Die Wirbelsäule 2022; 06(02): 58-59
DOI: 10.1055/a-1368-5763
Editorial

Implantatversagen bei Instrumentierungen am lumbosakralen Übergang und Becken – Ursachen und Behandlungskonzepte

Marcus Richter

Liebe Mitglieder der DWG, liebe Mitglieder der Österreichischen Gesellschaft für Wirbelsäulenchirurgie, liebe Leserinnen und Leser,

ich freue mich Ihnen die Ausgabe 2/2022 der Zeitschrift Die Wirbelsäule mit dem Schwerpunktthema Behandlung von implantatspezifischen Komplikationen präsentieren zu dürfen.

Implantatspezifische Komplikationen sind für alle in der Behandlung von Wirbelsäulenerkrankungen engagierten Kolleginnen und Kollegen, und dabei insbesondere für die operativ tätigen ein wohlbekanntes Problem, welches nicht nur für die Patienten, sondern auch für die Operateure oft eine belastende Situation darstellt.

Insbesondere bei Komplikationen ist es wichtig die Patienten vollständig und ehrlich über die Situation und die daraus resultierenden Konsequenzen zu informieren. Wenn eine Revisionsoperation notwendig wird, sollte diese ohne Kompromisse so geplant und durchgeführt werden, dass möglichst keine weitere Revision in der Folge notwendig wird. Auch wenn dies nicht in jedem Fall zu erreichen ist, sollte es aber immer das Ziel unseres operativen Handelns sein.

Die häufigste implantatspezifische Komplikation ist die Pedikelschraubenfehllage, die Häufigkeit nimmt erfreulicherweise durch den zunehmenden Einsatz von modernen Technologien, wie insbesondere der spinalen Navigation stetig ab. Yu-Mi Ryang beschäftigt sich im ersten Beitrag mit den Ursachen und Konzepten zur Vermeidung von Implantatfehllagen. Unter Berücksichtigung der Literatur werden die aktuell zur Verfügung stehenden Möglichkeiten und Techniken der spinalen Navigation und möglicher Alternativen diskutiert.

Implantatversagen im Sinne von Implantatlockerung oder-bruch, oft verbunden mit einem Korrekturverlust, ist besonders bei langstreckigen Instrumentierungen eine leider nicht seltene und gefürchtete Komplikation. Viola Bullmann betrachtet in Ihrer Übersichtsarbeit die Ursachen und gibt Hinweise darauf, wie diese Komplikation möglichst vermieden werden kann. Insbesondere die Berücksichtigung der spino-pelvinen Parameter bei der präoperativen Planung und die möglichst genaue Umsetzung der präoperativen Planung reduziert das Risiko eines Implantatversagens.

Auch bei Instrumentierungen mit Einbeziehung des lumbo-sakralen Übergangs und des Beckens besteht, vor allem aufgrund der erhöhten biomechanischen Belastung der Implantate und der speziellen anatomischen Gegebenheiten, ein erhöhtes Risiko eine Implantatversagens verglichen mit den übrigen Abschnitten der Wirbelsäule. Philipp Hartung et al. zeigen in Ihrem Beitrag die zugrundeliegenden Ursachen auf und diskutieren welche Behandlungskonzepte und Vermeidungsstrategien eine möglichst geringe Rate von Implantatversagen bei der Instrumentierung dieser speziellen Region ermöglichen.

Durch die stetige Veränderung der Alterspyramide steigt die Zahl der notwendigen Instrumentierungen der Wirbelsäule beim älteren Menschen kontinuierlich an. Besonders häufig liegt bei diesen Patienten eine einschränkte Knochenqualität im Sinne der Osteoporose vor, die auch ein wesentlicher Risikofaktor für Implantatversagen darstellt. Rene Schmidt beschreibt in seinem Beitrag die Möglichkeiten der adäquaten Diagnostik der Osteoporose und erläutert die speziellen operativen Techniken und Implantate, welche das Risiko für ein Implantatversagen in dieser Patientengruppe, so weit wie möglich reduzieren.

Implantatlockerungen haben oft eine mechanische Ursache, durch einen Mismatch zwischen Belastbarkeit und Belastung der Instrumentierung und des Knochen-Implantat-Interfaces. Studien belegen aber, dass bei einer nicht unerheblichen Zahl der Implantatlockerungen eine Infektion im Implantatlager die Ursache für Lockerungen ist. Nicht immer wird aber derzeit diese Ursache von Implantatlockerungen erkannt und entsprechend therapiert. Florian Ringel und Max Jägersberg nehmen diese Problematik in Ihrem Übersichtsartikel auf und gehen umfassend auf die Diagnostik und Therapie von infektbedingten Implantatversagen ein.

Als Gast-Editor darf ich mich an dieser Stelle bei den Autoren für ihre zuverlässige Arbeit und die sehr informativen und wertvollen Beiträge bedanken. Die Artikel sind für alle Leserinnen und Leser, die sich mit der Behandlung von Wirbelsäulenerkrankungen beschäftigen aus meiner Sicht sehr interessant und enthalten viele hilfreiche Informationen und Handlungsempfehlungen für unseren klinischen Alltag.

Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Lesen und freue mich zusammen mit den Kollegen der Schriftleitung auf Kommentare und Rückmeldungen zu diesem Schwerpunktthema.

Ihr

Marcus Richter



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Article published online:
17 May 2022

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