Das EEG macht elektrische Aktivität des Gehirns sicht- und messbar. Die Differenz
der Potenziale zwischen 2 Orten am Kopf wird verstärkt. Die Position der Ableitelektroden
ist deshalb von großer Bedeutung, zum einen für den Seitenvergleich innerhalb einer
EEG-Untersuchung, zum anderen zum Vergleich von wiederholten Ableitungen einer oder
auch zwischen Personen. Die Vergleichbarkeit von EEG-Untersuchungen ist deshalb eine
wichtige Anforderung. Die Empfehlung die Elektrodenpositionen zu standardisieren geht
auf den ersten internationalen EEG-Kongress in London im Jahr 1947 zurück. Auf Initiative
von H.H. Jasper wurde auf dem vierten internationalen EEG-Kongress im Jahr 1957 das
so genannte 10–20-System vereinbart, das 1958 veröffentlicht wurde [1].
Die EEG-Kommission der DGKN hat in den Richtlinien für die Durchführung und Auswertung
der EEG-Untersuchung als Mindestanforderung definiert: „Die Elektrodenplatzierung
muss nach dem 10–20-System erfolgen und alle 21 Elektroden sind zu setzen“ [2].
Das Ziel dieser Arbeit ist es die Praxis der Platzierung von EEG-Elektroden zu vermitteln.
Eine umfassende Darstellung der Methodik der Elektroenzephalografie bleibt entsprechenden
Lehrbüchern vorbehalten [3]
[4]
[5]
[6].
Nach dem 10–20-System werden die Elektroden in relativen Abständen zu Bezugspunkten
am Kopf platziert: Nasion, Inion, sowie die präaurikularen Punkte rechts und links,
siehe unten. Die Bezeichnung der Positionen erfolgt nach Namen für den Ort mit dem
Zusatz von geraden Zahlen für rechts und ungeraden für links bzw. dem Zusatz z für
die Mittellinie ([Abb. 1]).
Abb. 1 Das 10-20-Elektrodensystem. Fp=frontopolar, F=frontal, C=zentral, P=parietal, O=okzipital,
T=temporal.
Der Vorteil des 10–20-Systems liegt darin, dass sich das aufgespannte Netz von Positionen
an jede Kopfgröße angepasst. Größere Asymmetrien eines Kopfes können zu individuellen
Abweichungen führen. Diese müssen dann zur Beurteilung des EEGs dokumentiert werden.
Zur Suche nach temporal generierter epileptischer Aktivität können Elektrodenpositionen
ergänzt werden mit den sogenannten tiefen temporalen Positionen T1 und T2 ([Abb. 1]).
Allgemeine Anforderungen
Gerät und Raum
-
technische Prüfung des Gerätes nach Einweisung
-
ausreichende Raumgröße für Untersuchungsliege bzw. Bett (Untersuchung i. d. R. im
Liegen)
-
ausreichend klimatisierter Raum, störungsfrei und abdunkelbar (z. B. Lärm, Licht)
-
technische Störungen sollten vermieden werden z. B. leistungsstarke Elektromotoren
oder Starkstromleitungen in der Nähe, eine Abschirmung ist in der Regel nicht erforderlich
[7]
-
Der Raum sollte so ausgestattet sein, dass der Untersucher den Bildschirm des EEG-Geräts,
den Patienten und den Raumeingang gleichzeitig sehen kann.
Vorbereitung
Bereithalten von Untersuchungsmaterial:
-
EEG-Haube, oder ein anderes System der Elektrodenbefestigung
-
EKG-Elektroden, ggf. Elektrookulografie (EOG)- und Elektromyografie (EMG)-Elektroden
-
Wattestäbchen
-
Desinfektionsmittel (zur Entfettung der Haut)
-
Elektrodengel (zur Reduktion des Übergangwiderstandes)
-
Photostimulationslampe
ACHTUNG Hygienerichtlinien beachten! Alles da? Alles gut zurechtgelegt? Welche Hygienerichtlinien
gelten (Hygienerichtlinien sind nicht einheitlich festgelegt, es gelten somit immer
die hausinternen Hygienerichtlinien!) und sind sie aktualisiert?
Vorbereitung Patient
Setzen der Elektrodenhaube und der EEG-Elektroden
Bestimmen der Bezugspunkte
Das Ausmessen der Elektrodenpositionen erfolgt über vier gut definierte Bezugs-Tastpunkte,
die sind zuverlässig und trotz unterschiedlicher Kopfformen und -größen zufinden:
-
Nasion (tiefster Punkt an der Nasenwurzel am Übergang zur Stirn)
-
Inion (unterer Knochenhöcker in der Mittellinie des Hinterkopfs am Ansatz der Nackenmuskeln)
-
präaurikulare Punkte rechts und links (Vertiefung vor dem äußeren Gehörgang)
Diese Bezugspunkte sind sicher zu markieren ([Video 1]).
Video 1 Bezugspunkte: Nasion, Inion, Tragus.
Bestimmen von Cz=Vertex
Verbindet man die Linien zwischen Nasion und Inion und den präaurikulären Punkten
miteinander erhält man einen Schnittpunkt über dem Vertex=Cz ([Video 2]).
Video 2 Bestimmen des Cz und subtrahieren von jeweils 10 % der gesamten Strecke.
Bestimmen der 10–20-Abschnitte
Aus den vorhandenen Punkten ergeben sich die Ausgangsmesspunkte für die Quer-und Längsreihen.
Diese Messstrecken werden in 10 und 20%-Abschnitte aufgeteilt, wonach das Elektrodensystem
seinen Namen hat ([Video 3]).
Video 3 Fp F P O T.
ACHTUNG Die Elektrodenpositionen T, Fp, F, P und O, jeweils rechts und links sind wichtig
um die richtige Position einer Haube fest zu legen.
Elektrodenhaube aufsetzen
Die Haube besteht aus flexiblen miteinander verbundenen Bändern, die das 10–20-System
über dem Kopf aufspannen und die Elektroden befestigen ([Video 4]).
Video 4 Elektrodenhaube aufsetzen.
ACHTUNG Bei wenigen Haaren ist das kein Problem. Bei vielen und dichten Haaren muss die Spannung
der Haube ausreichend, aber nicht zu hoch sein, um die Elektroden auf die Kopfhaut
zu drücken.
Elektroden setzen
Die Elektroden müssen am vorbestimmen Punkt mit niedrigem Übergangswiderstand – unter
5 kΩ – sicher platziert werden. Dazu wird die Haut mit einer gering aufrauenden und
entfettenden Paste an einem Wattestäbchen „radiert“ ([Video 5]).
Video 5 Elektroden setzen – Die gesamte Zeit zum Setzen der Elektroden betrug 7,5 Min. und
wurde hier auf 2 Min. gekürzt.
Nach dem alle Elektroden sicher ohne wackeln befestigt sind werden die Abstände geprüft.
Abschließen erfolgt eine Blickprüfung der Elektrodenpositionen rund um den Kopf wobei
v. a. auf die Symmetrie – rechts zu links – und die Abstände geachtet wird.
Gegebenenfalls werden die Elektroden an T1 und T2 ergänzt, bei einer Haube zumeist
mit Klebeelektroden. Die Positionen werden wie folgt gefunden: Linie zwischen dem
äußeren Gehörgang und dem lateralen Augenwinkel, vom Ohr 1/3 der Strecke in der Richtung
auf das Auge und 1 cm aufwärts [8].
Elektroden zu Verstärker
Die Elektroden werden mit dem jeweiligen Eingang des Verstärkers verbunden ([Video 6]).
Video 6 Verkabeln der Elektroden. Die gesamte Zeit zum Verkabeln der Elektroden betrug 3,5
Min. und wurde hier auf 1 Min. gekürzt.
Dabei müssen Verwechslungen ausgeschlossen werden. Besser wiederholt prüfen ([Video 7]).
Video 7 Prüfung: richtige Elektrode zu Brause.
Prüfen der Elektrodenübergangswiderstände
Die Widerstände werden vom EEG-Gerät meist gegen die Erdelektrode nacheinander gemessen
([Video 8]).
Video 8 Elektroden Widerstände messen.
Verbessern der der Elektrodenübergangswiderstände
Wiederstände über 5 kΩ müssen durch erneutes „radieren“ verbessert werden.
Die Elektrodenübergangswiderstände werden anschließend erneut geprüft.
Aufnahme des EEG
Der Untersucher hat den Bildschirm, die Veränderungen des EEG als auch den Patienten
fortlaufend im Blick. Eine synchrone Videoaufnahme des Patienten hat sich sehr bewährt
([Video 9]). Die Autenblockade solte mindestens 10 Sekunden dauern. Zum Ende werden die Elektrodenübergangswiderstände
erneut geprüf.
Video 9 EEG-Aufnahme.
Abbau der Elektroden und der Haube
Nach Abschluss der Aufnahme werden die Elektroden entfernt und die Haube abgenommen.
Reinigen der Elektroden und Haube
Nach Abschluss der Untersuchung werden die Elektroden einzeln gereinigt ([Video 10]). Alle Materialien, der Untersuchungsstuhl und der Raum werden entsprechend der
Hygienestandards gereinigt.
Video 10 Putzen der Elektroden.
Die gesamte Länge der Arbeit eines sehr erfahrenen Untersuchers und bei sehr einfachen
Bedingungen – wenig Haare – beträgt ca. 25 Min. Zusätzlich sollte die Zeit der Registrierung
selbst mindestens 20 Min. betragen.
Das Ableiten eines EEG ist keine mal schnell gemachte Sache, dazu ist Übung erforderlich
und v. a. Einhalten der Qualitätsstandards sowie nicht zuletzt der Hygiene.