Abkürzungen
BfArM:
Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte
CDC:
Centers for Disease Control and Prevention
COVID-19:
Coronavirus Disease 2019
DGP:
Deutsche Gesellschaft für Pneumologie
ECDC:
European Centre for Disease Prevention and Control
FFP:
Filtering Face Piece
HDM:
Händedesinfektionsmittel
MERS:
Middle East respiratory Syndrome
MNB:
Mund-Nasen-Bedeckung
MNS:
Mund-Nasen-Schutz
NRR:
Nasen-Rachen-Raum
ÖPNV:
Öffentlicher Personennahverkehr
PCR:
Polymerasekettenreaktion
RKI:
Robert Koch-Institut
SARS-CoV-2:
severe acute respiratory Syndrome Coronavirus 2
WHO:
World Health Organization
Die Empfehlung des Robert Koch-Instituts
Die Empfehlung des Robert Koch-Instituts
Das RKI empfiehlt im Epidemiologischen Bulletin Nr. 19/2020
„… ein generelles Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung (MNB) in bestimmten Situationen
im öffentlichen Raum als einen weiteren Baustein, um Risikogruppen zu schützen und
den Infektionsdruck und damit die Ausbreitungsgeschwindigkeit von COVID-19 in der
Bevölkerung zu reduzieren“.
[Diese Empfehlung beruhe] „auf einer Neubewertung aufgrund der zunehmenden Evidenz,
dass ein hoher Anteil von Übertragungen unbemerkt erfolgt, und zwar bereits vor dem
Auftreten von Krankheitssymptomen“.
[1]
Virusausscheidung vor den ersten Symptomen
Virusausscheidung vor den ersten Symptomen
Dass infizierte Personen bereits vor Beginn der Krankheitssymptome (potenziell) infektiös
sind (und in der Regel dabei sogar mehr Viren ausscheiden als während der symptomatischen
Phase der Erkrankung), ist von anderen Virusinfektionen bekannt, deren Erreger ebenfalls
über das respiratorische Sekret ausgeschieden werden (z. B. Influenza, Masern). Dass
dies bei COVID-19 (Coronavirus Disease 2019) auch der Fall ist, war deshalb für die
Fachwelt zu erwarten. Ebenso gilt dies für alle respiratorischen Infektionen, die
asymptomatisch verlaufen (z. B. bei Influenza in ca. 1/3 der Fälle, s. RKI-Ratgeber
[2]). Es sind also auch diese Personen für ihre Umgebung (potenziell) infektiös. Es
gilt aber z. B. auch für gastrointestinale Infektionen, insbesondere verursacht durch
Noroviren [3]. Insgesamt ist die Virusausscheidung vor Beginn der klinischen Erkrankung nichts
Neues, sondern hätte auch bei COVID-19 von Anfang an in die Überlegungen eingeschlossen
werden können.
Bei zahlreichen Virusinfektionen beginnt die Infektiosität nicht erst mit Beginn der
klinischen Symptome, vielmehr können infizierte Personen schon am Ende der Inkubationszeit
Viren ausscheiden und dies noch dazu in hoher Zahl, wenn sie noch nicht ahnen, dass
sie eine Infektion haben.
Fremdschutz
Über den möglichen Nutzen von Masken zum Schutz der Mitmenschen vor klinisch gesunden,
aber bereits infizierten und damit potenziell infektiösen Menschen entwickelte sich
im Frühjahr 2020 eine Diskussion in der Fachöffentlichkeit darüber, dass Masken nicht
aus Eigenschutz, sondern aus „Altruismus“ getragen werden sollen [4]. Letztlich führte dies zu der MNB-Empfehlung des RKI, bei der es um Fremdschutz
und nicht um den Eigenschutz, z. B. von Risikogruppen, geht. Das RKI empfiehlt Masken
in der Öffentlichkeit, damit der Träger der Maske, der vielleicht bereits unbemerkt
infiziert ist und den Erreger schon im respiratorischen Sekret ausscheidet, seine
respiratorischen Tröpfchen nicht ungehindert, z. B. beim Sprechen, freisetzen kann,
die durch die MNB zu einem wesentlichen Teil zurückgehalten werden; dies mit dem Ziel,
den Kontakt anderer Menschen mit dem Erreger zu verhindern. Alle Menschen sollen also
eine MNB tragen, um damit die Risikopopulation vor einem Erregerkontakt zu schützen.
Ob das Ziel des „Fremdschutzes“ allerdings allen Bürgern klar ist, darf bezweifelt
werden. International wird, was das RKI „Fremdschutz“ – im Gegensatz zum Eigenschutz
– nennt, als „Source Control“ bezeichnet, es soll also die potenzielle Erregerquelle
(= die infizierte Person) unter Kontrolle gehalten werden.
Wissenschaftliche Grundlagen
Wissenschaftliche Grundlagen
Im Folgenden soll zunächst der im Beitrag des RKI aufgeführte „fachliche Hintergrund“ dargestellt werden:
Studie aus Hongkong
Im Zusammenhang mit der Darstellung der Unterschiede von Mund-Nasen-Schutz (MNS) und
FFP-Masken für den medizinischen Bereich wird auf eine „aktuelle“ Studie verwiesen, in der, wie es im RKI-Beitrag heißt, gezeigt werden konnte, „dass auch (ein) MNS zu einer relevanten Reduktion der Ausscheidung von Atemwegsviren über die Ausatemluft
führt (…)“. Diese Studie aus Hongkong wurde jedoch bereits zwischen 2013 und 2016 durchgeführt,
war also nicht aktuell, sondern wurde im Frühjahr 2020 zur Zeit der Corona-Pandemie
nur aktuell publiziert [5].
In dieser Untersuchung wurden medizinische MNS (professionelle OP-Masken) verwendet.
Teilnehmer der Studie waren 246 Patienten, die mit respiratorischen Symptomen unterschiedlicher
Ursache (verursacht durch Influenzaviren, Rhinoviren oder saisonale humane Coronaviren)
in eine Klinik in Hongkong kamen. Die Patienten wurden gebeten, als Probanden an einer
Untersuchung teilzunehmen, in der das Ausmaß der Freisetzung von virushaltigen respiratorischen
Tröpfchen und Aerosol in der Ausatemluft untersucht werden sollte. Die Viren wurden
durch RNA-Nachweis mittels PCR nachgewiesen, teilweise durch Anzucht in Zellkulturen.
Randomisiert bekamen die Probanden entweder einen MNS oder nicht, um zu ermitteln,
inwieweit der MNS einen Einfluss auf die Freisetzung der (jeweiligen) Viren habe,
die Virusabgabe in die Umgebung also reduzieren würde. An sich war geplant, alle Probanden
jeweils einmal mit und einmal ohne MNS zu untersuchen, jedoch lehnten die meisten
(80 %) eine zweite Untersuchung aus Zeitgründen ab. Für die Untersuchung wurden nämlich
die ausgeatmeten Partikel während 30 (!) Minuten gesammelt und unterteilt in die zwei
Fraktionen
-
> 5 µm ( = respiratorische Tröpfchen) und
-
< 5 µm ( = Aerosol).
Obwohl alle Probanden eine floride Virusinfektion der oberen Atemwege hatten (mit
Konzentrationen von 107 – 8 Viruskopien pro Probe im Nasensekret und von ca. 104 Viruskopien pro Probe im Rachensekret), wurden jedoch ohne MNS nur bei 6 von 23 (Influenzaviren), bei 9 von 32 (Rhinoviren) bzw. bei 3 von 10
(Coronaviren) der genommenen Proben virushaltige Tröpfchen nachgewiesen, während virushaltige
Aerosole unter denselben Bedingungen, d. h. ohne MNS, auch nur bei 8 von 23 (Influenzaviren), bei 19 von 34 (Rhinoviren) und bei 4
von 10 (Coronaviren) der Proben nachgewiesen wurden.
Dass trotz akuter Virusinfektion der oberen Atemwege und ohne MNS nur so wenige Proben
überhaupt einen Virusnachweis erbrachten, ist ein bemerkenswertes Ergebnis der Studie,
weil es zeigt, dass – anders als man gemeinhin annimmt – eine Person mit akuter Virusinfektion
der oberen Atemwege offenbar keine „Virenschleuder“ ist bzw. sein muss. Allerdings
kommt noch hinzu, dass in den Proben, in denen überhaupt Virus nachgewiesen wurde
(mit und ohne MNS), die Viruskonzentration in respiratorischen Tröpfchen und in Aerosol
durchweg extrem niedrig war, sodass durch den MNS lediglich die „Ausreißerwerte“ ausgeglichen
werden konnten.
In Anbetracht der effizienten Sammeltechnik und der (langen) Sammeldauer von 30 Minuten
schlossen die Autoren deshalb aus ihren Ergebnissen, dass wahrscheinlich ein längerer
enger Kontakt erforderlich sei, damit es überhaupt zu einer Erregerübertragung kommen
kann. Dass bei den Proben mit Maske bei denjenigen Probanden, die überhaupt Virus ausschieden, die Virusfreisetzung
durch die Maske reduziert wurde, ist ein zu erwartendes Ergebnis.
Jedoch stellt sich bei der Betrachtung der gesamten Studienergebnisse die Frage, welche
praktische Relevanz ein MNS eigentlich haben sollen: Wenn nämlich (1) ein Großteil
der infizierten Personen auch ohne MNS gar kein Virus freisetzt und wenn dann (2)
noch dazu bei denjenigen mit Virusausscheidung die Viruskonzentrationen äußerst gering
sind, spricht insgesamt wenig für einen Nutzen von MNS. Die Autoren stellen jedoch
trotz der eigenen klaren Analyse fest, dass ihre Ergebnisse nahelegen, dass MNS (als
OP-Maske wie in der Studie verwendet) von kranken Personen verwendet werden könnten.
Wohlgemerkt sprechen sie aber nur von kranken, also symptomatischen Personen und keineswegs
von jedem Bürger im öffentlichen Raum. Um diese Frage ging es allerdings auch in dieser
Studie nicht – entgegen dem Eindruck, den man beim Lesen des RKI-Beitrags gewinnen
kann.
Nach Ansicht der Autoren sind ihre Ergebnisse nur eingeschränkt aussagefähig, weil
bei einem großen Anteil der Probanden – unabhängig von der Art ihrer Virusinfektion
– auch ohne MNS keine Virusfreisetzung nachgewiesen werden konnte, und dies trotz
der (langen) Messdauer von 30 Minuten. Ein weiteres Defizit sehen sie darin, dass
nicht untersucht wurde, ob die (in niedriger Konzentration) freigesetzten Viren auch
infektiös waren (dies wurde nur bei Influenzavirus in Aerosol mittels Zellkultur überprüft
und teilweise bestätigt).
Ob ein Erregernachweis außerhalb des Körpers bedeutet, dass die gefundenen Erreger
auch ein tatsächliches Infektionsrisiko darstellen, ist kaum zu beantworten. Hinzu
kommt, dass der Nachweis von Virusnukleinsäure kein Beleg für die Infektionstüchtigkeit
von Viren ist. Auch ein Virusnachweis mittels Zellkultur ist nicht mit dem Nachweis
ihrer Infektiosität unter normalen Lebensumständen gleichzusetzen.
Fazit aus der Studie aus Hongkong
Geringe Virusfreisetzung
Obwohl genau dafür als Beleg im Beitrag des RKI zitiert, liefert die Studie keinen
Hinweis darauf, dass das generelle Tragen von MNB (ob professioneller MNS oder sog.
Community-Masken) im öffentlichen Raum (Geschäfte, ÖPNV) das Risiko einer Infektion
für die Personen reduzieren kann, denen man währenddessen begegnet – dies allerdings
mit Kontaktzeiten, die im Vergleich zu der Messdauer in der Studie von 30 min in aller
Regel deutlich kürzer sind [5]. Die Studienergebnissen zeigen, dass das Risiko, mit ausgeschiedenen Viren anderer
Menschen in Kontakt zu kommen, noch einmal sehr viel geringer und wahrscheinlich zu
vernachlässigen ist, wenn man nicht direkt angehustet wird, eine Situation, die die
meisten Menschen in Geschäften oder im ÖPNV kaum je wirklich erlebt haben werden,
auch wenn gerade eine solche Situation als Risiko und damit als (eine) Begründung für MNB angeführt wird.
Kurze Kontakte
Bei Begegnungen im öffentlichen Raum handelt es sich von der Lebenserfahrung her nur
in wenigen Fällen um enge (< 1 m) und längerdauernde (≥ 15 min) Face-to-Face-Kontakte,
um die es bei der Tröpfchenübertragung geht, die sich aber (im Gegensatz zur Patientenversorgung
im Krankenhaus) in aller Regel nicht über 15 min oder mehr erstrecken. Wenn man z. B.
einen Bekannten trifft, mit dem man länger reden möchte, dann kann man eigenverantwortlich
Abstand wahren, sodass eine Erregerübertragung nicht zustande kommen kann. Meist aber
geht man in der Öffentlichkeit nur kurz aneinander vorüber (z. B. Gang im Supermarkt)
oder steht hintereinander (z. B. Kasse im Supermarkt) oder nebeneinander (z. B. ÖPNV).
Und selbst wenn die Fahrt mit dem ÖPNV nicht nur wenige Minuten dauert, kann man sich
erfahrungsgemäß nahezu immer so positionieren, dass man keinen Face-to-Face-Kontakt
mit anderen Fahrgästen hat, auch wenn das Verkehrsmittel voll sein sollte. Abstand
bei Gesprächen zu wahren, z. B. bei Bankgeschäften oder bei einer Beratung, z. B.
in einem Buchladen, ist immer möglich – und macht Masken überflüssig.
Tröpfchenübertragung
-
Übertragung von Erregern durch von anderen Personen freigesetzte respiratorische Tröpfchen
auf die Schleimhäute der oberen Atemwege (Augen, Nase, Mund)
-
Partikelgröße von respiratorischen Tröpfchen: > 5 µm
-
Face-to-Face-Kontakt mit geringem Abstand (< 1 m)
-
Längere Kontaktdauer ≥ 15 min
Face-to-face-Kontakt
Dass der bei der Tröpfchenübertragung entscheidende Face-to-Face-Kontakt im Verlauf
der „Coronakrise“ irgendwann quasi „verloren“ gegangen ist (zu Beginn der Pandemie
jedenfalls war beim RKI und in den Medien noch ständig von mindestens 15-minütigem
Face-to-Face-Kontakt als Voraussetzung für eine Erregerübertragung die Rede) und durch
einen Rund-um-Abstand von mindestens 1,5 m ersetzt wurde, ist ein wichtiger Faktor
für die zahlreichen Missverständnisse und Fehlinterpretationen: Nicht selten reagieren
manche Menschen ängstlich, wenn jemand von irgendeiner Seite „zu nahe“ kommt.
Einschätzung der WHO
Die WHO (World Health Organization) hatte 2019 nicht-medizinische MNS nur mit Vorbehalt
zum Schutz der Allgemeinbevölkerung bei schweren Epi- und Pandemien und chirurgische
Masken für symptomatische Personen bei Kontakt mit anderen Menschen empfohlen, obwohl
es keine wissenschaftliche Evidenz dazu gebe, ob diese Maßnahme effektiv sei, um Erregerübertragungen
zu reduzieren. Vielmehr beruhe die potenzielle Effektivität auf Plausibilität [6]. In der (zum Zeitpunkt der Abfassung dieses Beitrags aktuellsten) Empfehlung vom
Juni 2020 schreibt die WHO im Zusammenhang mit COVID-19 zu Masken in der Öffentlichkeit
(wie bereits in der vorangegangenen Empfehlung vom April), dass es derzeit keine wissenschaftlichen
Daten gebe, dass das Tragen von Masken (medizinische MNS bis hin zu sog. Community-Masken)
durch (anscheinend) gesunde Personen im öffentlichen Setting vor Infektionen mit respiratorischen
Viren, inkl. COVID-19, schützen könne [7].
In dieser neuen Empfehlung geht die WHO (neben dem Gebrauch von Masken im medizinischen
Bereich) erstmals ausführlich auf den Gebrauch von Masken durch die Bevölkerung im
öffentlichen Raum ein und macht dazu sehr differenzierte Angaben. Danach solle in
bestimmten Situationen des öffentlichen Lebens das Tragen von Masken gefördert werden
(ist also von der WHO nicht als „Vorschrift“ oder „Pflicht“ gedacht). Diese Empfehlung
gibt die WHO aber nur für Gebiete (z. B. Landkreise) mit bekannter oder vermuteter
ausgedehnter Übertragung (außerhalb von lokalisierbaren Ausbrüchen) in Situationen
(z. B. ÖPNV), in denen Abstandhalten schwierig ist. Damit sei dies eine zusätzliche
Maßnahme und Teil eines umfassenden Vorgehens, um die Übertragung von SARS-CoV-2 zu
unterdrücken. Die WHO stellt fest, dass es dafür keine direkte wissenschaftliche Evidenz
gebe und dass neben möglichen Vorteilen auch Nachteile zu nennen seien.
Wenn Masken für die Bevölkerung im öffentlichen Raum empfohlen werden, sollen die
Entscheidungsträger folgende Punkte berücksichtigen:
-
Der Zweck der Maske soll klar kommuniziert werden, d. h. wo, wann, wie und welcher
Maskentyp getragen werden soll. Es solle erklärt werden, was mit Masken erreicht werden
könne und was nicht. Ferner solle klargestellt werden, dass die Maske nur ein Teil
eines Maßnahmenpaketes sei zusammen mit Händehygiene, physischer Distanz u. a., die
alle notwendig seien und sich gegenseitig verstärken sollen.
-
Die Menschen sollen darüber informiert und darin trainiert werden, wann und wie Masken
sicher verwendet, d. h. angelegt, getragen, abgelegt, gereinigt und entsorgt werden.
-
Die Umsetzbarkeit des Gebrauchs, Versorgungs- und Nachschubfragen, soziale und psychologische
Akzeptanz (sowohl des Tragens und des Nicht-Tragens verschiedener Maskentypen unter
unterschiedlichen Bedingungen) sollen berücksichtigt werden.
-
Es sollen fortlaufend wissenschaftliche Daten und Evidenz über die Effektivität des
Maskengebrauchs (inkl. verschiedener Maskentypen oder von anderen Gesichtsbedeckungen
wie Tücher) gesammelt werden.
-
Die Auswirkungen (positiv, neutral oder negativ) des Maskengebrauchs in der allgemeinen
Bevölkerung sollen ausgewertet werden (inkl. Verhaltens- und Sozialwissenschaft).
Entscheidungskriterien gemäß WHO-Empfehlung
Folgende Kriterien (jeweils mit einer Interpretation der Autorin, ob damit eher Fremd-
oder Eigenschutz bzw. beides angestrebt ist) sollten nach den WHO-Empfehlungen bei
einer solchen Entscheidung berücksichtigt werden, um zu einer risikobasierten Vorgehensweise
zu kommen:
-
Zweck der Masken:
-
Bei erhöhtem Expositionsrisiko:
-
beschrieben als weitverbreitete Übertragungen in der Öffentlichkeit (ohne lokalisierbare
Ausbrüche), aber nur begrenzten (oder nicht vorhandenen) Möglichkeiten für andere
Maßnahmen zur Eindämmung (z. B. physische Distanz, Kontaktverfolgung, Durchführung
von Tests mit Isolierung und Versorgung von Verdachts- oder bestätigten Fällen) oder
aber in bestimmten beruflichen Situationen, in denen enger Kontakt mit Menschen besteht,
z. B. als Sozialarbeiter oder Kassierer (vorwiegend Fremdschutz, berufsbedingt ggf.
auch Eigenschutz)
-
Bei Personen mit gesundheitlich erhöhtem Risiko:
-
dann medizinische MNS, z. B. für ältere Menschen, bei Immunsuppression und für Menschen
mit Herz-Kreislauf-Krankheiten, Diabetes mellitus, chronischer Lungenkrankheit, Karzinom
und zerebrovaskulären Erkrankungen (Eigenschutz)
-
In bestimmten (Lebens-)Situationen:
-
hohe Populationsdichte (in Flüchtlingsheimen, bei beengten Wohnverhältnissen) und
in Situationen (z. B. ÖPNV), in denen ein Abstand von mindestens 1 m nicht eingehalten
werden kann (am ehesten Fremd- und Eigenschutz)
-
Machbarkeit:
-
Verfügbarkeit und Kosten von Masken
-
Möglichkeit zum Waschen nicht-medizinischer Masken
-
Eignung des Maskenträgers, die nachteiligen Auswirkungen beim Tragen von Masken zu
tolerieren
-
Maskentyp: medizinische oder nicht-medizinische Maske
Die WHO führt dazu aus, dass Regierungsentscheidungen, den Gebrauch von Masken zu
empfehlen (oder zur Pflicht zu machen), diese Kriterien berücksichtigen sollen – zusammen
mit dem lokalen Kontext, den kulturellen Bedingungen, der Verfügbarkeit von Masken,
den erforderlichen Hilfsmitteln und den Neigungen der Bevölkerung.
Potenzielle Vor- und Nachteile von „Alltagsmasken“ gem. WHO
Vorteile
Als potenzielle Vorteile, wenn gesunde Menschen in der Öffentlichkeit Masken tragen, führt die WHO folgende
Gründe auf:
-
reduziertes potenzielles Expositionsrisiko ausgehend von infizierten, noch nicht symptomatischen
Personen
-
reduzierte potenzielle Stigmatisierung von Personen, die Masken zum Fremdschutz tragen,
oder von Personen, die im nicht-klinischen Bereich für Patienten mit COVID-19 sorgen
-
Stärkung des Gefühls in der Bevölkerung, dazu beitragen zu können, die Ausbreitung
des Virus zu beenden
-
Erinnerung daran, andere Maßnahmen zu beachten, wie Händehygiene, Vermeidung eigener
Hand-Gesichts-Kontakte, obwohl dies auch den gegenteiligen Effekt haben könne (s. u.
bei „Nachteile“)
-
potenzielle soziale und ökonomische Vorteile, z. B. durch Herstellung von Masken,
wodurch eine Einkommensquelle geschaffen und dadurch eine bessere Integration erreicht
werden könne etc.
Nachteile
Die WHO nennt die folgenden potenziellen Nachteile, wenn gesunde Menschen in der Öffentlichkeit Masken tragen:
-
potenziell erhöhtes Risiko der Selbstkontamination infolge von Manipulationen an der
Maske und anschließendem Kontakt der Augen mit den kontaminierten Händen
-
potenzielle Selbstkontamination, falls nicht-medizinische Masken nicht gewechselt
werden, wenn sie feucht oder verschmutzt sind, weil dadurch günstige Bedingungen für
die Vermehrung von Mikroorganismen geschaffen werden können
-
potenziell Kopfschmerzen und/oder Atemprobleme abhängig von der Art der Maske
-
potenziell Entwicklung von Hautläsionen oder -irritationen, Verschlimmerung von Akne
bei häufigem Gebrauch über längere Zeit
-
Schwierigkeiten mit einer klaren Aussprache
-
potenziell unangenehmes Gefühl
-
falsches Gefühl von Sicherheit mit der möglichen Folge einer geringeren Beachtung
anderer wichtiger Präventionsmaßnahmen, wie z. B.
-
physische Distanz und
-
Händehygiene
-
mangelnde Umsetzung des Maskentragens (insbesondere kleinere Kinder)
-
Abfallprobleme, wenn Masken im öffentlichen Raum falsch entsorgt und die Abfallbehälter
zu voll werden (dadurch Kontaminationen beim Entsorgungspersonal und in der Umgebung
möglich)
-
Schwierigkeit für Menschen mit Hörstörungen, da diese auf das Ablesen von den Lippen
angewiesen sind
-
Probleme, die Maske zu tragen, insbesondere
-
bei Kindern,
-
bei Menschen mit psychiatrischen Erkrankungen,
-
bei älteren Menschen mit kognitiven Einschränkungen,
-
bei Personen mit Asthma oder chronischen respiratorischen oder Atemproblemen,
-
bei Personen nach Gesichtsverletzungen oder kürzlichen Operation im HNO-Bereich
-
bei Menschen, die in heißer und feuchter Umgebung leben
Stoffmasken nur für Fremdschutz geeignet
Es werden von der WHO außerdem die verschiedenen Maskenarten diskutiert und in Hinsicht
auf Stoffmasken festgehalten, dass sie nur für den Fremdschutz in Betracht gezogen
werden sollen, ihr Gebrauch solle aber immer von häufiger Händehygiene und physischem
Abstandhalten begleitet sein.
Genereller Umgang mit Masken
Zum generellen Umgang mit Masken macht die WHO folgende Angaben:
-
Masken sollen immer nur von einer Person benutzt werden.
-
Sie sollen gewechselt werden, wenn sie feucht oder sichtbar verschmutzt sind. Eine
feuchte Maske soll nicht für längere Zeit getragen werden.
-
Beim Abnehmen der Maske soll sie an der Außenseite nicht berührt werden. Augen, Nase
und Mund sollen unmittelbar danach nicht berührt werden.
-
Nach dem Abnehmen soll die Maske entweder sofort entsorgt oder in einen verschließbaren
Beutel verbracht werden, bis sie gewaschen wird. Unmittelbar nach der Versorgung der
Maske sollen die Hände gewaschen werden.
-
Stoffmasken sollen häufig gewaschen und sorgfältig gehandhabt werden, um andere Gegenstände
nicht zu kontaminieren. Schon bei der Wahl des Stoffes soll darauf geachtet werden,
dass die Masken bei mindestens 60 °C gewaschen werden können.
Einschätzung des European Centre for Disease Prevention and Control (ECDC)
Das ECDC (European Centre for Disease Prevention and Control) macht zur potenziellen
Effektivität von Masken gegen die Übertragung des Erregers von COVID-19 nur vage Angaben
und beruft sich u. a. auf die Stellungnahme der WHO von 2019 [6]
[8]. Es gebe eine begrenzte indirekte Evidenz dafür, dass nicht-medizinische Masken
(aus verschiedenen Materialien) die Freisetzung respiratorischer Tröpfchen in die
Umgebung beim Husten reduzieren können, die verfügbare Evidenz lege aber nahe, dass
nicht-medizinische Masken bei der Kontrolle der Erregerquelle („Source Control“) weniger
effektiv seien als medizinische Masken.
Man könne auch nicht etwa aus der Tatsache schließen, dass in asiatischen Ländern,
in denen das Tragen von Masken in der Öffentlichkeit häufig sei, deshalb die Corona-Infektionsraten
in manchen dieser Länder niedriger seien – denn es gebe dort neben dem Gebrauch von
Masken zahlreiche weitere Maßnahmen, die praktiziert werden, um das Infektionsrisiko
zu reduzieren. Beispielsweise sei in diesen Ländern das Bewusstsein für die sog. respiratorische
Etikette und für die Händehygiene stärker ausgeprägt als anderswo.
Der Gebrauch von (nicht-medizinischen) Masken in der Öffentlichkeit könne in erster
Linie als Mittel der „Source Control“ dienen, auch wenn nicht klar sei, inwieweit
dieses Ziel überhaupt erreichbar ist, solle aber nur als eine zusätzliche Maßnahme
in Betracht gezogen werden, jedoch nicht als Ersatz für die zentralen Präventionsmaßnahmen,
zu denen u. a. sorgfältige Händehygiene sowie die Vermeidung von eigenen Hand-Gesichts-Kontakten
(Augen, Nase, Mund) gehörten.
Argumente für und gegen das Tragen von Masken gem. ECDC
Argumente des ECDC gegen den Gebrauch von Masken
-
Es gibt einen Mangel an medizinischen Masken, weshalb ihre Verwendung primär dem Eigenschutz
des medizinischen Personals vorbehalten bleiben soll.
-
Es gibt nur eine begrenzte indirekte wissenschaftliche Evidenz dafür, dass nicht-medizinische
Masken als Mittel der „Source Control“ effektiv sind.
-
Das Tragen von Masken kann ein falsches Gefühl von Sicherheit erzeugen, wodurch es
zu vermehrten Hand-Gesichts-Kontakten kommen kann, z. B. wenn die Maske zurechtgerückt
wird.
-
Masken müssen sorgfältig an- und wieder abgelegt werden, um Kontaminationen der Hände
zu vermeiden.
-
In bestimmten Bevölkerungsgruppen, z. B. bei Kindern oder Personen mit chronischen
respiratorischen Krankheiten, werden Masken nicht gut toleriert.
-
Es gibt keine etablierten Standards für nicht-medizinische Masken als Mittel für die
„Source Control“ oder den persönlichen Schutz.
Argumente des ECDC für den Gebrauch von Masken
-
Weil Personen mit milden Symptomen oder asymptomatische Personen zur Verbreitung des
Erregers beitragen können, könnten Masken (oder andere Gesichtsbedeckungen) als Mittel
der „Source Control“ in Ergänzung zu anderen Maßnahmen zur Reduktion der Übertragung
der Viren in Erwägung gezogen werden. Es sei aber nicht klar, inwieweit die Verwendung
von Masken in der Öffentlichkeit in Ergänzung zu den anderen Maßnahmen (z. B. Händehygiene)
zu einer Reduktion der Erregerübertragung beitragen könne.
-
Die Virusausscheidung ist am Ende der Inkubationszeit, also kurz bevor die Symptome
auftreten, höher (wie ebenso in den ersten 7 Tagen nach Auftreten der Symptome).
-
In asiatischen Ländern werden Masken in der Öffentlichkeit in breitem Maße verwendet
und wurden während der SARS-Epidemie im Jahr 2003 mit einem niedrigeren Risiko bei
Personen in Verbindung gebracht, die keinen bekannten Kontakt zu Patienten mit SARS
hatten.
-
Nicht-medizinische Masken und Stoffmasken haben den Vorteil, dass sie einfach hergestellt
werden können. Stoffmasken sind außerdem waschbar und damit wiederverwendbar.
Zusammenfassend sagt das ECDC, dass bei der Empfehlung für den Gebrauch von Masken
in der Öffentlichkeit die Lücken in der wissenschaftlichen Evidenz und die möglichen
negativen Auswirkungen sorgfältig in Betracht gezogen werden müssten. Sie sollen nur
als ergänzende Maßnahme erwogen werden, dürften aber nicht dazu führen, dass die etablierten
Maßnahmen insbesondere der sorgfältigen Händehygiene und der Vermeidung eigener Hand-Gesichts-Kontakte
(Augen, Nase, Mund) beeinträchtigt werden.
Empfehlung der Centers for Disease Control and Prevention (CDC)
Die US-amerikanischen CDC äußern sich ähnlich wie WHO und ECDC, berufen sich aber
nicht auf wissenschaftliche Evidenz, außer in Bezug auf die frühzeitige Erregerausscheidung
am Ende der Inkubationszeit [9].
Aktualisierter Cochrane-Review
In dem 2020 aktualisierten Cochrane-Review werden u. a. Studien zur Effektivität von
Masken bei der Reduktion der Verbreitung respiratorischer Viren ausgewertet [10]. In diesen Studien ging es jedoch nicht um das Tragen von Masken in der Öffentlichkeit,
wie es in Deutschland (und manchen anderen Ländern) für alle Bürger in bestimmten
Situationen (Geschäfte, ÖPNV) zur Pflicht gemacht wurde. Vielmehr wurden Untersuchungen
in ganz anderen Settings ausgewertet, und somit ist es irreführend, wenn es im Text
des RKI-Beitrags, in dem es ja explizit um den Gebrauch von Masken in der Öffentlichkeit
geht, dazu heißt:
„In einer Aktualisierung ihres Cochrane Reviews aus dem Jahre 2003 empfehlen die Autoren,
basierend auf Beobachtungsstudien während des SARS-Ausbruchs, den Einsatz von Masken
ebenfalls in Kombination mit anderen Maßnahmen“.
[1]
Einbezogen wurde in den aktuellen Review von 2020 z. B. eine Untersuchung bei einem
großen religiösen Treffen in Australien, bei dem überprüft werden sollte, ob das Tragen
von Masken (professionelle chirurgische Masken) bei Teilnehmern mit respiratorischer
Infektion die Erregerübertragung innerhalb solcher Massenveranstaltungen mit engem
Kontakt (z. B. Aufenthalt in Zelten) zwischen den Teilnehmern reduzieren könne.
In eine andere Studie wurden von niedergelassenen Ärzten in Frankreich bei Hausbesuchen
Haushalte aufgenommen, in denen es Influenzafälle gab. Die erkrankten Personen sollten
eine (professionelle chirurgische) Maske tragen, die restlichen Mitglieder des Haushalts
nicht. Ermittelt werden sollte die Rate der Übertragungen auf andere Mitglieder des
Haushalts. Ebenso ging es in einer weiteren Studie aus Australien um den Effekt von
Masken in Haushalten mit erkrankten Mitgliedern. Daneben gab es weitere Studien, in
denen der Effekt von Händehygiene zusammen mit Masken untersucht wurde, so z. B. bei
2 Untersuchungen in Studentenwohnheimen, also in einer gewissermaßen großen Wohngemeinschaft.
Sämtlich waren es also Studien, die nichts – auch nicht im weiteren Sinne – mit dem
Tragen von Masken in der Öffentlichkeit (Geschäfte, ÖPNV) zu tun haben. Die meisten
der im Cochrane-Review zitierten Studien wurden darüber hinaus bei medizinischem Personal
durchgeführt, weshalb sie für die Betrachtung hier keine Rolle spielen.
Fazit zu der vom RKI zitierten wissenschaftlichen Grundlage für die Maskenempfehlung
im öffentlichen Raum
Fazit zu der vom RKI zitierten wissenschaftlichen Grundlage für die Maskenempfehlung
im öffentlichen Raum
Masken nicht Evidence-based
Es gibt aus der im Beitrag des RKI zitierten Fachliteratur keine wissenschaftlich
fundierten Hinweise, und das auch nicht aus den dort genannten „aktuellen“ Studien, dass Masken, die von der normalen Bevölkerung im öffentlichen Raum (Geschäfte,
ÖPNV) getragen werden, ganz gleich welcher Art sie sind, also ob medizinische MNS
oder sog. Community-MNB, die Erregerübertragung bei respiratorischen Infektionen,
wie insbesondere Influenza oder COVID-19, reduzieren könnten, um damit „eine nachhaltige Reduktion der Ausbreitungsgeschwindigkeit von COVID-19 in der Bevölkerung
und sinkende Neuerkrankungszahlen zu erreichen“, wie es im RKI-Beitrag heißt. Ebenso fehlen wissenschaftliche Belege, dass der zusätzliche
Gebrauch von Masken in der Bevölkerung bewirken könnte, dass sich damit „mehrere Komponenten (…) gegenseitig ergänzen“ [1].
Dementsprechend heißt es im RKI-Beitrag u. a. sehr zurückhaltend: „Eine teilweise Reduktion dieser unbemerkten Übertragung von infektiösen Tröpfchen
durch das Tragen von MNB könnte
(Hervorhebung von der Autorin) auf Populationsebene zu einer weiteren Verlangsamung der Ausbreitung beitragen“ – eine Formulierung, die im wissenschaftlichen Diskurs wegen offensichtlich fehlender
Belege für eine Empfehlung mit weitreichenden Folgen eigentlich nicht hätte verwendet
werden dürfen.
Epidemiologischer Zusammenhang entscheidend
Zwar führt das RKI in dem Beitrag an, dass „Ausbruchsuntersuchungen und Modellierungsstudien“ (zeigten), dass …
„die rasche Ausbreitung von SARS-CoV-2 auf einem hohen Anteil von Erkrankungen beruhe,
die initial mit nur leichten Symptomen beginnen, ohne die Erkrankten in ihrer täglichen
Aktivität einzuschränken. Bereits 1 – 3 Tage vor Auftreten der Symptome kann es zu
einer Ausscheidung von hohen Virusmengen kommen. Eine teilweise Reduktion dieser unbemerkten
Übertragung von infektiösen Tröpfchen durch das Tragen von MNB könnte (Hervorhebung von der Autorin) auf Populationsebene zu einer weiteren Verlangsamung
der Ausbreitung beitragen.“
[1]
Doch handelt es sich dabei, wie schon erwähnt, um bekannte Tatsachen, die nichts mit
den angeblich neuen wissenschaftlichen Belegen für die Wirksamkeit von MNB im öffentlichen
Raum zu tun haben. Außerdem spiegeln Ausbrüche, z. B. in Pflegeheimen oder in Unterkünften
für Asylbewerber bzw. Mitarbeiter in Schlachtbetrieben, eine völlig andere epidemiologische
Situation wider als der Aufenthalt von Menschen im öffentlichen Raum, und Modellierungsstudien
sind rein mathematisch-theoretischer Natur, deren Ergebnisse maßgeblich von den darin
verwendeten Annahmen („Stellschrauben“) abhängen.
Und dennoch endet der Beitrag des RKI mit der Aussage:
„In dem System verschiedener Maßnahmen ist (sic!) ein situationsbedingtes generelles Tragen von MNB (oder MNS, wenn die Produktionskapazität
dies erlaubt) in der Bevölkerung ein weiterer Baustein, um Übertragungen zu reduzieren“.
[1]
„Wie man in den Wald hineinruft, …“:
von „kann“ und „könnte“ zu „ist“
Nachdem sich das RKI auf den ersten beiden Seiten nur eher vorsichtig zu den möglichen
positiven Auswirkungen geäußert hat („könnte“, „kann“), spricht es in diesem letzten Satz mit „ist“, aber so, als ob das Tragen von MNB tatsächlich, also durch wissenschaftliche Untersuchungen
bestätigt, ein solcher Baustein wäre; dies allerdings, ohne dass dafür eine wissenschaftliche
Grundlage angeführt würde (und werden könnte).
Diese Formulierung am Ende des Beitrags mag für all die Leser (z. B. Journalisten)
gewählt worden sein, die nur den letzten Satz (oder Absatz) eines Artikels lesen,
weil dort oft ein (leicht lesbares) kurz gefasstes Resümee gegeben wird. Bei den Lesern
hängen bleiben wird damit der Eindruck, dass eine positive Wirkung der Maskenempfehlung
für den öffentlichen Raum eine „Tatsache“ darstellt – was jedoch gerade nicht der
Fall ist.
Keine wissenschaftlichen Daten
Keine wissenschaftlichen Daten
Weder vom RKI oder von der WHO noch von ECDC oder CDC wurden wissenschaftliche Daten
für eine positive Wirkung von Masken in der Öffentlichkeit (im Sinne einer reduzierten
„Ausbreitungsgeschwindigkeit von COVID-19 in der Bevölkerung“ [1]) vorgelegt, weil es solche Daten nicht gibt [1]
[6]
[7]
[8]
[9]. Ebenso stützt auch das Update des Cochrane-Reviews die Anwendung von Masken im
öffentlichen Raum in keiner Weise [10]. Dies wird durch 2 weitere Reviews der relevanten Literatur vom April 2020 bestätigt
[11]
[12]. Dasselbe gilt für die schon vor einigen Jahren durchgeführte Studie aus Hongkong
[5].
Die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie (DGP) kommt in einer Stellungnahme vom Mai
2020 zur Auswirkung von Masken auf den Eigen- und Fremdschutz zu dem Schluss, dass
„nicht-medizinische, aus Stoffen hergestellte Masken (…) einen Fremdschutzeffekt“ haben [13]. Die darin zitierten experimentellen Maskenuntersuchungen zur Filterleistung verschiedener
Maskentypen und -materialien lassen eine solche Schlussfolgerung nicht zu. Ebenso
wenig wird dieses Resultat durch die zitierten epidemiologischen Studien gestützt,
die auch Gegenstand der Untersuchung in dem aktualisierten Cochrane-Review waren [10].
In einer Anfang Juni 2020 publizierten Modellierungsstudie wird über den Effekt der
Maskenpflicht am Beispiel der Stadt Jena sowie anderer Städte und Regionen in Deutschland
berichtet [14]. Die Autoren (sämtlich Ökonomen) kommen zu dem Schluss, dass die Maskenpflicht zu
einer ca. 40 %igen Reduktion der täglichen Zuwachsrate an COVID-19-Infektionen geführt
habe. Unberücksichtigt bleibt in dieser Studie jedoch der entscheidende Aspekt, dass
bereits ab dem 1. März 2020 (also knapp 5 Wochen vor der Einführung einer Maskenpflicht
im öffentlichen Raum in der Stadt Jena) die Ausbreitungsrate von SARS-CoV-2 zurückging
und dass am 10. März der R-Wert nach Angaben des RKI schon unter 1 lag [15]
[16]. Daraus folgt, dass die Einführung der Maskenpflicht (ab 6. April zunächst in Jena,
etwa 3 Wochen später dann auch im gesamten Bundesgebiet) in eine Phase der Corona-Epidemie
fiel, in der es schon zu einem kontinuierlichen und deutlichen Rückgang der Infektionszahlen
gekommen war, eine Entwicklung, die sich anschließend weiter fortsetzte.
Einen Effekt der Maskenpflicht auf den Rückgang der Infektionszahlen kann man daraus
nicht ableiten, weil sich beides überlagert, dies aber in der Modellierungsstudie
nicht einbezogen wurde. Außerdem muss berücksichtigt werden, dass das Meldedatum der
Fälle, das in der Studie verwendet wurde, keine auch nur annähernd sichere Aussage
zulässt über den Zeitpunkt der Infektion, der sich nur über das Erkrankungsdatum ( = Beginn
der klinischen Symptomatik) genau genug festlegen lässt, wie es das RKI in seinen
Modellierungsstudien praktiziert [16].
Gemäß RKI beträgt nämlich die Zeit zwischen Infektion und Meldedatum 14 – 21 Tage,
und dieser Zeitraum setzt sich zusammen aus
-
der Inkubationszeit,
-
dem Zeitverzug, bis der Patient wegen zunehmender Symptome zum Arzt geht,
-
der Zeit für die Durchführung des Tests (inkl. Transport ins Labor und Auswertung
im Labor),
-
den administrativen Verzögerungen bei der Meldung der Testergebnisse an das RKI sowie
-
der Publikation durch das RKI [15].
Die aktuelle Modellierungsstudie geht jedoch nur von einer Verzögerung von etwa 8
Tagen aus. Mit anderen Worten: Der in dieser Untersuchung der Maskenpflicht zugeschriebene
Effekt beim Rückgang der Infektionszahlen wird zum einen überlagert vom deutlichen
Rückgang der Infektionszahlen, der überall in Deutschland einige Wochen vor Einführung
der Maskenpflicht in Jena und anderswo begonnen hatte. Zum anderen muss berücksichtigt
werden, dass die jeweils dem RKI gemeldeten Infektionen 14 – 21 Tage zuvor entstanden
sind, die Maskenpflicht also mindestens in den ersten 2 – 3 Wochen keinen Einfluss
auf die Infektionszahlen gehabt haben kann.
Ein weiterer wichtiger Aspekt für die Beurteilung eines Effekts der Maskenpflicht
ist, dass in den gemeldeten Infektionszahlen immer auch Infektionen verborgen sein
können, die aus Ausbruchsgeschehen, z. B. in Heimen oder Krankenhäusern, stammen.
Institutionelle Ausbrüche werden aber durch eine Maskenpflicht im öffentlichen Raum
nicht beeinflusst, sodass ein Rückgang der Infektionszahlen in einem Ort bzw. in einer
Region daran liegen kann, dass zuvor Ausbruchsgeschehen die Zahl der Infektionsfälle
erhöht haben, danach aber die Fallzahlen durch das Fehlen weiterer Ausbrüche niedriger
waren als vor der Einführung der Maskenpflicht. Ohne Berücksichtigung also, aus welchem
epidemiologischem Zusammenhang die aus den verschiedenen Orten gemeldeten Infektionszahlen
stammen (d. h. ob Ausbrüche darunter waren oder nicht), bleibt der Effekt von Masken
in der Öffentlichkeit auf das Auftreten von Neuinfektionen notgedrungen unklar.
Insgesamt bringt auch diese neue Modellierungsstudie keine Ergebnisse, die eine Maskenpflicht
stützen können.
Dasselbe gilt für eine weitere Modellierungsstudie, die für Wuhan (China), für Italien
und für New York City gezeigt haben will, dass mit Einführung der Maskenpflicht in
der Öffentlichkeit die Zahl der Neuinfektionen erheblich zurückging [17]. Allerdings haben – wie in [14] – auch diese Autoren (ebenfalls keine Mediziner, sondern Physiker und Chemiker)
übersehen, dass die Auswirkungen einer Maßnahme nicht sofort erkennbar sind, sondern
wegen des Intervalls zwischen dem Zeitpunkt der Infektion und dem Meldedatum frühestens
ca. 2 – 3 Wochen danach erkennbar sein könnten. Bei einer weiteren Arbeit handelt
es sich um eine rein theoretische Modellierungsstudie, deren Aussagekraft für die
Realität völlig offen ist [18].
Auch der Anfang Juni 2020 erschienene systematische Review mit Metaanalyse liefert
keine Hinweise [19]. Darin geht es – neben physischer Distanz und Augenschutz – zwar auch um Masken,
aber nicht um das Tragen von Masken im öffentlichen Raum zum Fremdschutz. In den meisten
dort behandelten 44 vergleichenden Studien, die in die Metaanalyse eingeschlossen
werden konnten, geht es um SARS bzw. MERS, in 7 davon um COVID-19, aber in keinem
Fall um eine Untersuchung, die Rückschlüsse auf das Tragen von Masken im öffentlichen
Raum aus Gründen des Fremdschutzes zuließe. Masken spielten sowieso nicht in allen
der eingeschlossenen Untersuchungen eine Rolle, z. B. ging es manchmal auch nur um
physische Distanz. Überwiegend waren es noch dazu Untersuchungen aus dem Bereich der
Patientenversorgung in Krankenhäusern, nur 9 Studien sind aus anderen Lebensbereichen
(Haushalte, nahe Kontaktpersonen, Flugzeug, Reisen) aufgeführt.
In einer einzigen Studie – über Risikofaktoren für SARS in Peking aus dem Jahr 2004
– ging es tatsächlich u. a. um das Tragen von Masken in der Öffentlichkeit, jedoch
zum Schutz der Träger (Eigenschutz) und nicht zum Fremdschutz. Ein Ergebnis dieser
Studie aus Peking war, dass Personen, die aus eigenem Antrieb ausschließlich mit Maske
das Haus verließen, weil sie sich selbst schützen wollten, ein geringeres Risiko hatten,
SARS zu akquirieren. Insofern trägt diese Studie zu Masken als Fremdschutz ebenfalls
nichts bei.
Auch diese neue (im Übrigen von der WHO geförderte) systematische Übersichtsarbeit
hat keine Untersuchungen zu Tage gefördert, die überhaupt eine oder sogar eine stützende
Aussage zum Tragen von Masken im öffentlichen Raum erlauben würden.
Resümee zur wissenschaftlichen Grundlage
Resümee zur wissenschaftlichen Grundlage
Trotz fehlender wissenschaftlicher Evidenz haben sowohl WHO, ECDC, CDC und RKI – allesamt
in der Regel hochgeachtete nationale und internationale wissenschaftliche Gesundheitsbehörden
– das Tragen von Masken im öffentlichen Raum empfohlen, wenn auch, wie bei der WHO
[7], beschränkt auf spezielle epidemiologische Situationen, von allen aber mit deutlichen
„Warnhinweisen“ versehen, mit der Folge, dass sich die Politik auf eben diese, aber
ohne wissenschaftliche Grundlage vorgenommenen Einschätzungen beruft. Die „Warnhinweise“
jedoch beschränken sich dabei auf die Notwendigkeit, trotzdem Abstand zu wahren.
Man muss feststellen, dass alle nationalen und internationalen Gesundheitsbehörden
entgegen der wissenschaftlich etablierten Standards der Evidence-based Medicine eine
Einschätzung zum Tragen von Masken im öffentlichen Raum mit großer Tragweite abgegeben
haben, die lediglich auf sog. plausiblen Überlegungen beruht, was jedoch nicht ausreichen
kann, um der Politik in einer solchen Lage, d. h. für den Einsatz bei Millionen von
Menschen, eine wissenschaftliche fundierte Entscheidungsbasis zu vermitteln.
Community-Masken wegen Mangel an medizinischem Mund-Nasen-Schutz
Es ist klar, dass aufgrund des weltweiten Mangels an professionellen MNS (von denen
es im Frühjahr 2020 in Kliniken und Pflegeheimen bei weitem nicht genug gab, sodass
sie für die Nutzung der Bevölkerung in Deutschland ohnehin nicht in Frage kamen) die
allgemeine Maskenpflicht in Deutschland nur eingeführt werden konnte mit dem Hinweis,
dass selbstgenähte Masken oder auch nur ein Tuch vor Mund und Nase ebenfalls ausreichten.
Über die Qualität von MNB können naturgemäß keine Aussagen gemacht werden, weil jeder
Bürger verwenden kann, was er will, eben z. B. nur ein Tuch oder einen Schal. Schon
deshalb also kann es, wie im Beitrag des RKI angeführt, zu MNB keine Daten geben.
Transparent wäre es gewesen, auf das Fehlen von wissenschaftlichen Daten für den generellen
Einsatz von MNB im öffentlichen Raum ausdrücklich hinzuweisen. Wenigstens hätte aber
im letzten Satz des Artikels, wie überall zuvor im Text, nur davon gesprochen werden
sollen, dass der MNB ein Baustein sein könnte, um Übertragungen zu reduzieren, nicht
aber, dies als Tatsache zu formulieren.
Voraussetzungen für den Gebrauch von Masken im öffentlichen Raum
Voraussetzungen für den Gebrauch von Masken im öffentlichen Raum
Maskenpflicht im öffentlichen Raum bedeutet, dass Masken von allen Menschen in Deutschland
ab dem 7. Lebensjahr (also theoretisch von knapp 80 Millionen Menschen) getragen werden
müssen, wenn sie in Geschäfte gehen oder mit dem ÖPNV fahren wollen. Ausgedehnt wurde
diese Pflicht auf das gesamte öffentliche Leben: Lehrer und Schüler, Dozenten und
Studenten, Friseure, Beschäftigte in der Autoindustrie, Handwerker, Servicepersonal
in Gaststätten u.v. a.m., obwohl bei Face-to-Face-Kontakt entweder genügend Abstand
gehalten werden kann oder auch nur ein kurzer Face-to-Face-Kontakt stattfindet, bei
dem Erregerübertragungen sehr unwahrscheinlich sind.
Neben der fehlenden wissenschaftlichen Basis ist noch ein anderer Aspekt von Bedeutung:
Es geht um den korrekten Umgang mit Masken (welcher Art auch immer), damit nicht durch
die Masken selbst das Risiko für die Verbreitung des Erregers erhöht wird.
An 3 Stellen des (kurzen) Artikels weist auch das RKI eindringlich auf die Problematik
im Zusammenhang mit der Anwendung von Community-Masken hin [1]:
… [dass] „der Einsatz von MNB die zentralen Schutzmaßnahmen, wie die (Selbst-)Isolation
Erkrankter, die Einhaltung der physischen Distanz von 1,5 m, die Hustenregeln und
die Händehygiene zum Schutz vor Ansteckung nicht ersetzen kann. Diese zentralen Schutzmaßnahmen
müssen also weiterhin strikt eingehalten werden“.
„Auch die hygienische Handhabung und die Pflege von MNB sind zu beachten. Aus diesem
Grund ist darauf zu achten, dass die MNB – insbesondere beim Auf- und Absetzen – nicht berührt (Hervorhebung von der Autorin) wird, um eine Kontamination durch die Hände zu verhindern.
Generell geht eine längere Tragedauer auch mit einer erhöhten Kontaminationsgefahr
einher.“ (Hier wird auf die Hinweise des BfArM = Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte
verwiesen; s. u. [20]).
„Dabei (d. h. bei den sich gegenseitig ergänzenden Komponenten, s. o.: Satz zuvor)
sind immer die Wirksamkeit der ergriffenen Maßnahmen und deren unerwünschte Auswirkungen
sorgsam gegeneinander abzuwägen.“
Warum ist ein korrekter Umgang mit Masken wichtig?
Warum ist ein korrekter Umgang mit Masken wichtig?
Übertragung von Erregern respiratorischer Infektionen
Respiratorische Tröpfchen: keine Inhalation
Bei der Erregerübertragung durch respiratorische Tröpfchen, zu der es in aller Regel
nur bei nahem (< 1 m) und längerdauerndem (≥ 15 min) Face-to-Face-Kontakt kommen kann,
werden von einer infizierten Person, z. B. beim Sprechen oder Husten, potenziell infektiöse
respiratorische Tröpfchen abgegeben [21]
[21]
[22]
[23]. Diese Tröpfchen können anschließend auf die Schleimhäute von Augen, Nase und/oder
Mund einer anderen Person treffen, wenn sie entsprechend nahe gegenübersteht. Daraus
kann sich schließlich bei fehlender Immunität der anderen Person eine Infektion entwickeln,
weil genau dort die Eintrittspforten für die respiratorischen Viren sind. Es handelt
sich dabei um sog. große Tröpfchen (> 5 µm), die wegen ihrer Größe nicht in die tieferen
Atemwege inhaliert werden können, sondern in den oberen Atemwegen quasi aufgefangen
werden. Es geht also bei der Tröpfchenübertragung nicht um Inhalation.
Als Minimalrisiko kann man nach allem, was zur Tröpfchenübertragung seit Langem bekannt
ist, zählen, dass es auch bei größerer Entfernung doch in seltenen Fällen zu einer
Erregerübertragung kommen kann. Erregerübertragungen, ganz gleich mit welchen Erregern,
lassen sich aber nie mit 100 %iger Sicherheit vermeiden. Wenn man also auch Minimalrisiken
verhindern will, lenkt man vom eigentlichen, nämlich weit überwiegenden Risiko ab.
Und dies kann dann, wie bei der Maskenpflicht, sogar zu einer Situation eines generell
erhöhten Risikos führen (s. u.).
Man muss sich bei all diesen Überlegungen eben immer vor Augen halten, dass es Menschen
zwar schon seit sehr langer Zeit gibt, Mikroorganismen und andere infektiöse organische
Strukturen wie Viren aber schon sehr viel länger. Wir haben aber erst vor ca. 170
Jahren begonnen, sie überhaupt kennenzulernen, und noch immer kommen neue hinzu. Wir
müssen weiter mit ihnen leben und können sie nicht eliminieren, auch nicht diejenigen
unter ihnen, die Infektionen verursachen können. Wir können also Infektionsrisiken
zwar reduzieren, aber nicht ganz ausschalten.
Aerogene Übertragung
Es besteht international darin Übereinstimmung, dass der Erreger von COVID-19 – wie
andere virale respiratorische Erreger auch – hauptsächlich über große Tröpfchen und
Kontakt übertragen wird [6]
[7]
[8]
[9]
[10]
[21]
[22]
[23]. Neuerdings wird aber auch über die aerogene Übertragung („Aerosole“) diskutiert
[23]. Selbst wenn z. B. die Virus-RNA saisonaler Coronaviren in Aerosolen nachgewiesen
werden konnte [5], kann daraus nicht geschlossen werden, dass es sich um replikative und infektionstüchtige
Viren gehandelt hat [7]
[19]
[21]
[22].
Die Übertragung von SARS-CoV-2 durch infektiöse Aerosole ist derzeit nur eine Hypothese.
Ob sie tatsächlich eine relevante Rolle bei der Akquisition dieses Erregers spielen,
könnte nur durch sehr sorgfältig geplante Untersuchungen in verschiedenen Settings,
inkl. randomisierter kontrollierter Studien, gezeigt werden [7]
[23]. So müssten in epidemiologischen Untersuchungen direkte und indirekte Kontakte sicher
ausgeschlossen werden, um eine aerogene Übertragung in Betracht ziehen zu können.
Der Nachweis von Virus-RNA in Luftproben jedenfalls reicht für eine Bestätigung dieses
Übertragungsweges nicht aus, ebenso wenig die Ergebnisse von Untersuchungen, in denen
Aerosole experimentell erzeugt, gezählt und vermessen werden oder wenn ihre Verweildauer
in solchen experimentellen Situationen bestimmt wird.
Man kann zur Frage der aerogenen Übertragung von Infektionserregern festhalten, dass
immer dann, wenn die Möglichkeit einer Übertragung durch die Luft erwogen wird, fast
regelmäßig ebenso auch die Übertragung durch direkten oder indirekten Kontakt in Frage
kommt.
Es handelt sich insgesamt um eine sehr komplexe Fragestellung, die vor allem infektiologische
und epidemiologische Faktoren betrifft und die verschiedenen Umgebungsbedingungen
(Innenräume, Außenluft) sowie möglicherweise auch aerosolphysikalische Besonderheiten
einschließen muss. So müsste aus infektiologischer Sicht z. B. geklärt werden, ob
infektiöse Aerosole überhaupt in ausreichender Zahl an den entscheidenden Stellen
in den oberen Atemwegen ankommen, wo SARS-CoV-2 hingelangen muss, weil es sich primär
in den Epithelzellen der oberen Atemwege repliziert.
Derartige Überlegungen erfordern eine differenzierte Darstellung in einem eigenen
Beitrag. Dabei könnte auch die Frage behandelt werden, welche Rolle MNB (und im Übrigen
auch das Abstandsgebot) im öffentlichen Raum spielen würden, wenn die aerogene Übertragung
ein Faktum wäre, ob es also weiter um Fremdschutz ginge oder vielleicht der Eigenschutz
in den Vordergrund gestellt werden müsste, wofür jedoch nur Atemschutzmasken in Frage
kämen und MNB nur noch als begrenzter Fremdschutz dienen könnten (Reduktion der Freisetzung
respiratorischer Tröpfchen und dadurch Reduktion der sekundären Entstehung von „Aerosolen“
durch rasches Eintrocknen der kleineren Tröpfchen [21]
[22]).
Kontaktübertragung: kontaminierte Hände
Erreger respiratorischer Infektionen können auch über die eigenen kontaminierten Hände
an die Eintrittspforten von Augen, Nase und/oder Mund gebracht werden (sog. Selbstinokulation)
[7]
[21]
[22]
[23]
[24]. Dieser Übertragungsweg gehört zu den Kontaktübertragungen (nicht selten immer noch
unwissenschaftlich als „Schmierinfektion“ bezeichnet; s. Infobox). Denn es gehört
zu den normalen menschlichen Verhaltensweisen, sich oft ins Gesicht zu fassen, z. B.
in den Augen oder an der Nase zu reiben.
So ergab eine Beobachtungsstudie bei ca. 250 zufällig ausgewählten Personen in der
Öffentlichkeit (z. B. in der U-Bahn), dass ca. 3 – 4 × pro Stunde zunächst irgendwelche
Oberflächen und anschließend die Schleimhäute im Gesicht berührt wurden [25]. Die Gelegenheit für eine Kontamination der Hände war demnach viel häufiger, als
die Möglichkeit zum Händewaschen im realen Leben überhaupt gegeben ist.
Das RKI legt sich aktuell nicht fest, welchem Übertragungsweg am ehesten die größte
Bedeutung zukommt [26]: SARS-CoV-2 werde hauptsächlich respiratorisch übertragen. Dabei werden sowohl Tröpfchen
als auch Tröpfchenkerne aufgeführt. Die Kontaktübertragung sei „nicht auszuschließen“
[26].
Von „Schmierinfektion“ zu Kontaktübertragung
Mit „Schmierinfektion“ ist Kontaktübertragung gemeint. „Schmieren“ – in diesem Zusammenhang
im Sinne von „Bestreichen“ verwendet – ist ein Vorgang, durch den es zu einer mit
bloßem Auge sichtbaren Auflagerung eines Stoffes kommt (z. B. Butter auf einem Brot,
Fingerfarben auf einer Fensterscheibe). „Schmieren“ wird damit der komplexen Problematik
der Übertragung von Infektionserregern durch unsichtbare Kontaminationen nicht gerecht:
So sehen die Hände des medizinischen Personals in der Regel, z. B. nach der Versorgung
eines Patienten, mit bloßem Auge sauber aus, sind aber mikrobiologisch nicht „sauber“
– und müssen deshalb gemäß den Regeln der Standardhygiene (oder „Basishygiene“) vor
jedem Patientenkontakt desinfiziert werden.
Der Begriff „Schmierinfektion“ wurde ursprünglich – gewissermaßen als Euphemismus
– für die Beschreibung des fäkal-oralen Übertragungsweges verwendet und ist im wissenschaftlichen
Kontext unüblich (im Übrigen ist der Begriff darüber hinaus nicht korrekt, denn es
werden nicht Infektionen übertragen, sondern die jeweils ursächlichen Erreger, die aber noch nicht einmal bei jeder anderen Person zu einer Infektion führen müssen;
dasselbe gilt analog für den Begriff „Tröpfcheninfektion“). In der internationalen
Fachliteratur gibt es keinen analogen Begriff zu „Schmierinfektion“, ein weiterer
Grund, warum heute nur noch von Kontaktübertragung gesprochen werden sollte.
Praktischer Hinweis
Man kann sich also die Hände kontaminieren
-
beim direkten Kontakt mit infizierten Menschen, z. B. beim Händeschütteln,
-
aber auch bei indirektem Kontakt mit Oberflächen, z. B. Treppengeländern, die von
infizierten Menschen angefasst wurden.
Umgekehrt kann man über die – z. B. nach Manipulation an der Maske – mit dem eigenen
(unerkannt infektiösen) respiratorischen Sekret kontaminierten Hände öffentliche Oberflächen
kontaminieren, die dann wiederum von anderen Menschen angefasst werden mit der Folge,
dass diese Personen kurz danach mit den nunmehr kontaminierten eigenen Händen das
eigene Gesicht berühren und den Erregern damit die Möglichkeit geben, über die dortigen
Schleimhäute einzudringen und in der Folge eine Infektion auszulösen (sämtlich indirekte
Kontakte).
So oder so kann man also selbst oder können die Mitmenschen über die meist unbemerkten
Hand-Gesichts-Kontakte gerade dort in Kontakt mit Infektionserregern kommen, wo die
Erreger respiratorischer Infektionen hingelangen müssen, um eine Infektion erzeugen
zu können, nämlich an die Schleimhäute der oberen Atemwege und die Augen (bzw. wo
sie sich befinden, falls man schon infiziert ist). Seit Jahrzehnten weiß man im Übrigen,
dass respiratorische Viren – ob hüllenlos (wie Rhinoviren) oder behüllt (wie Influenza-
und Coronaviren) – auch außerhalb des Körpers für gewisse Zeit (abhängig vom Ausmaß
ihrer Einbettung in Reste von respiratorischem Sekret) in Zellkulturen anzüchtbar
und damit potenziell infektionstüchtig bleiben können [27]
[28]
[29].
Weil man sich also bei verschiedenen Gelegenheiten (im eigenen Haushalt, bei der Arbeit
wie auch in der Öffentlichkeit) nahezu ständig die Hände kontaminieren kann und unvermeidlich
häufige eigene Hand-Gesichts-Kontakte hat, gehört Händewaschen nach Ansicht aller
Gesundheitsbehörden der Welt, wie ebenso z. B. nach den Ergebnissen des Cochrane-Review-Updates
von 2011 [30], zu den anerkanntermaßen unverzichtbaren Maßnahmen, um die Übertragung respiratorischer
Infektionserreger zu reduzieren.
Wenn alle Gesundheitsbehörden der Welt auf die Bedeutung des Händewaschens hinweisen,
ist dabei immer gründliches Händewaschen mit Wasser und Seife über 20 – 30 Sekunden
gemeint.
Händewaschen = Infektionsschutz
Für die Allgemeinbildung der Bevölkerung über individuellen Infektionsschutz – zusätzlich
zur Betonung der generellen Notwendigkeit von häufigem Händewaschen – ist der Hinweis
notwendig, dass man sich mit den Händen möglichst nicht ins Gesicht fassen soll, solange
man die Hände nicht waschen konnte. Das ist nicht leicht, die Häufigkeit solcher Hand-Gesichts-Kontakte
lässt sich aber durch eine Schärfung des Bewusstseins reduzieren.
Deshalb sollte man bei Informationskampagnen für die Bevölkerung nicht nur auf die
Notwendigkeit von häufigem Händewaschen hinweisen, sondern ausdrücklich auch darauf,
warum Händewaschen so sinnvoll und wichtig ist: damit man sich nicht mit kontaminierten
Händen an Augen, Nase und Mund fasst.
Dann erst kann die Aufforderung zum Händewaschen wirklich verstanden und nicht (so
leicht) als lästige Hygieneregel abgetan werden.
Aus diesem Grunde weisen alle Gesundheitsbehörden der Welt auf die große Bedeutung
der Händehygiene hin, um die Übertragung respiratorischer Viren durch indirekten Kontakt
zu reduzieren.
Gleiches gilt für die Prävention gastrointestinaler Infektionen, deren Erreger, z. B.
Noroviren, ebenfalls über kontaminierte Hände und nachfolgenden Mundkontakt erworben
werden können.
Für die Prävention der Übertragung respiratorischer Erreger bedeutet das aber selbstverständlich
auch, dass man sich nicht an oder unter die Maske, fassen soll, weil man dabei seine
Hände kontaminieren und damit über Flächenkontakte seine Mitmenschen dem Risiko aussetzen
kann, in Kontakt mit den eigenen Erregern zu geraten und so eine Infektion zu bekommen,
was doch aber gerade durch die Maske verhindert werden soll.
Nachteile von Masken und Vorsichtsmaßnahmen für den Gebrauch
Alle Gesundheitsbehörden sowie auch das BfArM geben klare und detaillierte Hinweise
zum Gebrauch von Masken bzw. zum erforderlichen Umgang mit Masken, damit es nicht
durch ihren Gebrauch zu einer Verbreitung des Erregers von COVID-19 kommt [1]
[6]
[7]
[8]
[9].
Kontamination
Masken werden durch den Träger beim Ausatmen und Sprechen von innen kontaminiert und
können durch Handkontakte und respiratorische Tröpfchen anderer Personen ebenso von
außen kontaminiert werden. Masken, die im öffentlichen Raum getragen werden, sollen
als „Fremdschutz“ bzw. „Source Control“ dienen, so die Theorie der Befürworter, d. h.
bei Trägern von Masken, die (noch) unerkannt infiziert sind, sollen die beim Sprechen
etc. in Töpfchen freigesetzten Erreger von der Maske aufgefangen werden, damit sie
möglichst nicht (oder zumindest nicht in großer Zahl) in die Umgebung gelangen.
Bei dieser Annahme ist also die Innenseite der Maske potenziell (denn man weiß ja
nicht, ob man schon infiziert ist) mit dem Erreger kontaminiert. Das bedeutet, dass
man mindestens bei Kontakt mit der Innenseite der Maske die eigenen Hände mit den
– aus dem eigenen Nasen-Rachen-Raum (NRR) bei (noch) unbemerkter Infektion – freigesetzten
Erregern kontaminieren kann, ähnlich wie es bei einer Berührung der eigenen Schleimhäute
von Augen, Nase oder Mund geschieht. Mit den so möglicherweise kontaminierten Händen
berührt man dann wiederum auch öffentliche Oberflächen (z. B. den Griff vom Einkaufswagen
oder den Handlauf von Rolltreppen). Anschließend werden diese Oberflächen von anderen
Personen ebenfalls angefasst, wodurch es zu einer Verbreitung der Erreger aus dem
NRR des Maskenträgers kommen kann.
Durchfeuchtung
Jede Maske (auch die professionelle medizinische Maske) wird beim längeren Tragen
früher oder später durch die Ausatemluft durchfeuchtet und dadurch durchlässig und
stellt dann keine Barriere mehr dar. Vielmehr sind die potenziellen Infektionserreger
aus dem NRR bei einer durchfeuchteten Maske nicht nur auf der Innenseite zu finden,
sondern auch auf der Außenseite. Dies können im Übrigen auch Bakterien sein, wie insbesondere
Staphylococcus aureus, einer der häufigsten Erreger eitriger Infektionen von z. B.
Zufallswunden.
Auf diese Tatsache weist man in der Krankenhaushygiene das klinisch tätige Personal
hin, wie das medizinische Personal im Übrigen auch immer wieder an den korrekten Gebrauch
von Masken erinnert wird, z. B. um sich nicht die Hände mit den potenziellen Infektionserregern
aus dem eigenen NRR zu kontaminieren, wenn der MNS gegen die Regeln doch um den Hals
hängend getragen wird, um ihn später wieder aufsetzen zu können.
RKI, ECDC, CDC und WHO betonen mit Nachdruck, dass äußerst sorgfältige Händehygiene
und das Vermeiden von Hand-Gesichts-Kontakten essenziell sind und durch den Gebrauch
von Masken in der Öffentlichkeit nicht vernachlässigt werden dürfen.
Auch das BfArM hat entsprechende Warnungen und Vorsichtsmaßnahmen beim Umgang mit
Masken für die Öffentlichkeit herausgegeben [20]. Ausdrücklich stellt das BfArM fest, dass Träger von Community-Masken sich nicht
darauf verlassen können, dass die Masken sie oder andere vor einer Übertragung durch
SARS-CoV-2 schützen, da für diese Masken keine entsprechende Schutzwirkung nachgewiesen
wurde.
Regeln für den Gebrauch von Masken
Das BfArM hat folgende Regeln für den Gebrauch von Masken formuliert:
-
Beim Anlegen der Maske muss darauf geachtet werden, dass die Innenseite nicht kontaminiert
wird. Deshalb sollen die Hände zuvor gründlich mit Wasser und Seife gewaschen werden.
-
Die Maske muss richtig über Mund, Nase und Wangen platziert sein und an den Rändern
möglichst eng anliegen.
-
Eine durchgefeuchtete Maske soll umgehend abgenommen und ggf. ausgetauscht werden.
-
Die Außenseite der Maske ist potenziell erregerhaltig. Um eine Kontamination der Hände
zu verhindern, sollte die Außenseite deshalb möglichst nicht berührt werden.
-
Nach Absetzen der Maske sollen die Hände unter Einhaltung der allgemeinen Hygieneregeln
gründlich gewaschen werden (mindestens 20 – 30 Sekunden mit Seife).
-
Die Maske sollte nach dem Abnehmen in einen Beutel o. Ä. luftdicht verschlossen aufbewahrt
oder sofort gewaschen werden. Die Aufbewahrung sollte nur über kurze Zeit erfolgen,
um vor allem Schimmelbildung zu vermeiden.
-
Masken sollten nach einmaliger Nutzung idealerweise bei 95 °C, mindestens aber bei
60 °C gewaschen und anschließend vollständig getrocknet werden.
Schlussfolgerungen für die Anwendung von Masken im öffentlichen Raum
Der Gebrauch von Masken im öffentlichen Raum ist schon allein aufgrund des Fehlens
von wissenschaftlichen Daten fragwürdig. Zieht man dazu noch die erforderlichen Vorsichtsmaßnahmen
in Betracht, müssen Masken nach den aus Krankenhäusern bekannten Regeln im öffentlichen
Raum sogar als ein Infektionsrisiko betrachtet werden.
Werden Masken von der Bevölkerung getragen, ist also potenziell das Infektionsrisiko
erhöht, ganz gleich, ob es medizinische Masken sind oder ob es sich um wie auch immer
gestaltete sog. Community-Masken handelt. Betrachtet man die Vorsichtsmaßnahmen, die
das RKI wie ebenso die internationalen Gesundheitsbehörden ausgesprochen haben, müssten
alle Behörden die Bevölkerung sogar dahingehend informieren, dass Masken im öffentlichen
Raum möglichst gar nicht getragen werden sollen. Denn ganz gleich, ob Pflicht für
alle Bürger oder freiwillig getragen von den Bürgern, die das aus welchen Gründen
auch immer wollen, bleibt es ein Faktum, dass Masken in der Öffentlichkeit mehr Schaden
als Nutzen bringen können.
Wie sieht die Realität beim Umgang mit Masken in der Öffentlichkeit aus?
Wie sieht die Realität beim Umgang mit Masken in der Öffentlichkeit aus?
Ein korrekter Umgang mit Masken ist beim medizinischen Personal, wie bereits erwähnt,
nicht immer leicht zu erreichen. Bei der Bevölkerung aber sind alle diese als unverzichtbar
angesehenen Anforderungen auch nicht im Ansatz zu verwirklichen. So ist beim Einkaufen
z. B. zu beobachten:
-
Die Maske wird häufig mit den Händen zurechtgerückt.
-
Sie wird oft so getragen, dass die Nase unbedeckt ist.
-
Sie ist für Brillenträger besonders problematisch, weil die Brille beschlägt, denn
im Gegensatz zu einem professionellen chirurgischen MNS fehlt bei der Community-Maske
in der Regel ein leicht biegsamer Bügel, den man gut an die Anatomie der Nase anpassen
kann. Man muss also die Brille wiederholt abnehmen und aufsetzen und berührt dabei
unvermeidlich mit den Händen die Außenseite der Maske.
-
Auch wenn nicht besonders warmes Wetter herrscht, schwitzt man unter der Maske und
geht von daher auch immer wieder mit den Händen an die Maske oder sogar darunter.
-
Außerhalb der Läden wird die Maske häufig nur teilweise abgenommen und hängt dann
mit einer Schlinge über einem Ohr, wird unter das Kinn geschoben oder sie wird abgenommen
und einfach in die Hand-, Hosen- oder Jackentasche gesteckt. Ferner kann man beobachten,
dass die Maske, um stets griffbereit für den nächsten Gebrauch zu sein, im Auto am
Rückspiegel hängt (immerhin hängt sie dort wenigstens luftig).
Man muss sich allerdings auch fragen, wie man es unterwegs auch anders machen soll,
selbst wenn man bemüht ist, seine Hände möglichst nicht an der Maske zu kontaminieren:
-
Man kann sich nicht die Hände waschen, wenn man aus dem Auto steigt und vor Betreten
des Ladens die Maske aufsetzen muss, und man kann sich auch nach Verlassen des Ladens,
wenn die Maske wieder abgesetzt wurde, nicht die Hände waschen.
-
Da Händedesinfektionsmittel (HDM) ebenso wie medizinische Masken und andere Schutzausrüstung
in den medizinischen Einrichtungen zwischenzeitlich zur Mangelware geworden sind,
kann man dies auch nicht mit dem Gebrauch von HDM unterwegs kompensieren, und das
RKI empfiehlt dies auch nicht. Denn auch Händedesinfektion muss gelernt sein und ist
keineswegs trivial.
Die nächste Frage ist, wie man es bewerkstelligen soll, die Masken nach jedem Gebrauch
zu verwerfen (oder bis zum Waschen zu Hause in einen Beutel zu packen), wenn man in
mehrere Geschäfte gehen muss:
-
Man müsste dann immer mehrere Masken bei sich haben.
-
Eine andere Möglichkeit wäre, die Maske nach Verlassen eines Geschäfts einfach aufzulassen,
wie man es bei manchen Menschen beobachten konnte. Dann könnte man alle Besorgungen
(und die Wege dazwischen, wenn es Fußwege sind) mit einer einzigen Maske machen. Die
Menschen laufen dann im Freien mit einer Maske herum, wo sie gar nicht vorgeschrieben
ist.
-
Es ist wahrscheinlich, dass das Maskenmaterial während der Einkäufe durchfeuchtet,
denn insbesondere durch die Pflicht, überall den Mindestabstand von 1,5 m einzuhalten,
wird das Einkaufen umständlicher und dauert somit deutlich länger, z. B. weil man
im Laden nicht mal schnell an anderen Kunden vorbeigehen darf, sondern warten muss,
bis entsprechend Platz zum Überholen ist.
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Wenn man aber den Weg zwischen den Läden mit dem Auto zurücklegen muss, dann muss
die Maske abgelegt werden, weil man „maskiert“ nicht Auto fahren darf.
Unerfüllbare Forderungen
Im Alltag ist das eine unlösbare Aufgabe, will man zig Millionen Bürger dazu bringen,
diese notwendigen Vorsichtsmaßnahmen beim Gebrauch von Masken einzuhalten, wenn das
schon beim medizinischen Personal nicht ganz einfach ist, wo aber mit dem Hygienefachpersonal
(Hygienefachkräfte, Krankenhaushygieniker) immer Personen vor Ort an den richtigen
Umgang erinnern können: Es ist wirklichkeitsfremd.
Deshalb ist die MNB-Empfehlung des RKI nicht damit zu rechtfertigen, dass auf die
erforderlichen Vorsichtsmaßnahmen hingewiesen wird, und zwar, weil es sich um unerfüllbare
Forderungen handelt, die zwangsläufig und für alle Fachleute erkennbar nicht umgesetzt
werden (können).
Aus einer Maskenpflicht für viele Millionen Bürger in Deutschland können jeden Tag
zig-millionenfache Kontaminationen resultieren, die zu einem wesentlichen Teil vermeidbar
wären, weil die ohnehin schon häufigen Hand-Gesichts-Kontakte der Menschen durch die
Maskenpflicht noch häufiger werden, Händewaschen unterwegs aber nur ausnahmsweise
möglich ist. Dabei besteht das Risiko, dass der – schon zwangsläufig – unsachgemäße
Umgang mit der Maske und die erhöhte Tendenz, sich selbst ins Gesicht zu fassen, während
man die Maske trägt, tatsächlich das Risiko einer Erregerverbreitung und damit Erregerübertragung
noch erhöht – ein Risiko, das man doch aber gerade durch die Maske reduzieren will.
Eine Maskenpflicht vermittelt ein falsches Sicherheitsgefühl, und ein falsches Sicherheitsgefühl
ist immer ein Sicherheitsrisiko.
Schlussfolgerungen
Die Empfehlung für MNB im öffentlichen Raum hat
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keine wissenschaftliche Grundlage und ist
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sogar potenziell kontraproduktiv.
Angesichts der niedrigen Inzidenz von COVID-19 (Juli 2020) und somit auch angesichts
der Tatsache, dass eine Überlastung des Medizinsystems und insbesondere der Intensivbehandlungskapazität
nicht zu erwarten ist (und im Übrigen auch in den Wochen zuvor nicht gegeben war),
ist eine so einschneidende Maßnahme wie die generelle Maskenpflicht für die bei weitem
überwiegende Mehrheit aller Bürger im öffentlichen Raum nicht zu begründen und entspricht
auch nicht den Empfehlungen der WHO.
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Bei zahlreichen Virusinfektionen beginnt die Erregerausscheidung am Ende der Inkubationszeit,
also bevor Krankheitssymptome zu bemerken sind. Dies ist z. B. auch von der Influenza
bekannt, weshalb man auch bei COVID-19 schon zu Beginn der Pandemie davon hätte ausgehen
können.
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Bei Auswertung der vom RKI für dessen „Neubewertung“ von Masken im öffentlichen Raum
angeführten Publikationen zeigt sich, dass es keine wissenschaftliche Grundlage gibt,
mit der der Gebrauch von Masken (gleich welcher Art) in der Öffentlichkeit bei nahezu
der gesamten Bevölkerung von Deutschland (abzüglich der Kinder bis 6 Jahre ca. 80
Mio. Menschen) gerechtfertigt werden kann, und aktuelle Untersuchungen zeigen das
Gleiche.
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Im Gegenteil kann eine Maskenpflicht für viele Millionen Menschen im öffentlichen
Raum sogar zu einem Infektionsrisiko werden, weil die erforderliche Händehygiene nicht
eingehalten werden kann.
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Indirekte Erregerkontakte über kontaminierte Oberflächen werden durch Masken nicht
weniger, sondern kommen im Gegenteil potenziell häufiger zustande als ohne Masken.
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Bei der Übertragung respiratorischer Viren spielt ein enger (< 1 m) Face-to-Face-Kontakt
die entscheidende Rolle, der zudem mindestens über eine gewisse Zeit (≥ 15 min) bestehen
muss, damit sich ein Übertragungsrisiko überhaupt verwirklichen kann.
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Die meisten Kontakte im öffentlichen Raum sind zum einen keine Face-to-Face-Kontakte.
Zum anderen dauern sie, selbst wenn sie dennoch stattfinden, meist kürzer als 15 min,
sodass eine effektive Übertragung infektiöser Tröpfchen in diesen Situationen sehr
unwahrscheinlich erscheint.
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Abstand halten bei Gesprächen schützt vor direkten Erregerkontakten und macht das
Tragen von Masken überflüssig.