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DOI: 10.1055/a-1325-6223
Traumatische Verletzungen des zentralen Nervensystems

Traumatische Verletzungen des zentralen Nervensystems stellen die Folge einer äußeren Gewalteinwirkung auf Gehirn oder Rückenmark dar. Sowohl das Schädel-Hirn-Trauma als auch das spinale Trauma sind dynamische Krankheitsbilder, die besondere Anforderungen an Diagnostik und Therapie stellen und somit in spezialisierten Zentren versorgt werden sollten.
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Während die Inzidenz sowohl des Schädel-Hirn-Traumas als auch des Rückenmarktraumas annähernd stabil bleibt, steigt das Durchschnittsalter der betroffenen Patienten bei beiden Verletzungsarten in den letzten Jahren kontinuierlich an.
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Die Verletzungsmuster liegen in etwa 10 – 15 % der Fälle kombiniert vor.
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Pathophysiologisch unterscheidet man bei beiden Verletzungsformen einen primären (nur präventiven Maßnahmen zugänglichen) von einem sekundären (potenziell therapeutisch zu beeinflussenden) Schaden.
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In der präklinischen Versorgung liegt der Fokus zwar auf der Überwachung und Aufrechterhaltung der Vitalparameter sowie der Immobilisierung des Patienten, jedoch können auch bereits gezielte therapeutische Maßnahmen ergriffen werden.
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Die CT-Untersuchung stellt in der Akutdiagnostik des Schädel-Hirn-Traumas den Goldstandard dar; die MRT-Untersuchung spielt nur im Verlauf zur Prognoseeinschätzung eine Rolle.
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Beim spinalen Trauma erfolgt die bildgebende Akutdiagnostik häufig mittels Spiral-CT-Untersuchung, jedoch ist diese bei entsprechender Symptomatik auch in der Akutphase zwingend durch eine MRT-Untersuchung zu ergänzen.
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Raumfordernde Prozesse sind umgehend chirurgisch zu entlasten und eine instabile Wirbelsäulenverletzung zu stabilisieren.
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Zur konservativen intensivmedizinischen Therapie stehen umfangreiche Therapieoptionen zur Verfügung, um die Entwicklung des Sekundärschadens zu limitieren.
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Extrakranielle Verletzungen tragen maßgeblich zur mit etwa 40 % sehr hohen Mortalität des schweren Schädel-Hirn-Traumas bei.
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Liegt beim Rückenmarktrauma initial eine strukturelle Schädigung des Rückenmarks vor, wird häufig lediglich eine partielle Remission erreicht. Ist das Rückenmark lediglich komprimiert und wird frühzeitig chirurgisch entlastet, ist eine vollständige Remission möglich.
Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
07. April 2021
© 2021. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag KG
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany
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