Aktuelle Kardiologie 2020; 9(02): 179-186
DOI: 10.1055/a-1121-7518
Kurzübersicht
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Sport mit implantiertem Defibrillator oder Schrittmacher

Sports with ICD or Pacemaker
Roman Laszlo
1   Sektion Sport- und Rehabilitationsmedizin, Universitätsklinik Ulm
2   Praxis für Kardiologie, Innere Medizin und internistische Sportmedizin, Stuttgart
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Publication Date:
22 April 2020 (online)

Zusammenfassung

Die Zahl der Patienten mit implantiertem Kardioverter-Defibrillator (ICD) bzw. Schrittmacher nimmt stetig zu. Daher wird der sportärztlich tätige Kardiologe zunehmend mit der Frage der Sporttauglichkeit von Athleten bzw. sportlich aktiven Menschen mit ICD oder Schrittmacher konfrontiert. Frühere Empfehlungen disqualifizierten die Athleten mit ICD für nahezu jeglichen Leistungssport. Ein Wandel in der Sichtweise, der sich letzten Endes in den aktualisierten amerikanischen und europäischen Leitlinien niederschlug, ergab sich durch die Daten des „ICD Sports Safety“-Registers, in dem die Risiken der Sportteilnahme von Athleten mit leitliniengerechter ICD-Implantation systematisch erfasst wurden. Während der Beobachtungsdauer traten keine tachyarrhythmisch bedingten Todesfälle, extern terminierte Tachyarrhythmien während oder nach der Sportausübung und keine Verletzungen durch rhythmogene Synkopen oder Schockabgaben auf. Ob ein Athlet mit ICD Leistungssport treiben kann, ist gemäß den aktuellen Leitlinien eine Einzelfallentscheidung. Unter gewissen Bedingungen erscheint die Teilnahme am Leistungssport möglich, wobei Pro und Kontra sorgfältig abgewogen und insbesondere im Profisport auch rechtliche Aspekte berücksichtigt werden müssen. Gesundheitssport bei ICD-Trägern ist gemäß der aktuellen Studienlage als sicher anzusehen. Vergleichbar mit dem Leistungssport ist bei der Beurteilung der Sporttauglichkeit vor allem die kardiovaskuläre Grunderkrankung als wichtige Determinante zu beachten, es sollten aber auch ICD-spezifische Überlegungen mit in die individuelle Entscheidung mit einfließen.

Bei Schrittmacherträgern ist die kardiopulmonale Leistungsfähigkeit durch die primär elektrische, bradykardisierende Erkrankung des Herzens und der sich damit in unbehandeltem Zustand in der Regel daraus ergebenden chronotropen Inkompetenz zunächst beeinträchtigt und kann durch den Schrittmacher behoben werden. Das Schrittmacheraggregat bzw. dessen Einstellung ist daher eine wichtige – bei Patienten mit rein elektrischer Erkrankung oftmals entscheidende – Determinante für die kardiopulmonale Leistungsfähigkeit. Die noch nicht aktualisierten europäischen Empfehlungen für die Sporttauglichkeit sind noch relativ restriktiv, wohingegen die neuen amerikanischen Richtlinien weitaus moderater formuliert sind: Die Sporttauglichkeit kann in der Regel erteilt werden, wenn es keine Limitationen hinsichtlich der kardialen Grunderkrankung oder Symptomen gibt, wobei einige schrittmacherspezifische Aspekte beachtet werden müssen.

Abstract

The number of patients with implanted cardioverter defibrillator (ICD) and pacemaker is constantly increasing. For this reason, cardiologists working in sports medicine are increasingly confronted with the question of the fitness of athletes or active people with ICDs or pacemakers for sports. Previous recommendations disqualified athletes with ICDs for almost any competitive sport. A change in perspective, which was ultimately reflected in the updated American and European guidelines, was caused by the data of the “ICD Sports Safety” Register, which systematically records the risks that may arise during sports participation of athletes with guideline-compliant ICD implantation. During the observation period, no tachyarrhythmia induced deaths or externally terminated tachyarrhythmias during or after the exercise of the sport or injuries due to arrhythmogenic syncope or shock delivery occurred. According to the current guidelines, whether an athlete with an ICD can participate in competitive sports is a decision to be made on a case-by-case basis. Under certain conditions participation in competitive sport appears possible, whereby the pros and cons must be carefully weighed and, especially in professional sport, legal aspects must also be taken into account. According to the current study situation, health sports for ICD wearers are considered safe. Comparable to competitive sports, the evaluation of fitness for sports is mainly based on the cardiovascular basic disease as an important determinant, but ICD-specific considerations should also be considered in the individual decision.

In pacemaker wearers, cardiopulmonary performance is initially impaired by the primarily electrical, bradycardic disease of the heart and the resulting chronotropic incompetence, which usually results when left untreated, and can be remedied by the pacemaker. The pacemaker unit and its adjustment is therefore an important – and often decisive – determinant of cardiopulmonary performance in patients with purely electrical disease. The European recommendations for sports suitability, which have not yet been updated, are still relatively restrictive, whereas the new American guidelines are far more moderate: As a rule, sports fitness can be granted if there are no limitations regarding the underlying cardiac disease or symptoms, although some pacemaker-specific aspects must be considered.

Was ist wichtig?

Sowohl die aktuellen amerikanischen als auch die europäischen Empfehlungen weisen auf eine Abkehr vom strikten Leistungssportverbot von ICD-Trägern hin und gehen in Richtung einer patientenindividuellen Entscheidung. Die noch nicht aktualisierten europäischen Empfehlungen für Leistungssport bei Schrittmacherträgern aus dem Jahr 2006 sind aber noch relativ restriktiv. Unter bestimmten Voraussetzungen und unter exakter Berücksichtigung der kardialen Grunderkrankung können auch Träger von Herz-Devices mit annehmbarem Risiko leistungsorientierten Sport betreiben.