Radiologie up2date 2021; 21(01): 39-56
DOI: 10.1055/a-1256-0409
Muskuloskelettale Erkrankungen

Diagnostik der Spondylodiszitis

Diagnosis of Spondylodiscitis
Miriam Leiderer
,
Lennart Viezens
,
Frank Oliver Henes
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Zusammenfassung

Die Spondylodiszitis gilt in der westlichen Welt als ein häufig verzögert diagnostiziertes Krankheitsbild. Jedoch ist eine frühe Diagnosestellung entscheidend, um die Therapie zeitgerecht einzuleiten und so Komplikationen zu vermeiden. Die radiologische Bildgebung spielt dabei – besonders im Frühstadium – eine zentrale Rolle bei der Abgrenzung zu anderen Erkrankungen der Wirbelsäule.

Abstract

Die Spondylodiszitis gilt als eine häufige Form der Osteomyelitis. Neben einer möglichst frühzeitigen Diagnosestellung ist in der Bildgebung die Differenzierung zwischen der pyogenen und tuberkulösen Form der Spondylodiszitis wichtig, um eine adäquate Therapie einleiten zu können. Im Rahmen der radiologischen Diagnostik kommen verschiedene Modalitäten wie das Röntgen, die CT und die MRT zum Einsatz. Die Kontrastmittel unterstützte MRT gilt hierbei als die Methode der Wahl, mit der hohe diagnostische Genauigkeiten erzielt werden können. Dennoch können Differentialdiagnosen wie degenerative Bandscheibenerkrankungen oder Neoplasien häufig Herausforderung darstellen, die bei der radiologischen Befundung berücksichtigt werden müssen.

Kernaussagen
  • Die Spondylodiszitis ist eine seltene Erkrankung mit Altersgipfel zwischen dem 50. und 70. Lebensjahr und zunehmender Inzidenz.

  • Ein Abszess ist die häufigste Komplikation einer Spondylodiszitis. Er kann zu neurologischen Ausfallerscheinungen führen.

  • Die MRT gilt beim Verdacht auf eine Spondylodiszitis als die Methode der Wahl. Sie sollte immer durchgeführt werden, wenn keine Kontraindikationen vorliegen.

  • Da bei einer Spondylodiszitis mehrere Segmente betroffen sein können, sollte beim Verdacht auf eine Spondylodiszitis immer die gesamte Wirbelsäule in der Bildgebung untersucht werden.

  • Die diagnostische Genauigkeit des konventionellen Röntgens ist gering, allerdings kann das Verfahren zur Verlaufskontrolle bei gesicherter Spondylodiszitis genutzt werden.

  • In der Frühphase der Spondylodiszitis können in der MRT charakteristische Zeichen fehlen (z. B. „hot disc“ oder Erosionen). Insofern muss immer auf die initialen entzündlichen Veränderungen in der anterioren subchondralen Region der Wirbelkörper geachtet werden.

  • Ist eine MRT kontraindiziert, kann alternativ die kontrastmittelunterstützte CT zur Diagnostik der Spondylodiszitis eingesetzt werden. Allerdings ist die CT der MRT zur Beurteilung intraspinaler Abszesse deutlich unterlegen.

  • Unter Berücksichtigung wichtiger Unterscheidungskriterien (Lokalisation, Ausbreitung und Verlauf) kann mithilfe der MRT zwischen pyogener und tuberkulöser Spondylodiszitis unterschieden werden.

  • Die Abgrenzung der Spondylodiszitis von einer Osteochondrose (Modic-Typ 1) und von Neoplasien ist häufig schwierig. Sie kann jedoch unter Berücksichtigung von Lokalisation und Ausbreitung sowie der morphologischen Veränderungen der Befunde in der MRT gelingen.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
02. März 2021

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