Einleitung
Im Dezember 2019 wurde zum ersten Mal über ein gehäuftes Auftreten von Pneumonien
in Wuhan, Hubei, China, berichtet [1]. Als Erreger wurde ein Coronavirus identifiziert, das inzwischen den Namen Severe
Acute Respiratory Syndrome Coronavirus 2 (SARS-CoV-2) erhalten hat. Die durch SARS-CoV-2
verursachte Erkrankung wird als „Coronavirus Disease 2019“ (COVID-19) bezeichnet.
COVID-19 hat sich inzwischen weltweit ausgebreitet. In Deutschland steigen die Zahlen
kontinuierlich an. Die Höhe der Letalität von COVID-19 in Europa kann noch nicht genau
abgeschätzt werden. Sie scheint jedoch insbesondere bei älteren Patienten höher zu
liegen als bei der saisonalen Influenza [2]
[3]. Gemäß der Erfahrungen in China spielt die Computertomografie (CT) bei COVID-19
insofern eine Rolle, als dass sie ein Bild zeigen kann, das suggestiv für die Diagnose
ist, und die Sensitivität der CT bei einigen Fällen höher ist als die des eigentlichen
Goldstandards, der Real-Time-Polymerasekettenreaktion (RT-PCR) [4]
[5].
Ziel dieses Artikels ist es, einen Fall mit COVID-19-Pneumonie vorzustellen sowie
einen Überblick über die bis dato vorliegende radiologische Literatur bezüglich COVID-19
zu geben.
Fallbericht
Die stationäre Aufnahme des 59-jährigen Patienten erfolgte bei bereits ambulant bestätigter
SARS-CoV-2-Infektion mit positiver RT-PCR aus dem Rachenabstrich und passender Klinik.
Der Patient hatte sich zuvor in Südtirol aufgehalten. 6 Tage vor der stationären Krankenhauseinweisung
traten erstmals Symptome in Form von Schüttelfrost und Fieber auf. Relevante Vorerkrankungen
lagen nicht vor.
Zum Aufnahmezeitpunkt bestand hohes Fieber mit 40,0 °C sowie eine auffällige Tachypnoe
mit einer Atemfrequenz von 28/min bei noch ausreichender Oxygenierung (Raumluftsättigung
95 %). Klinisch bestand darüber hinaus ein schweres allgemeines Krankheitsgefühl mit
im Vordergrund stehender Fatigue. Laborchemisch zeigte sich eine Leukopenie mit 3,8 × 109/l bei Lymphopenie mit 0,96 × 109/l (25 %), ein lediglich gering erhöhtes CRP mit 14,7 mg/l und ein niedriges Procalcitonin
von 0,11 ng/ml. Das D-Dimer als Risikofaktor für einen instabilen Verlauf war mit
370 µg nicht erhöht. Interleukin-6 als inflammatorischer Parameter war mit 36,4 pg/ml
leicht erhöht, die LDH lag bei 330 U/l und die Kreatinkinase bei 412 U/l. Das Albumin
lag initial mit 4,0 g/dl noch im Normbereich.
Das am Aufnahmetag durchgeführte native dünnschichtige Volumen-CT des Thorax ([Abb. 1]) zeigte multifokale, bilaterale Milchglastrübungen, zum Teil mit überlagernden Retikulationen
im Sinne eines crazy pavings. Konsolidierungen waren vorhanden, jedoch deutlich weniger
ausgeprägt als die Milchglastrübungen. Die Milchglastrübungen waren zum Teil rund
und zum Teil geografisch angeordnet. Auffällig war, dass sie teilweise scharf gegenüber
dem benachbarten gesunden Lungenparenchym abgegrenzt waren. Innerhalb der Veränderungen
zeigte sich ein positives Aerobronchogramm. Sämtliche Veränderungen lagen in der Peripherie
der Lunge, in kraniokaudaler Ebene war die Lungenbasis, und hier der linke Unterlappen,
betont betroffen.
Abb. 1 Native dünnschichtige Volumen-CT am Aufnahmetag. MPRs in axialer a–c, koronarer d und sagittaler e Ebene. Bilateral multiple, fleckförmige, zum Teil rund und zum Teil geografisch konfigurierte
Milchglastrübungen und crazy paving. Die Veränderungen sind zum Teil scharf gegenüber
der umgebenden gesunden Lunge abgegrenzt. Dominant sind der linke Unterlappen und
die Peripherie der Lunge befallen. Bilder mit freundlicher Genehmigung von PD Dr.
med. W. Kurre.
Aufgrund des Vorliegens einer Risikokonstellation mit klinisch erheblicher Kompromittierung,
hohem Fieber, respiratorischer Beeinträchtigung und CT-morphologisch ausgeprägten
Parenchymveränderungen entschied man sich rasch für eine Therapie inklusive Virostatika
(Lopinavir/Ritonavir) und bereits initial breitkalkulierte antibiotische Therapie.
Bei anhaltendem Fieber bis 39,6 °C und respiratorischer Verschlechterung mit zunehmendem
Sauerstoffbedarf wurde an Tag 6 nach Einweisung ein Verlaufs-CT des Thorax durchgeführt
([Abb. 2]). Die Bilder zeigten deutlich zunehmende Verdichtungen, wobei im Gegensatz zum initialen
CT nun Konsolidierungen das Bild dominierten. Weiterhin waren die Peripherie und die
Lungenbasis betont betroffen. An Tag 7 wurde bei schwerer respiratorischer Insuffizienz
auf eine nasale High-Flow-Therapie umgestellt. Bis Tag 16 hat sich der Patient klinisch
deutlich verbessert und steht vor der Entlassung. Eine erneute CT-Untersuchung wurde
nicht durchgeführt.
Abb. 2 Native dünnschichtige Volumen-CT 5 Tage später. MPRs in axialer a–c, koronarer d und sagittaler e Ebene. Das Ausmaß der Verdichtungen ist deutlich progredient, wobei jetzt Konsolidierungen
überwiegen. Nach wie vor sind die Peripherie der Lunge und die Unterlappen dominant
betroffen. Bilder mit freundlicher Genehmigung von PD Dr. med. W. Kurre.
Material und Methoden
Es wurde eine Literatursuche in der Datenbank „pubmed“ mit dem Stichwort „COVID-19
or SARS-CoV-2“ vorgenommen. 637 Artikel wurden identifiziert (Stand 10.03.2020). Aus
den 637 Artikeln wurden alle Studien identifiziert, die mindestens 10 Patienten eingeschlossen
hatten, die nachweislich an COVID-19 erkrankt waren und ein Thorax-CT erhalten hatten,
dessen Charakteristiken systematisch evaluiert worden waren. 14 Studien erfüllten
die Einschlusskriterien [5]
[6]
[7]
[8]
[9]
[10]
[11]
[12]
[13]
[14]
[15]
[16]
[17]
[18]. Insgesamt berichteten diese Studien über 1966 Patienten. Zusätzlich zu den Daten
wurde das Bildmaterial sämtlicher Studien gesichtet.
Ergebnisse
HRCT-Zeichen einer SARS-CoV-2-Pneumonie
Am häufigsten manifestiert sich eine Pneumonie verursacht durch SARS-CoV-2 in Form
von Milchglastrübungen, gefolgt von einem Mischbild aus Milchglastrübungen und Konsolidierungen,
gefolgt von alleinigen Konsolidierungen ([Tab. 1]). Noduli kommen selten vor, Tree-in-bud wurde in keiner Arbeit genannt. Crazy paving
wurde gesehen, lag jedoch in einer sehr variablen Häufigkeit vor. Allerdings ließen
die Formulierungen in einigen Studien darauf schließen, dass crazy paving vorgelegen
haben dürfte („Retikulationen“), dieses jedoch nicht explizit als solches bezeichnet
wurde. Diese Fälle fanden keinen Eingang in die Übersichtstabelle. In 2 Studien war
genannt, dass die Läsionen rund konfiguriert waren (in 33 % bzw. 54 % der Fälle).
3 Arbeiten untersuchten die Gefäßweite und berichteten von einer Dilatation der Gefäße
innerhalb der Verdichtungen (82 %, 71 % und 59 % der Fälle). Das Reversed-Halo-Zeichen
wurde bei ca. 5 % Patienten gesehen. Pleuraergüsse oder eine Lymphadenopathie traten
nur bei einer geringen Zahl von Patienten auf. Kavernen wurden nicht gesehen. In den
meisten Arbeiten war die Berandung der Läsionen kein Evaluationskriterium. Daher wurde
das veröffentlichte Bildmaterial durch eine Autorin (OWH) gesichtet. Milchglastrübungen
(mit oder ohne crazy paving) und Konsolidierungen waren häufig zumindest anteilig
scharf begrenzt und geografisch konfiguriert.
Tab. 1
Zusammenstellung der CT-Morphologie der SARS-CoV 2 Pneumonie (berücksichtigt wurden
alle bis 10.3.2020 verfügbaren Studien mit mindestens 10 eingschlossenen Patienten).
|
Bernheim [6]
|
Pan (frühes Stadium: Tag 0–4) [7]
|
Chung [8]
|
Ng [9]
|
Song [10]
|
Ai [5]
|
Shi [11]
|
Li [13]
|
Li [12]
|
Chen [14]
|
Huang
[15]
|
Zhao [16]
|
Bai [17]
|
Xiong [18]
|
Epidemiologie
|
Zahl Patienten
|
121
|
21
|
21
|
21
|
51
|
1014
|
81
|
83
|
51
|
99
|
41
|
101
|
219
|
42
|
männlich
|
61
|
6
|
13
|
13
|
25
|
467
|
42
|
44
|
28
|
67
|
30
|
56
|
119
|
25
|
Mittleres Alter
|
45
|
40
|
51
|
56
|
49
|
51
|
50
|
46
|
58
|
56
|
49
|
44
|
45
|
50
|
CT-Zeichen
|
CT normal [%]
|
22
|
17
|
|
10
|
|
12
|
0
|
|
4
|
|
0
|
|
|
|
Milchglas [%]
|
34
|
75
|
57
|
86
|
77
|
46
|
65
|
98
|
35
|
|
|
86
|
91
|
|
Konsolidierung [%]
|
2
|
42
|
0
|
62
|
55
|
50
|
17
|
64
|
6
|
|
|
44
|
69
|
55
|
Milchglas und Konsolidierung [%]
|
41
|
|
29
|
|
59
|
|
|
|
55
|
|
|
64
|
|
|
Crazy paving [%]
|
5
|
25
|
19
|
|
75
|
|
10
|
36
|
71
|
|
|
|
5
|
|
Dilatation der Gefäße in den Verdichtungen [%]
|
|
|
|
|
|
|
|
|
82
|
|
|
71
|
59
|
|
Runde Konfiguration [%]
|
54
|
|
33
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
Reversed Halo [%]
|
2
|
|
|
|
|
|
|
|
4
|
|
|
|
5
|
|
Pleuraerguss [%]
|
1
|
|
0
|
0
|
8
|
|
5
|
8
|
2
|
|
|
14
|
4
|
12
|
Lymphadenopathie [%]
|
0
|
|
0
|
0
|
6
|
|
6
|
8
|
0
|
|
|
|
3
|
29
|
Verteilung der CT-Zeichen
|
Peripher betont [%]
|
52
|
54
|
33
|
86
|
86
|
|
54
|
|
|
|
|
87
|
80
|
29
|
Rechter Oberlappen [%]
|
44
|
|
67
|
67
|
84
|
|
19
|
65
|
|
|
|
6
|
|
|
Linker Oberlappen [%]
|
48
|
|
67
|
76
|
|
20
|
86
|
|
|
|
|
|
Mittellappen [%]
|
41
|
|
57
|
48
|
59
|
|
10
|
74
|
|
|
|
|
|
|
Rechter Unterlappen [%]
|
65
|
|
76
|
76
|
90
|
|
27
|
94
|
|
|
|
55
|
|
|
Linker Unterlappen [%]
|
63
|
0
|
67
|
81
|
|
24
|
96
|
|
|
|
|
|
Unilateral [%]
|
|
42
|
|
|
14
|
|
21
|
5
|
|
25
|
2
|
10
|
19
|
|
Bilateral [%]
|
60
|
42
|
76
|
|
86
|
|
79
|
95
|
|
75
|
98
|
82
|
75
|
|
Verteilung der Parenchymveränderungen
Die genannten Zeichen waren in axialer Ebene dominant in der Peripherie der Lunge
zu finden. In kraniokaudaler Ebene waren die Unterlappen bevorzugt betroffen. Die
überwiegende Mehrheit der Patienten zeigte bilaterale Veränderungen.
Zeitlicher Verlauf der Parenchymveränderungen
In einigen Arbeiten wurden Follow-up-CTs angefertigt, was eine Verlaufsbeurteilung
der Parenchymveränderungen erlaubte [6]
[7]
[9]
[10]
[11]
[18]: Übereinstimmend berichteten die Autoren über eine im Verlauf zunehmende Ausdehnung
der Läsionen mit insbesondere zunehmenden Konsolidierungen und zunehmendem crazy paving.
Der Maximalbefund wurde ca. an Tag 10 nach Symptombeginn gesehen. Danach kam es zu
einem Rückgang der Befunde, die jedoch in 1 Arbeit bis Tag 26 nach Symptombeginn nicht
komplett regredient waren.
Korrelation zwischen CT-Befund und klinischer Symptomatik
Das Ausmaß der Parenchymveränderungen korrelierte mit der Schwere der klinischen Symptomatik
[7]
[13]
[15]
[16].
Thorax-CT versus RT-PCR
In 4 Arbeiten wurden die Sensitivitäten der CT und der RT- PCR verglichen [4]
[5]
[6]
[19].
Fang et al. berichten über eine Sensitivität der initialen RT-PCR von 71 % (36/51)
und der initialen CT („CT vereinbar mit Viruspneumonie“) von 98 % (50/51); der Zeitraum
zwischen RT-PCR und CT betrug ≤ 3 Tage. 72 % (36/50) der Patienten mit abnormalem
CT hatten eine „typische CT-Morphologie“ (Peripherie betont, Milchglas, Konsolidierungen)
[4]. Bernheim et al. berichten über 121 Patienten, von denen 120 eine positive RT-PCR
hatten, der Zeitraum zwischen RT-PCR und CT wird in der Arbeit nicht genannt [6]. 56 % der Patienten zeigten an den Tagen 0–2 nach Symptombeginn einen unauffälligen
CT-Befund, 9 % an den Tagen 3–5 und 4 % an den Tagen 6–12. Ai et al. berichten, dass
60–93 % der Patienten vor der initialen positiven PCR ein auffälliges CT aufwiesen;
der Zeitraum zwischen RT-PCR und CT betrug im Median 1 Tag (0–7 Tage) [5]. Xie et al. berichten, dass bei 3 % (5/167) der Patienten initial die RT-PCR negativ
war, das CT jedoch für eine Viruspneumonie sprach. Eine Folge-PCR 2–8 Tage nach der
positiven CT bestätigte die Infektion mit SARS-CoV-2. Bei 4 % (7/167) der Patienten
war das CT initial negativ, die PCR jedoch positiv.
Differenzierung einer SARS-CoV-2-Pneumonie gegenüber anderen Viruspneumonien
In einer Studie von Bai et al. wurde evaluiert, ob auf der Basis des CT-Befundes eine
Pneumonie verursacht durch SARS-CoV-2 (n = 219) gegenüber einer Viruspneumonie anderer
Ätiologie (n = 205) differenziert werden kann [17]. Die Sensitivität von 7 Radiologen lag zwischen 67 % und 97 %, die Spezifität für
6 Radiologen zwischen 93 % und 100 %; 1 Radiologe, der kein Training bezüglich der
CT-Morphologie einer COVID-19-Pneumonie erhalten hatte, wies eine Spezifität von 7 %
auf. Befunde, die für eine COVID-19-Pneumonie sprachen, waren eine Betonung der Lungenperipherie
(80 % versus 57 %), das Vorhandensein von Milchglastrübungen (91 % versus 68 %), Retikulationen
(56 % versus 22 %) und eine Erweiterung der Gefäße (59 % versus 22 %).
Diskussion
Im Dezember 2019 häuften sich Fälle von Patienten in der Provinz Wuhan, China, die
an einer akuten Pneumonie erkrankten, deren Ursache zunächst unklar war. Innerhalb
kurzer Zeit konnte als Auslöser ein neuartiges Coronavirus isoliert werden [1], das von der WHO den offiziellen Namen „SARS-CoV-2“ erhielt, während die Erkrankung
selbst als „COVID-19“ bezeichnet wird.
Der Hauptübertragungsweg von SARS-CoV-2 ist die Tröpfcheninfektion. Schmierinfektionen
scheinen keine Rolle zu spielen, können aber nach den Veröffentlichungen des Robert-Koch-Instituts
zum jetzigen Zeitpunkt nicht sicher ausgeschlossen werden.
Das klinische Bild zeigt zu Beginn die Beschwerden einer Infektion der Atemwege, wobei
die Ausprägung variabel sein kann mit unspezifischen, leichten Symptomen bis hin zu
schweren Krankheitsbeschwerden. Die häufigsten Symptome sind Husten, Fieber, Myalgien
und Kopfschmerzen [20]. Nach der Auswertung von 72 314 an SARS-CoV-2 erkrankten Patienten durch das „Chinese
Center for Disease Control and Prevention“ zeigen 81 % der Patienten einen milden,
14 % einen schweren Verlauf; 5 % der Patienten sind kritisch krank mit schwerer respiratorischer
Insuffizienz [3].
Bisher ist keine gesicherte spezifische antivirale Therapie für COVID-19 bekannt,
auch wenn eine Reihe von Behandlungsversuchen mit verschiedenen Substanzen (Camostat,
Remedesivir, Liponavir/Ribonavir oder Hydrochloroquin) durchgeführt wurde [21]. Die primäre Therapie ist daher symptomatisch, bei schweren Erkrankungen kann eine
intensivmedizinische Behandlung einschließlich Beatmung und ECMO-Therapie erforderlich
sein [22]. Die Letalität der Erkrankung wird je nach Land zwischen 0,5 % und 3,5 % angegeben
(aktualisierte Zahlen unter https://www.who.int).
Die diagnostischen Maßnahmen richten sich nach den Symptomen und bisher dem Risikoprofil
(Besuch eines Risikogebiets, Kontakt zu einer infizierten Person). Mit der zunehmenden
Verbreitung von COVID-19 wird jedoch die Symptomatik allein darüber entscheiden, ob
eine weitere Abklärung erfolgt. Der Nachweis des SARS-CoV-2 erfolgt mittels RT-PCR
aus dem Rachenspülwasser oder einem tiefen Rachenabstrich.
Trotz der Tatsache, dass COVID-19 erst seit Dezember 2019 bekannt ist, sind bereits
zahlreiche Berichte über die CT-Morphologie verfügbar. Bei den meisten Arbeiten handelt
es sich um Fallberichte. Wir konnten 14 Studien identifizieren, bei denen die CT-Charakteristiken
von jeweils mindestens 10 Patienten systematisch aufgearbeitet worden waren. Limitierend
muss hierbei erwähnt werden, dass die Technik der CT zwischen den verschiedenen Studien
nicht standardisiert war und die radiologischen Termini nicht einheitlich verwendet
wurden. Dennoch ergibt sich das Bild, dass im Gegensatz zu den meisten anderen erregerbedingten
Pneumonien die durch SARS-CoV-2 verursachte Pneumonie bei vielen Patienten insbesondere
initial ein CT-Bild zu bieten scheint, das für die Diagnose suggestiv ist. Die Kardinalzeichen
sind Milchglastrübungen, Konsolidierungen und crazy paving. Die Verdichtungen sind
im typischen Fall rund oder geografisch konfiguriert und zeigen zum Teil eine scharfe
Begrenzung zur umgebenden gesunden Lunge. Die überwiegende Mehrheit der Fälle zeigt
einen multifokalen, bilateralen Befall. Die Peripherie der Lunge und die Unterlappen
sind hierbei dominant betroffen. Pleuraergüsse oder eine Lymphadenopathie sind meist
nicht vorhanden. Insgesamt erinnert das CT-Bild initial an eine kryptogen organisierende
Pneumonie [23]. Im Verlauf nehmen die Verdichtungen, insbesondere die Konsolidierungen und das
crazy paving, zu und das Bild geht in das einer Lobärpneumonie/Bronchopneumonie oder
sogar das eines acute respiratory distress syndrome (ARDS) über. In Kenntnis der oben
beschriebenen CT-Befunde scheint es gemäß einer aktuellen Studie möglich zu sein,
eine SARS-CoV-2 Pneumonie radiologisch von anderen Viruspneumonien mit einer mäßigen
Sensitivität, aber hohen Spezifität zu unterscheiden [17]. Parameter, die für eine COVID-19-Pneumonie sprechen, sind eine Betonung der Lungenperipherie,
das Vorhandensein von Milchglastrübungen, Retikulationen und eine Erweiterung der
Gefäße. Trotz dieser Daten gibt es naturgemäß CT-morphologisch große Überlappungen
mit anderen Viruspneumonien, sodass nach wie vor die RT-PCR der Goldstandard in der
Diagnostik ist.
Zusammenfassung
Die Zahl von Patienten mit COVID-19 ist in Europa rapide ansteigend. Die Letalität
der Erkrankung scheint insbesondere bei älteren Patienten höher zu sein als beispielsweise
die der saisonalen Grippe. Der Goldstandard für die Diagnosestellung ist die RT-PCR.
Die Thorax-CT scheint bei vielen Patienten ein Bild zu zeigen, das suggestiv für die
Diagnose ist. Die Kardinalzeichen sind Milchglastrübungen, Konsolidierungen und crazy
paving, die dominant in der Peripherie der Unterlappen lokalisiert sind. Diese CT-Morphologie
kann die Diagnosestellung und die Abgrenzung gegenüber anderen Viruspneumonien unterstützen.
Dies ist insbesondere deswegen bedeutungsvoll, da die RT-PCR initial falsch negativ
sein kann.