Zeitschrift für Palliativmedizin 2020; 21(04): 164-167
DOI: 10.1055/a-1195-7841
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Doppelkopf: Andreas Müller und Carola Hasan

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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
03. Juli 2020 (online)

Andreas Müller

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Zur Person

Andreas Müller, geboren 1974 in Dresden, verheiratet, einen Sohn. Ausbildung zum Kinderkrankenpfleger im Jahr 1995, danach im Bereich der Neuropädiatrie am Universitätsklinikum „Carl Gustav Carus“ Dresden (UKD) tätig, 2001 Aufbau und Leitung des „Brückenprojektes“ (heute SAPV für Kinder und Jugendliche) für die häusliche Begleitung lebensverkürzend erkrankter Kinder und Jugendlicher in Sachsen, 2009 Aufbau des Brückenteams für Erwachsenen am UKD – Übernahme der Gesamtleitung SAPV-UKD, 2013–2016 zusätzlich Übernahme der Pflegedienstleitung des Kinder- und Frauenzentrums des UKD, stellvertretender Pflegedirektor des UKD. Seit 2017 als Geschäftsführer für die Verbands- und Gremienarbeit im Landesverband für Hospizarbeit und Palliativmedizin Sachsen e. V. tätig.

2006 Mitbegründer der AG Kinder und Jugendliche der DGP, Gründungssprecher, 2009–2014 stellvertretender Vorsitzender des Landesverbandes für Hospizarbeit und Palliativmedizin Sachsen e. V., 2012 Gründungsmitglied der Deutschen Palliativstiftung, seit 2012 Vorstandsmitglied in der DGP – seit 2016 Schatzmeister.

Wie kamen Sie in Ihr jetziges Tätigkeitsfeld?

Während meiner Ausbildung zum Kinderkrankenpfleger Anfang der 1990er-Jahre erlebte ich auf der Kinderonkologie des UKD eine sehr engagierte Kinderpalliativversorgung, welche weit über die stationäre Arbeit hinausging. Kinderkrankenschwestern, Ärztinnen und Ärzte und Psychologen besuchten die kleinen und großen Patienten und ihre Familien ehrenamtlich zu Hause. Auf der neuropädiatrischen Station wurden die Kinder und Jugendlichen mit Hirntumoren behandelt. Mit anderen Kolleginnen und Kollegen bauten wir eine gleichermaßen ehrenamtliche Begleitung auf. Gemeinsam mit den betroffenen Familien kam der Wunsch auf, eine „Brücke“ von der Klinik nach Hause zu bauen. Mit dem Start des Brückenprojekts konnten wir den Verbleib der Kinder und Jugendlichen bis zum Lebensende in ihrer vertrauten Umgebung ermöglichen. Bei der Sachstandskonferenz zur pädiatrischen Palliativversorgung 2001 in Recklinghausen traf ich viele Engagierte. Mir war klar, wir müssen uns bundesweit vernetzen. So engagierte ich mich mit vielen anderen, für den Dialog und die Zusammenarbeit der pädiatrischen Palliativversorger in Deutschland. Vernetzung ist mein Ding!Im Jahr 2017 wurde ich durch den Landesverband gefragt, ob ich mir vorstellen könnte meine ehrenamtlichen Erfahrungen in der Vernetzungsarbeit als hauptamtlicher Geschäftsführer für den gesamten Bereich der Hospizarbeit und Palliativversorgung in Sachsen einzubringen. Die Arbeit des Brückenprojektes und des Brückenteams war nachhaltig mit wunderbaren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aufgestellt. Loslassen gehört zur Palliativversorgung und sie ist nicht von Einzelpersonen abhängig.

Was wäre für Sie die berufliche Alternative?

Ach da gäbe es einige … Heilpädagoge, Kaufmann, Eventmanager, Barista … aber das ist keine Frage, die Vernetzungsarbeit im Landesverband gefällt mir sehr gut!

Wie beginnen Sie Ihren Tag?

Wann immer es geht gemeinsam mit meiner Familie; 06:35 Uhr Frühstück mit Müsli, einem doppelten Espresso und dem gemeinsamen Lesen der Herrnhuter Losungen.

Leben bedeutet für mich …

Freiheit, Lachen, Freunde treffen, Posaune spielen, joggen, vorlesen, gute Gespräche, viel organisieren, aktiv in der Kirchgemeinde sein, diskutieren, singen, in die Sauna gehen, Patenschaft für 180 Tomatenpflanzen, Pfeife rauchen, Gemeinschaft … ICH LIEBE DAS LEBEN!

Sterben bedeutet für mich …

Abschied nehmen, Dankbarkeit für das Leben und Übergang in eine friedvolle und gleichberechtigte andere Welt.

Welches Ziel möchten Sie unbedingt noch erreichen?

Einen ehrenamtlichen Aufenthalt im Ausland in einem sozialen Projekt … und ein Café in der Natur gemeinsam mit meiner Frau … ich als Barista.

Meine bisher wichtigste Lernerfahrung im Leben ist ...

Sei so wie Du bist – mit allen Fehlern und Gaben. Mit Ehrlichkeit kommt man immer weiter – lieber aus dieser Überzeugung heraus auf Macht und Einfluss verzichten.

Was würden Sie gern noch lernen?

Cello (das darf mein Sohn nicht lesen!) und Bienen züchten.

Woraus schöpfen Sie Kraft für Ihre Arbeit?

Aus meiner wunderbaren Familie und aus allen Dingen die mir das Leben bedeuten.

Mit wem aus der Welt- oder Medizingeschichte würden Sie gern einmal einen Abend verbringen?

Mit Frère Roger, dem ersten Prior der ökumenischen Communauté Taizé. Sein Vertrauen in Gott und seine Gedanken zur konfessionsübergreifenden Gemeinschaft haben mich sehr beeindruckt.

Wenn ich einen Tag unsichtbar wäre, würde ich …

Ein Tag reicht nicht für meine Idee … nein im Ernst: Ich brauch die Unsichtbarkeit nicht.

Wie können Sie Frau Hasan beschreiben?

Carola Hasan ist eine wunderbare Kinderärztin, welche immer im Hier und Jetzt ist.Das erste Mal habe ich sie in Bonn bei der Verlegung meiner ersten Palliativpatientin 1996 gesehen und erlebt, wie sie sich rührend um ihre Patienten kümmert. In den Jahren des Aufbaus des Brückenprojekts waren sie und die Las Carreras Schwestern in Bonn immer ein guter Ratgeber. Insbesondere Themen der Pädiatrischen Palliativversorgung kann man mit ihr sehr intensiv und wertschätzend diskutieren, wobei für sie immer die kleinen und großen Patienten sowie deren Familien im Mittelpunkt stehen. Sie ist eine Netzwerkerin und wunderbare Mitvorsitzende des Education Day „Palliativ“ bei den Dattelner Kinderschmerztagen.

Wie beenden Sie Ihren Tag?

Jeder Tag anders … aber immer mit Musik!

Gibt es etwas, das Sie gern gefragt worden wären, aber noch nie gefragt worden sind?

Oh, ja! Du kommst aus Dresden – sind dort alle braun? … Da ich nicht gefragt wurde, antworte ich wie sonst auch gern ungefragt bei Themen, welche mir wichtig sind:Nein! Dresden ist bunt, hier leben viele Menschen, die sich gegen Rassismus und Fremdenhass engagieren.