ergopraxis 2020; 13(10): 12-14
DOI: 10.1055/a-1207-2552
Wissenschaft
© Georg Thieme Verlag Stuttgart – New York

Internationale Studienergebnisse

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Publication Date:
06 October 2020 (online)

Stressabbau für angehende Therapeuten – Achtsamkeitsprogramm

Ein multimodales Achtsamkeitsprogramm kann den Stress von Studierenden der Ergo- und Physiotherapie reduzieren. Damit verbessert sich auch deren Schlafqualität, sie entwickeln ein höheres Energieniveau, mehr Selbstmitgefühl sowie eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Zu diesen Ergebnissen kommt ein interprofessionelles Team um Prof. Sharon A. Gutman an der Columbia-Universität in New York, USA.

Ziel der Forscher war es, herauszufinden, ob ein achtwöchiges, multimodales Achtsamkeitsprogramm Lernenden der Ergo- und Physiotherapie dabei helfen kann, Stress sowohl täglich als auch im Verlauf eines Semesters zu bewältigen und abzubauen. Dazu führten sie eine randomisierte kontrollierte Studie durch. Die 38 Probanden (je 19 Studierende der Ergo- und Physiotherapie) teilten sie in zwei Gruppen auf. Die Kontrollgruppe erhielt keinerlei Anwendung, die Interventionsgruppe ein achtwöchiges multimodales Achtsamkeitsprogramm, das aus zwei Komponenten bestand:

  • eine Gruppensitzung pro Woche (40 Min.); Inhalte waren beispielsweise Yogatechniken oder Strategien für den Umgang mit Stress

  • vier geführte Meditationen pro Woche (10-minütige YouTube-Videos)

Um das Stresslevel der Studierenden vor und nach der Intervention zu messen, setzten die Wissenschaftler die „Perceived Stress Scale“ (PSS) und die „Student Stress Management Scale“ (SSMS) ein. Ein weiterer Fragebogen diente in der Interventionsgruppe dazu, die Effekte der Maßnahmen auf die Studierenden zu evaluieren. Zum Beispiel, welche Achtsamkeitsaktivitäten bei Stress am hilfreichsten waren, ob sie ihre Stimmungen regulieren konnten und wie zufrieden sie damit waren.

Der Prä-Post-Vergleich zeigt, dass sich zu Beginn der Studie die Stresslevel der Interventions- und Kontrollgruppenteilnehmer nicht signifikant voneinander unterschieden. Nach dem achtwöchigen Programm kam es in der Interventionsgruppe zu einem signifikanten Rückgang in der Wahrnehmung von Stress. Die Kontrollgruppe hingegen verzeichnete einen Anstieg. Aus dem Fragebogen ging hervor, dass die geführten Meditationen insbesondere vor dem Schlafengehen dabei halfen, Gedankenkreisen zu stoppen und leichter einzuschlafen. Die Teilnehmer berichteten, dass die Gruppensitzungen und Meditationen hilfreich waren, um ihr Stressmanagement zu verbessern. Des Weiteren ergab die Auswertung des Fragebogens, dass sich das Achtsamkeitsprogramm positiv auf Energieniveau, Selbstmitgefühl und Vereinbarkeit von Beruf und Familie auswirkt.

Für die Ergotherapie schlagen die Forscher vor, Achtsamkeitspraktiken der Selbstversorgung zuzuordnen. Denn sie helfen dabei, das innere Gleichgewicht, Selbstmitgefühl und die Selbstkontrolle zu pflegen.

ms

Open J Occup Ther 2020; 8: 1–18