Z Orthop Unfall 2022; 160(05): 526-531
DOI: 10.1055/a-1398-5849
Original Article/Originalarbeit

Wie sicher und zeitintensiv ist die operative Ausbildung in der Orthopädie und Unfallchirurgie – eine Auswertung von Ausbildungseingriffen am proximalen Femur

Article in several languages: English | deutsch
Department of Trauma, Hand and Reconstructive Surgery, University of Ulm, Germany
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Carlos Pankratz
Department of Trauma, Hand and Reconstructive Surgery, University of Ulm, Germany
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Alexander Eickhoff
Department of Trauma, Hand and Reconstructive Surgery, University of Ulm, Germany
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Florian Gebhard
Department of Trauma, Hand and Reconstructive Surgery, University of Ulm, Germany
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Peter Richter
Department of Trauma, Hand and Reconstructive Surgery, University of Ulm, Germany
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Zusammenfassung

Hintergrund Die Anzahl der proximalen Femurfrakturen wird aufgrund der demografischen Entwicklung in der Zukunft weiter zunehmen. Um eine adäquate Versorgung der Patienten auch weiterhin sicherzustellen, muss eine stringente Ausbildung der angehenden Fachärzte der Orthopädie und Unfallchirurgie (O&U) erfolgen. Ziel der Studie war der Vergleich der Versorgung von hüftgelenksnahen Femurfrakturen durch einen angeleiteten Weiterbildungsassistenten (WA) oder durch einen Fach-/Oberarzt (OA) für Orthopädie und Unfallchirurgie.

Fragestellung Führt die operative Ausbildung von WA zu vermehrten Komplikationen, einer erhöhten OP-Zeit oder niedrigeren Qualität?

Material und Methoden Retrospektiv untersucht wurden alle Patienten, die mittels PFNA (proximaler Femurnagel Antirotation) von 2015 bis 2016 in einem überregionalen Traumazentrum versorgt wurden. Die zu vergleichenden Parameter umfassten OP-Zeit, Tipp-Apex-Abstand, Klingenposition, chirurgische Komplikationen, Mortalität, Hämoglobindifferenz prä- zu postoperativ und die Transfusionsrate.

Ergebnisse Von den 299 operierten Patienten wurden 146 Eingriffe durch die Gruppe der OA und 153 durch angeleitete WA durchgeführt. Zwischen den Gruppen konnten keine signifikanten Unterschiede bez. der OP-Zeit (WA 54,48 min, OA 60,47 min; p > 0,05), der Hämoglobindifferenz (WA 2,8 g/dl, OA 2,6 g/dl; p > 0,05), dem Tipp-Apex-Abstand (WA 21,2 mm, OA 20,5 mm; p = 0,37) oder dem Auftreten von chirurgischen Komplikationen gefunden werden. In der Subgruppenanalyse der homogenen Gruppe der A1-Frakturen zeigte sich eine OP-Zeit-Verlängerung von 9 min. Signifikante Differenzen für OP-Zeit und Hb-Differenz waren jedoch auch in der Subgruppenanalyse nach AO-Klassifikation nicht nachweisbar. Eine optimale Klingenposition konnte in vergleichbar vielen Fällen erreicht werden (WA 87,5%, OA 89,0%; p = 0,366). Die Mortalität zeigte ausschließlich einen signifikanten Zusammenhang mit dem Alter des Patienten und der ASA-Klassifikation.

Schlussfolgerung Eine stringente Ausbildung von WA in der O&U geht nicht mit signifikant erhöhten OP-Zeiten und damit Kosten einher. Bei fachärztlicher Anleitung zeigen sich keine Abstriche in der Qualität oder vermehrte Komplikationen. Aufgrund der demografischen Entwicklung sollte die Ausbildung der operativen Versorgung von proximalen Femurfrakturen zunehmend im Fokus jeder weiterbildenden Abteilung stehen.



Publication History

Article published online:
19 April 2021

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