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DOI: 10.1055/a-1447-1439
Überlegungen und Berechnungen zur Effizienz des Einsatzes von Ärzten für delegierbare, nichtärztliche Tätigkeiten – ein Denkanstoß in Zeiten des Nachwuchsmangels
Delegation and the Efficient Use of Medical Personnel – Ideas During Times of Physician Shortage
Zusammenfassung
Hintergrund Krankenversorgung ist mit hohen Kosten verbunden, wobei ein großer Teil dieser Kosten aus den Gehaltskosten des ärztlichen Personals resultiert. Eine möglichst effiziente Nutzung dieser Personalressourcen sollte daher im Fokus eines guten Krankenhausmanagements stehen. Im Rahmen dieser Arbeit sollen die Kosten und das resultierende Einsparpotenzial aus Tätigkeiten berechnet werden, die prinzipiell delegierbar sind, jedoch durch ärztliches Personal durchgeführt werden.
Material und Methoden Die Berechnung erfolgt anhand der Ergebnisse der aktuellen Nachwuchsumfrage des Berufsverbandes der Deutschen Chirurgen sowie des Perspektivforums Junge Chirurgie der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie (n = 708). Abgefragt wurden, neben der Zufriedenheit der Weiterbildungsassistenten und limitierenden Faktoren, die durchschnittliche Tagesdauer, die mit prinzipiell delegierbarer Tätigkeit verbracht wird, sowie die jeweiligen Tätigkeiten. Zusammen mit den Einkommen gemäß Tarifvertrag für Ärzte und Durchschnittsgehältern des für die Delegation infrage kommenden nichtärztlichen Personals konnten so näherungsweise Kosten und Einsparpotenzial berechnet werden.
Ergebnisse Die Befragten gaben an, dass sie pro Tag im Durchschnitt etwa 124 min mit prinzipiell delegierbarer Tätigkeit verbrachten. Diese stammten vornehmlich aus den Bereichen Blutentnahme/Zugänge, Schreib- und Telefontätigkeit. Daraus wurden Kosten pro ärztlichen Mitarbeiter in der Weiterbildung von über 16 000 € pro Jahr mit einem Einsparpotenzial von bis zu 7000 € bei Volldelegation berechnet.
Schlussfolgerung Die simple Berechnung zeigt das Einsparpotenzial bei adäquater Delegation entsprechender Tätigkeiten. Auch über eine betriebswirtschaftliche Ebene hinaus ist eine Delegation sinnvoll, zeigen Umfragen doch einen wesentlichen Effekt auf die Steigerung der Mitarbeiterzufriedenheit bei Reduktion delegierbarerer, nichtärztlicher Tätigkeiten. Die vorliegende Arbeit soll daher zur Auseinandersetzung mit diesem Thema sensibilisieren und kann auch als Anleitung dienen, die Verhältnisse an der eigenen Klinik vor diesem Hintergrund zu analysieren.
Abstract
Background Patient care is a cost intensive process and an important fraction of these costs is the salary of medical staff. Efficient use, especially in times of physician shortage, should thus be of great importance to hospital management. We aim to calculate the costs and resulting saving potential from delegation of tasks, that are performed by medical personnel, but could in principle be delegated.
Materials and Methods The calculation is based on the survey “Nachwuchsumfrage” of the Berufsverband and German Society of Surgery (n = 708). Satisfaction, limiting factors and time spent on tasks that could be delegated were assessed. From the average physicianʼs salary and the salary of personnel that could be delegated to costs and potential savings were calculated.
Results The surveyed surgeons spent an average of 124 min per day on tasks that could in principle be delegated. In total, costs through unused delegation were calculated at over 16,000 € per year and staff member, with a saving potential of up to 7,000 € despite full delegation.
Discussion Our simple calculation shows the saving potential through adequate task delegation. Apart from the monetary aspects, a positive effect on physician staff satisfaction can be assumed, as unused delegation potential was the leading cause for decreased satisfaction.
Publication History
Article published online:
21 April 2021
© 2021. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag KG
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany
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