komplexer operativer Eingriff vorgenommen wird, soll die fachlich kompetente Nachbetreuung, auch längerfristig, besprochen und die Transition sichergestellt werden.

Um assoziierte Fehlbildungen rechtzeitig zu erkennen, sollen weibliche Jugendliche mit urogenitaler Fehlbildung spätestens ab Tanner-Stadium B3 von einer kinder- und jugendgynäkologisch ausgebildeten Fachperson untersucht und eine entsprechende Abflussbehinderung ausgeschlossen werden.

Konsensbasiertes Statement 5.S8

Expertenkonsens

Konsensusstärke +++

Weibliche genitale Fehlbildungen, wiederholte genitale Operationen und Funktionsstörungen wie Inkontinenz können zu Verunsicherung und bleibender Ablehnung von Sexualität und Intimität führen. Eine vertrauensvolle Arzt-Patient-Beziehung in der Zeit der Pubertät kann die Therapietreue stärken und die Compliance verbessern.


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5.3  Multidisziplinäres Team

Konsensbasierte Empfehlung 5.E7

Expertenkonsens

Konsensusstärke +++

Kinder und Jugendliche mit komplexen genitalen Fehlbildungen sollen in einem multidisziplinären Team besprochen und von einer in Kinder- und Jugendgynäkologie geschulten Fachperson auch in der Transition begleitet werden.

Konsensbasiertes Statement 5.S9

Expertenkonsens

Konsensusstärke +++

Zentren, die Operationen bei Kindern und Jugendlichen mit genitalen Fehlbildungen vornehmen, sollen die Beratung und das Therapiekonzept interdisziplinär mit Vertretern aller beteiligten medizinischen und psychosozialen Fachbereichen unter Einbezug der Kinder- und Jugendgynäkologie besprechen und die Transition langfristig planen.


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5.4  Konkrete Aufgaben der Transition

Konsensbasierte Empfehlung 5.E8

Expertenkonsens

Konsensusstärke +++

Bei Mädchen mit genitaler Fehlbildung soll die Transition entsprechend einer Checkliste (siehe Langfassung) erfolgen. Zentrale Themen der Transition wie Sexualaufklärung, Kontrazeption, frühzeitige präkonzeptionelle Beratung sowie Unterstützung der Eigenständigkeit sind gerade bei Personen mit genitalen Fehlbildungen besonders wichtig und sollen sorgfältig und mit entsprechendem Fachwissen erfolgen.

Konsensbasiertes Statement 5.S10

Expertenkonsens

Konsensusstärke +++

Für Mädchen mit genitaler, urogenitaler oder anogenitaler Fehlbildung ist die korrekte Begleitung und Unterstützung in der Transition essenziell.


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6  Fehlbildungen der Vulva

Die Wiederherstellung von Form und Funktion des äußeren weiblichen Genitales basiert auf der Re-Etablierung morphologischer Eigenschaften [5].

Konsensbasierte Empfehlung 6.E9

Expertenkonsens

Konsensusstärke +++

Für rekonstruktive Chirurgie an der Vulva sollen die Behandelnden über mikrochirurgisch-anatomische Expertise verfügen und diese Region als Komposition verschiedener anatomischen Einheiten verstehen.

Aufgrund der Komplexität möglicher anatomischer Beeinträchtigungen sollte die rekonstruktive Chirurgie der äußeren weiblichen Genitalien neben generell-operativen Prinzipien insbesondere spezialisierte Verfahren berücksichtigen, um ein optimales Outcome zu erreichen [6].

Konsensbasiertes Statement 6.S11

Expertenkonsens

Konsensusstärke +++

Angeborene Fehlbildungen des äußeren weiblichen Genitales und deren Behandlungen können mit einer erheblichen Beeinflussung der psychosozialen, aber auch psychosexuellen Integrität der betroffenen Patientinnen einhergehen.

Die Region des äußeren weiblichen Genitales ist als „Komposition verschiedener anatomischer Einheiten“ zu verstehen.

Komplexe Rekonstruktionen der Vulva verlangen vom Operateur eingehende Kenntnisse der speziellen Anatomie und plastisch-rekonstruktiver Operationsverfahren.


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7  Fehlbildungen der Vagina

7.1  Vaginalsepten

(ESHRE/ESGE Class V1 – 3; VCUAM V1 – 5)

7.1.1  Longitudinales nicht obstruierendes Septum (V1)

(ESHRE/ESGE Class V1; VCUAM V2)

7.1.1.1  Diagnostik

Für die sichere Diagnose eines longitudinalen Vaginalseptums ist eine Spekulumuntersuchung meist unersetzlich.

Vaginale Septen sind in mehr als 87% mit uterinen Fehlbildungen assoziiert. Auch auf häufig vorkommende Anomalien der Nieren und des ableitenden Harnsystems hin muss untersucht werden [7], [8].


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7.1.1.2  Therapie

Die Dissektion des Septums entlang zweier langer gerader Klemmen stellt die Therapie der Wahl dar.

Konsensbasierte Empfehlung 7.E10

Expertenkonsens

Konsensusstärke +++

Eine operative Therapie longitudinaler nicht obstruierender Vaginalsepten soll jederzeit bei Beschwerden oder aber bei geplanter Schwangerschaft zur Erleichterung einer vaginalen Entbindung erwogen werden. Siehe auch Kapitel 13 in Teil 2 der Leitlinie.

Konsensbasiertes Statement 7.S12

Expertenkonsens

Konsensusstärke +++

Longitudinale nicht obstruierende Vaginalsepten sind nicht selten asymptomatisch.


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7.1.2  Longitudinales obstruierendes Vaginalseptum

(ESHRE/ESGE Class V2; VCUAM V5a)

7.1.2.1  Diagnostik

Für die sichere Diagnose eines obstruierenden longitudinalen Septums, welches sich meist zervixnah befindet, und zur Festlegung des therapeutischen Vorgehens ist eine Spekulumuntersuchung unersetzlich. Sonografisch zeigt sich ein Hämatokolpos und ggf. eine Hämatometra auf der obstruierten Seite, sowie häufig eine Nierenanomalie. In letzter Zeit bekommt auch hier die 3-D-Sonografie einen immer größeren Stellenwert [9], [10].

Eine Kernspintomografie (MRT) kann bei der Differenzialdiagnose der verschiedenen obstruierenden Fehlbildungen helfen [11], [12].


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7.1.2.2  Therapie

Die Therapie besteht aus einer Resektion des Septums, indem an der sich vorwölbenden Stelle zunächst mit einer Kanüle aspiriert und dann der partielle Anteil des Septums scharf reseziert wird. Eine Stenosierung muss vermieden werden.


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7.1.3  Hymenalatresie und transversales Vaginalseptum

(ESHRE/ESGE Class V3; VCUAM V1b)

7.1.3.1  Hymenalatresie

7.1.3.1.1  Diagnostik

Bei der Inspektion fällt das vorgewölbte Hymen auf. Sonografisch lässt sich ein Hämatokolpos und ggf. auch bereits eine Hämatometra darstellen.

7.1.3.1.2  Therapie

Die operative Korrektur wird durch mittige Inzision des Hymens und Resektion über einem in der Scheide geblockten Blasenkatheter mit einem Laser oder monopolarer Stromnadel vorgenommen. Meist erfolgt eine kreuzförmige oder zirkuläre Exzision [12], [13].


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7.1.3.2  Transversales Vaginalseptum

7.1.3.2.1  Diagnostik

Die Diagnose wird mithilfe einer Spekulumuntersuchung in Kombination mit einer Sonografie und ggf. einem MRT gestellt.

7.1.3.2.2  Therapie

Die operative Therapie besteht in der Exzision des Septums. In komplexen Fällen und bei dickwandigen Septen muss die Therapie häufig mit einem abdominalen Zugang (per Laparoskopie oder Laparotomie) sowie ggf. mit Lappenplastiken kombiniert werden [14].

Konsensbasierte Empfehlung 7.E11

Expertenkonsens

Konsensusstärke +++

Obstruierende Vaginalsepten, die in der Pubertät symptomatisch werden, sollen in der Regel zeitnah operativ therapiert werden. Eine detaillierte Diagnostik soll vor dem operativen Vorgehen erfolgen. Für die Behandlung sollte eine entsprechende Expertise vorhanden sein.

Konsensbasiertes Statement 7.S13

Expertenkonsens

Konsensusstärke +++

Obstruierende longitudinale und transversale Vaginalsepten werden in der Neugeborenenphase (Mukokolpos) oder häufig erst bei Beschwerden in der Pubertät (Hämatokolpos) symptomatisch. Der Schweregrad der Eingriffe reicht von relativ einfach bis hochkomplex.


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7.2  Vaginalaplasie

(ESHRE/ESGE Class V4; VCUAM V5b)

7.2.1  Diagnostik

Es finden sich meist ein blind endendes Vaginalgrübchen von ein bis wenigen Zentimetern Länge sowie sonografisch ein komplett fehlender oder nur rudimentär ausgebildeter Uterus in Form von beidseitigen Uterusanlagen. Durch eine Sonografie der Nieren können assoziierte Fehlbildungen diagnostiziert werden. Mit einem MRT ist es zudem möglich, weitere assoziierte Fehlbildungen zu erkennen und rudimentäre Müller-Gang-Strukturen zu charakterisieren [15], [16].


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7.2.2  Therapie

Ziel der Therapie bei Vaginalaplasie ist die Anlage einer adäquat langen und weiten Neovagina. Konservative und zahlreiche operative Methoden zur Neovaginaanlage sind bislang beschrieben worden. Eine Übersicht der einzelnen Verfahren wurde in [Tab. 5] zusammengestellt.

Tab. 5 Übersicht der Methoden zur Behandlung von vaginalen Fehlbildungen.

Methode

Vorteile

Nachteile

Komplikationen

nicht operative Selbstdehnung nach Frank

keine OP-Risiken, keine OP-Komplikationen, keine Narkose

langwierige Therapie, schmerzhaft, erfordert höchste Motivation und stringente Anleitung, dauerhafte Anwendung nötig, da Schrumpfungsneigung, wenn kein regelmäßiger GV, eher geringere Neovaginalänge

Risiko der falschen Technik mit z. B. Dilatation der Urethra, urethrovaginale/rektovaginale Fistel, Prolapsgefahr

operative Methoden

1.  Neovaginaanlage durch Dissektion (vaginale Tunnelung) zwischen Blase und Rektum und Verwendung eines Transplantates

Schrumpfungstendenz mit regelmäßiger postoperativer Dilatationsnotwendigkeit oder sexueller Aktivität, ggf. sichtbare Narbe an der Transplantat-Entnahmestelle (Spalthaut), fehlende bis mäßige Lubrikation, Haarwachstum

Prolaps, Fisteln, Darm- und Harnblasenverletzung, Karzinomentstehung, häufiger Granulationsgewebe

1.1 McIndoe-Technik und Modifikationen

bei McIndoe: relativ einfache Methode, kein abdominaler Zugang nötig, bei funktionsfähigem Uterus möglich

1.2 Davydov-Technik

bei Davydov gute Vaginallängen, auch bei genitalen Narben nach Vor-OPs möglich

2.  Neovaginaanlage durch Dissektion (vaginale Tunnelung) zwischen Blase und Rektum ohne Verwendung eines Transplantates

2.1 Wharton-Sheares-George

relativ einfache Methode bei sichtbaren Gangstrukturen, kein abdominaler Zugang nötig

Schrumpfungstendenz mit regelmäßiger lebenslanger postoperativer Dilatationsnotwendigkeit oder sexueller Aktivität, Granulationsgewebe

Zystozelen-/Rektozelenbildung, Dehiszenz

3.  Lappenplastiken

3.1 Vollhauttransplantate und Lappenplastiken zur vaginalen Auskleidung

3.2 vulvovaginale Rekonstruktion

kein abdominaler Zugang nötig, primäre Wundheilung, wenig Stenosen, gute Erfolgsraten

Haarwachstum im Bereich der Neovagina, Fluor, Fisteln, Dyspareunie, Narbenbildung im Bereich der Entnahmestelle, unphysiologische Anatomie/Winkel der Neovagina

Lappennekrosen, Wundheilungsstörungen, Infektionen, Inkontinenz, Thrombembolien, Granulationsgewebe, Prolaps

4.  Darmscheiden

geringere Schrumpfungsneigung, gute Lubrikation, häufig keine Nachbehandlung mit Phantomen notwendig

aufwendige Operation, exzessiver übelriechender Fluor, Dyspareunie, Narbenbildung

schwere Komplikationen bis zur Todesfolge, Blasen-/Darmverletzungen, Infektionen, Anastomoseninsuffizienz, Ileus, Prolapsneigung, Kolitiden, Karzinomentstehung, Granulationsgewebe

4.  operative Dehnung durch Zug

4.1 Vecchietti-Methode und Modifikationen

4.2 Ballonbasierte Methode

gute Erfolgsraten, physiologisches funktionelles Vaginalepithel, gute Lubrikation, bislang kein Prolaps, kurze Spanndauer, keine Langzeitanwendung von Dilatatoren nötig, auch bei Beckennieren problemlos möglich

spezielles Instrumentarium nötig, suffiziente Analgesie während Spanndauer nötig, postoperative Phantombehandlung über mehrere Monate

Darmverletzung, Blasenverletzung, Granulationsgewebe

7.2.2.1  Nicht operative Methoden

Die vaginale Selbstdehnung wurde erstmals 1938 von Frank beschrieben [17].

Konsensbasierte Empfehlung 7.E12

Expertenkonsens

Konsensusstärke +++

Die Selbstdehnungstherapie kann bei hoch motivierter, gut angeleiteter Patientin als Primärtherapie erwogen werden, wenn diese einem operativem Vorgehen zunächst oder überhaupt ablehnend gegenübersteht oder deutlich erhöhte OP-Risiken aufweist. Für die Behandlung sollte eine entsprechende Expertise vorhanden sein.

Konsensbasiertes Statement 7.S14

Expertenkonsens

Konsensusstärke +++

Mithilfe von an Länge und Weite zunehmenden Vaginalstents soll die Patientin täglich über mehrere Monate für mindestens 30 Minuten Druck auf das vorhandene Vaginalgrübchen ausüben.

Anwendbar vor geplanter Uterustransplantation.


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7.2.2.2  Operative Methoden

Neovaginaanlage durch Dissektion (vaginale Tunnelung) zwischen Blase und Rektum und Verwendung eines Transplantates.

7.2.2.2.1  McIndoe-Technik und Modifikationen

Die Tunnelung der Neovagina erfolgt bis zum Douglas-Peritoneum. Ein Spalthauttransplantat, welches meist von Gesäß oder Oberschenkel der Patientin stammt, wird zur Deckung der Neovagina verwendet.

Konsensbasierte Empfehlung 7.E13

Expertenkonsens

Konsensusstärke +++

Die McIndoe-Technik kann als Methode der Wahl bei Patientinnen nach ausgedehnten abdominalen Voroperationen oder mit funktionsfähigem Uterus angesehen werden. Für die Behandlung sollte eine entsprechende Expertise vorhanden sein.

Konsensbasiertes Statement 7.S15

Expertenkonsens

Konsensusstärke +++

Die originale McIndoe-Technik verwendet ein Spalthauttransplantat zur Deckung der Neovagina, welches meist von Gesäß oder Oberschenkel der Patientin stammt.

Anwendbar vor geplanter Uterustransplantation.

7.2.2.2.2  Davydov-Technik

Die ursprüngliche Technik wurde weitgehend durch ein laparoskopisches Vorgehen ersetzt, was zu geringerem Blutverlust und postoperativen Schmerzen, kürzerem Krankenhausaufenthalt, schnellerer Genesung und besseren kosmetischen Ergebnissen führte [18], [19].

Konsensbasierte Empfehlung 7.E14

Expertenkonsens

Konsensusstärke +++

Für die Davydov-Methode gilt, dass sie auch angewandt werden kann nach vorausgegangener genitaler Operation mit Narbenbildung, da das Vaginalepithel nicht elastisch sein muss. Für die Behandlung sollte eine entsprechende Expertise vorhanden sein.

Konsensbasiertes Statement 7.S16

Expertenkonsens

Konsensusstärke +++

Beim Davydov erfolgt primär eine Dissektion des rektovesikalen Raum. Anschließend wird von transabdominal das Peritoneum mobilisiert, durch den geschaffenen Raum gezogen und im Bereich des Introitus angenäht. Der Verschluss des Apex der Neovagina erfolgt mit einer Tabaksbeutelnaht.


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7.2.2.3  Operative Methoden

Neovaginaanlage durch Dissektion (vaginale Tunnelung) zwischen Blase und Rektum ohne Verwendung eines Transplantates.

7.2.2.3.1  Wharton-Sheares-George

Die Vereinfachung nach Wharton-Sheares-George [20] kommt nunmehr ohne primäre Überkleidung des operativ erzeugten Hohlraumes mit Fremdgewebe (weder auto- noch heterolog) aus und vermeidet somit auch Probleme durch diese Transplantation.

Konsensbasierte Empfehlung 7.E15

Expertenkonsens

Konsensusstärke +++

Die Methode nach Wharton-Sheares kann bei sichtbaren obliterierten Müllerʼschen Gängen als eine der primären Methode eingesetzt werden. Es liegen aber bisher keine Outcome-Daten vor, inwieweit diese bei insbesondere Beckennieren anwendbar ist.

Für die Behandlung sollte eine entsprechende Expertise vorhanden sein.

Konsensbasiertes Statement 7.S17

Expertenkonsens

Konsensusstärke +++

Bei der Wharton-Sheares-George-Methode wird die Neovagina durch Sondierung der obliterierten Müllerʼschen Gänge durch Hegar-Stifte aufsteigender Größe geschaffen. Anwendbar vor geplanter Uterustransplantation.


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7.2.2.4  Lappenplastiken

7.2.2.4.1  Vollhauttransplantate und Lappenplastiken zur vaginalen Auskleidung

Die meisten dieser Methoden leiden darunter, dass sie sichtbare Narben hinterlassen, sich Keloid bildet und die Lubrikation insuffizient ist.

Konsensbasierte Empfehlung 7.E16

Expertenkonsens

Konsensusstärke +++

Aufgrund von Narbenbildung, Komplexität und potenzieller Lappenverluste bleiben Lappenplastiken Patientinnen mit malignen Erkrankungen und daraus resultierender Notwendigkeit zur Exenteration oder anderen ausgedehnteren pelvinen Operationen vorbehalten. Für die Behandlung sollte eine entsprechende Expertise vorhanden sein.

Konsensbasiertes Statement 7.S18

Expertenkonsens

Konsensusstärke +++

Verfahren wie Gracilis-, Glutaeus-, Vulvoperineal- oder Skapulalappen wurden vermehrt in den 1980er- und 1990er-Jahren beschrieben und werden heute seltener angewandt.

7.2.2.4.2  Vulvovaginale Rekonstruktion

Einwand gegen diese Methode ist die abnorme Lage der Vagina, der dadurch resultierende für den Koitus ungünstige Winkel, sowie ggf. die fehlende Lubrikation.

Konsensbasierte Empfehlung 7.E17

Expertenkonsens

Konsensusstärke +++

Aufgrund von Narbenbildung, Komplexität und potenzieller Lappenverluste bleiben Lappenplastiken Patientinnen mit malignen Erkrankungen und daraus resultierender Notwendigkeit zur Exenteration oder anderen ausgedehnteren pelvinen Operationen vorbehalten. Für die Behandlung sollte eine entsprechende Expertise vorhanden sein.

Konsensbasiertes Statement 7.S19

Expertenkonsens

Konsensusstärke +++

Williams beschrieb diese Technik als erster, bei der er einen externen Sack bildete, indem er die Labia majora so zusammennähte, dass sie eine kurze vertikale Vagina bildeten.


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7.2.2.5  Darmscheiden

Nach Bildung eines Tunnels zwischen Rektum und Blase wird ein ausgeschaltetes Darmsegment als Schleife in die Neovagina gebracht und am Introitus befestigt [21].

Konsensbasierte Empfehlung 7.E18

Expertenkonsens

Konsensusstärke +++

In der Kinderurologie/-chirurgie stellt die Scheidenrekonstruktion mittels Darm bei komplexen urogenitalen Fehlbildungen eine etablierte Methode dar. Hierzu im Gegensatz ist diese OP-Methode aufgrund der hohen Komplikationsraten und der Größe des Eingriffs bei erwachsenen Patientinnen nur solchen mit primär onkologischen Fragestellungen oder nach ausgedehnten Voroperationen vorbehalten. Für die Behandlung sollte eine entsprechende Expertise vorhanden sein.

Konsensbasiertes Statement 7.S20

Expertenkonsens

Konsensusstärke +++

Zur Anlage einer Darmscheide wurden bislang meist Ileum, Rektum und Sigma verwendet.

Nicht sinnvoll vor geplanter Uterustransplantation aufgrund erhöhter Infektionsgefahr bei Darmflora.


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7.2.2.6  Operative Dehnung durch Zug

Vecchietti-Methode und Modifikationen

Durch Verbindung der Dehnungsolive über Zugfäden mit einem Spannapparat, der subumbilikal oder suprapubisch auf der Bauchdecke zu liegen kommt, kann der Zug täglich erhöht werden, sodass innerhalb von 4 – 7 Tagen eine Neovagina von 10 – 12 cm Länge erreicht wird [22], [23].

Konsensbasierte Empfehlung 7.E19

Expertenkonsens

Konsensusstärke +++

Aufgrund der zahlenmäßigen Erfahrung mit wenigen Komplikationen weltweit stellt diese Therapie eine weitere primäre operative Methode bei angeborenen Fehlbildungen dar, da sie vor allem auch anwendbar ist bei assoziierten Nierenfehlbildungen und keine lebenslange Dilatation benötigt. Für die Behandlung sollte eine entsprechende Expertise vorhanden sein.

Konsensbasiertes Statement 7.S21

Expertenkonsens

Konsensusstärke +++

Das Prinzip besteht darin, dass mithilfe einer Dehnungsolive oder eines Steckgliedphantoms passiver Zug auf das Vaginalgrübchen ausgeübt wird.

Anwendbar vor geplanter Uterustransplantation.


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8  Fehlbildungen Zervix

8.1  Cervix duplex

(ESHRE/ESGE C1+2; VCUAM C1)

8.1.1  Spezielle Diagnostik

Kongenitale Anomalien der Zervix sind insgesamt sehr seltene Fehlbildungen.

Die Cervix duplex bezeichnet den kompletten Müllerʼschen Fusionsdefekt auf der Höhe der Zervix. Die Diagnose erfolgt durch klinische Untersuchung, Bildgebung mit Ultraschall und MRT sowie invasiv endoskopisch.


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8.1.2  Therapie

Im Vordergrund steht die Therapie der Begleitfehlbildungen der Vagina und des Uterus.

Konsensbasierte Empfehlung 8.E20

Expertenkonsens

Konsensusstärke +++

Therapeutisch steht die Korrektur von Begleitfehlbildungen (Uterus, Vagina) im Vordergrund. Eine Resektion einer Cervix duplex sollte nicht durchgeführt werden, aufgrund des nicht abzuschätzenden Risikos einer Zervixinsuffizienz in der Schwangerschaft.

Konsensbasiertes Statement 8.S22

Expertenkonsens

Konsensusstärke +++

  1. Unter Cervix duplex versteht man den kompletten Fusionsdefekt auf Höhe der Zervix.

  2. Anomalien der Zervix sind selten.

  3. Eine primäre Sterilität kann vorliegen.

  4. Das Belassen oder die Dissektion der Duplikatur sind beschrieben.


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8.2  Zervixaplasie

(ESHRE/ESGE C3 + 4; VCUAM C2a/b)

8.2.1  Spezielle Diagnostik

Eine fehlende Zervix stellt das Vollbild der Zervixaplasie im Sinne einer kompletten Agenesie dar. Gefunden werden aber auch eine Obstruktion bei vorhandener Zervix, Zervixresiduen oder ein bindegewebiger Strang [24].

In Abhängigkeit von der Form der Fehlbildung besteht die Symptomatik in einer primären Amenorrhö oder Kryptomenorrhö mit zyklischen Unterbauchschmerzen bei obstruktiver Fehlbildung, sie kann auch ganz fehlen oder sich auf eine primäre Sterilität beschränken [25].

Die Diagnose erfolgt durch klinische Untersuchung, Bildgebung mit Ultraschall und MRT sowie invasiv endoskopisch.


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8.2.2  Therapie

Die Therapie ist chirurgisch, entweder als Hysterektomie oder Rekonstruktion durch zervikozervikale bzw. uterovaginale Anastomose [21], [26].

Bei der Entscheidungsfindung müssen auch potenzielle Komplikationen bei Eintritt einer Schwangerschaft berücksichtigt werden, etwa eine mögliche Assoziation mit Plazentationsstörungen [27].

Konsensbasierte Empfehlung 8.E21

Expertenkonsens

Konsensusstärke +++

Als temporärer konservativer Ansatz zur Unterdrückung der Endometriumproliferation soll eine medikamentöse Therapie verabreicht werden. Als Therapieoptionen können rekonstruktive Konzepte oder die Hysterektomie oder Hemihysterektomie erwogen werden. Es soll darüber aufgeklärt werden, dass auch nach einer Rekonstruktion eine erfolgreiche Schwangerschaft sehr selten ist.

Konsensbasiertes Statement 8.S23

Expertenkonsens

Konsensusstärke +++

  1. Zervixaplasie bezeichnet das komplette Fehlen der Zervix; gefunden werden aber auch dysgenetische Formen mit unterschiedlicher Ausprägung einer Zervixanlage. Die Zervixaplasie kommt isoliert oder kombiniert mit anderen Müllerʼschen Fehlbildungen vor.

  2. Die klinische Symptomatik besteht je nach Ausprägung in primärer Amenorrhö oder Kryptomenorrhö mit zyklischen Unterbauchschmerzen, kann aber auch fehlen oder sich auf eine primäre Sterilität beschränken.


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Conflict of Interest/Interessenkonflikt

The conflicts of interest of all of the authors are listed in the German-language long version of the guideline./Die Interessenkonflikte der Autoren sind in der Langfassung der Leitlinie aufgelistet.

  • References/Literatur

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Correspondence/Korrespondenzadresse

Prof. Peter Oppelt
Johannes Kepler University Linz
Gynecology, Obstetrics and gyn. Endocrinology
Krankenhausstraße 26–30
4020 Linz
Austria   

Publication History

Received: 28 March 2021
Received: 02 December 2020

Accepted: 28 March 2021

Article published online:
08 December 2021

© 2021. Thieme. All rights reserved.

Georg Thieme Verlag KG
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany

  • References/Literatur

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