Gastroenterologie up2date 2025; 21(02): 121-136
DOI: 10.1055/a-1208-9277
Leber/Galle/Pankreas

Aszites – Diagnostik, Therapie und aktuelle Herausforderungen

Karsten Große
,
Tony Bruns
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Aszites bezeichnet die pathologische Ansammlung von Flüssigkeit in der Peritonealhöhle, die auf unterschiedlichen Mechanismen beruhen kann. Hierzulande sind die dekompensierte Leberzirrhose, die Peritonealkarzinose und die Rechtsherzinsuffizienz die häufigsten Ursachen für Aszites. In diesem Artikel werden die wesentlichen diagnostischen und therapeutischen Prinzipien bei Aszites aus der Sicht der internistischen Hepatologie erläutert.

Kernaussagen
  • Das Erstauftreten von Aszites erfordert eine umfangreiche Diagnostik. Sie umfasst neben klinischer Untersuchung und sorgfältiger Anamnese insbesondere die laborchemische, zytologische und mikrobiologische Aufarbeitung des Aszites. Bei Wiederholungspunktionen sollte mindestens ein Zellstatus mit Neutrophilen und ggf. indikationsbasierte weiterführende Diagnostik erfolgen.

  • Die Parazentese bei Patienten mit Leberzirrhose ist ein sicheres Verfahren mit lediglich geringem Blutungsrisiko; laborchemische Gerinnungsparameter oder eine Thrombozytopenie sollten daher nicht routinemäßig korrigiert werden. Bei Verdacht auf eine bakterielle Peritonitis kann die Punktion auch unter Therapie mit Thienopyridinen oder Glykoprotein-IIb/IIIa-Inhibitoren erfolgen. Der Patient sollte dann aber über ein erhöhtes Blutungskomplikationsrisiko aufgeklärt werden.

  • Die Aszitestherapie richtet sich nach der Grunderkrankung. Therapieoptionen umfassen eine diuretische Behandlung mit Spironolacton und Furosemid, großvolumige Parazentesen mit Albuminsubstitution, die TIPS-Anlage sowie eine moderate Natriumrestriktion.

  • Die Indikation zur TIPS-Anlage sollte früh und auch im Verlauf der Erkrankung wiederholt geprüft werden. Aktuelle Studien zeigen deutliche Überlebensvorteile durch einen TIPS bereits in früheren Stadien der Leberzirrhose bei rezidivierendem Aszites. Die TIPS-Anlage sollte daher regelmäßigen großvolumigen Parazentesen vorgezogen werden.

  • Patienten mit Leberzirrhose und Aszites weisen ein erhöhtes Risiko für eine spontan bakterielle Peritonitis auf. Die prophylaktische Antibiotikatherapie mit Fluorchinolonen oder off-label mit Rifaximin wird derzeit bei Hochrisikogruppen empfohlen, vor allem nach SBP oder bei Kombination von niedriger Aszitesproteinkonzentration und weiteren Risikofaktoren.



Publication History

Article published online:
12 June 2025

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