Pädiatrie up2date 2021; 16(03): 231-243
DOI: 10.1055/a-1205-5034
Infektionskrankheiten

Impfungen bei Kindern und Jugendlichen mit onkologischer Grunderkrankung

Hans-Jürgen Laws
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Eine onkologische Therapie führt zu einer Immundefizienz und somit zum Verlust der zellulären und humoralen Immunität. So geht auch die vormals durch Impfungen erworbene Immunität gegen entsprechende Infektionskrankheiten verloren. Wann der optimale Zeitpunkt für Wiederholungsimpfungen ist und welche Impfungen erneut vorzunehmen sind, wurde durch eine aktuelle Stellungnahme der Ständigen Impfkommission (STIKO) bearbeitet und publiziert.

Kernaussagen
  • Serologische Untersuchungen auf eventuell vorhandene Antikörper gegen impfpräventable Erkrankungen sind nicht notwendig.

  • Totimpfungen können bei onkologischen Patienten jederzeit gefahrlos verabreicht werden, wobei der Impfschutz vor und während der Chemotherapie nicht zuverlässig effektiv ist. Im Allgemeinen sollen Totimpfstoffe ab 3 Monate nach Ende der Chemotherapie verabreicht werden. Bei der Anwendung von Totimpfstoffen ist eine Einhaltung von Mindestabständen – auch zu Lebendimpfstoffen – nicht erforderlich. Im Fall einer akuten Impfreaktion sollte die Symptomatik vor einer erneuten Impfung abgeklungen sein.

  • Vor einer Lebendimpfung empfiehlt es sich, anamnestisch zu erheben, ob eine vermehrte Infektionsneigung seit Ende der onkologischen Therapie bestand. Lebendimpfungen sind während der onkologischen Behandlung kontraindiziert. Im Allgemeinen sollen Lebendimpfstoffe ab 6 Monate nach Ende der Chemotherapie verabreicht werden. Hinsichtlich der Impfabstände gilt die RKI-Empfehlung, dass Lebendimpfstoffe simultan verabreicht werden können. Werden sie nicht simultan verabreicht, ist in der Regel ein Mindestabstand von 4 Wochen einzuhalten.

  • Die Erhebung eines Immunstatus zu Beginn der Impfungen ist nach einer abgeschlossenen onkologischen Therapie nicht erforderlich. Eine Ausnahme stellt der z. B. beim Non-Hodgkin-Lymphom verwendete, gegen B-Zellen gerichtete CD20-Rezeptor-Antikörper Rituximab dar. Hier sollte vor Beginn der Impfung die Anzahl der B-Zellen bestimmt werden. Eine Impfung ist sinnvoll, wenn die B-Zell-Zahl im altersentsprechenden Normwert liegt.



Publication History

Article published online:
13 September 2021

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