Diabetes aktuell 2020; 18(03): 98
DOI: 10.1055/a-1126-5265
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© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Kardio- und renovaskuläre Aspekte bei Diabetes

Nikolaus Marx
1   Aachen
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Publication Date:
15 May 2020 (online)

Die Ergebnisse kardiovaskulärer Endpunktstudien mit blutzuckersenkenden Medikamenten aus den letzten Jahren haben zu einem Paradigmenwechsel in der Therapie von Patienten mit Typ-2-Diabetes geführt, da für SGLT-2-Inhibitoren und GLP-1-Rezeptoragonisten eine Reduktion kardiovaskulärer Ereignisse in diesem Hochrisikokollektiv gezeigt werden konnte. Neben diesen günstigen Effekten konnte in einigen dieser Studien darüber hinaus ein Benefit in Bezug auf Nierenfunktionseinschränkung und Niereninsuffizienz gezeigt werden.

Die vorliegende Ausgabe adressiert diese klinisch hochrelevanten Befunde und beleuchtet die Effekte der unterschiedlichen antidiabetisch wirksamen Substanzklassen. Der Beitrag von Herrn Prof. Gallwitz aus Tübingen gibt eine Übersicht über die aktuellen Outcomestudien in der Diabetologie und fasst die Ergebnisse übersichtlich und praxisnahe zusammen. Zwei weitere Arbeiten dieses Heftes befassen sich mit GLP-1-Rezeptoragonisten: Herr Prof. Lehrke und Herr Dr. Kahles gehen im Detail auf kardiovaskuläre Effekte von GLP-1-Rezeptoragonisten ein und adressieren die verschiedenen Aspekte, die zur kardiovaskulären Ereignisreduktion durch diese Substanzen beitragen könnten. Herr Prof. Weyrich geht in seinem Artikel auf den Stellenwert der GLP-1-Rezeptoragonisten für die diabetische Nephropathie ein. Zwei weitere Arbeiten setzen sich mit der Wirkung von SGLT-2-Inhibitoren auf kardiovaskuläre und renovaskuläre Effekte auseinander. Herr Dr. Mustroph und Herr Dr. Neef fassen die kardiovaskulären Effekte dieser Substanzklasse zusammen und diskutieren die zugrundeliegenden Mechanismen, welche für die Ereignisreduktion und vor allem für die günstigen Effekte bei Herzinsuffizienz verantwortlich sein können. Die renovaskulären Effekte der SGLT-2-Inhibitoren werden von Herrn Prof. Hohenstein und Herrn Prof. Hugo in ihrem Beitrag beleuchtet.

Die Ergebnisse der prospektiv kontrollierten, kardiovaskulären Outcomestudien mit GLP-1-Rezeptoragonisten und SGLT-2-Inhibitoren haben maßgeblich dazu beigetragen, dass die Behandlung von Patienten mit Typ-2-Diabetes über die Blutzuckersenkung hinaus vor allem auf die Reduktion kardiovaskulärer und renaler Endpunkte fokussiert. Dies hat eindrücklich Eingang gefunden in die unlängst veröffentlichten Leitlinien der Europäischen Kardiologengesellschaft und in das Update des Konsensdokumentes der Amerikanischen und Europäischen Diabetologengesellschaft, in welchen – unabhängig von Basis-HbA1c oder vom HbA1c-Zielwert – eine Empfehlung für diese Substanzen bei Patienten mit einem hohen bzw. sehr hohen Risiko und Typ-2-Diabetes empfohlen wird. Ungeachtet dessen behält die Blutzuckereinstellung einen hohen Stellenwert in der Prävention mikrovaskulärer Ereignisse wie Retinopathie und Neuropathie, wobei auch hier präferenziell solche Substanzen zum Einsatz kommen sollten, die über die Blutzuckersenkung hinaus günstige Wirkungen besitzen und in Bezug auf das Nebenwirkungsprofil Hypoglykämien und Gewichtszunahme vermeiden.

Ich wünsche Ihnen viel Freude bei der Lektüre dieses zeitgemäßen und überaus spannenden Themas.