Dialyse aktuell 2020; 24(05/06): 205
DOI: 10.1055/a-1121-0668
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© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Systemerkrankungen und Niere

Gunter Wolf
1   Jena
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Publication Date:
23 July 2020 (online)

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Diese Ausgabe der „Dialyse aktuell“ widmet sich dem Thema „Systemerkrankungen und Niere“. Die Nieren sind bekanntlich bezogen auf ihr Gewicht das bestdurchblutete Organ des Körpers und erhalten ca. 20 % des Herz-Zeit-Volumens. Es ist deshalb naheliegend, dass die Nieren kontinuierlich Stoffwechselmetaboliten, Toxinen und immunologischen Faktoren, wie bspw. Immunkomplexen und Komplement, ausgesetzt sind. Im vorliegenden Heft werden 3 Systemerkrankungen, die besonders die Niere schädigen können, detailliert besprochen.

Die membranöse Glomerulonephritis (MGN) ist die häufigste Ursache eines nephrotischen Syndroms bei Erwachsenen. Grundsätzlich unterscheidet man hier eine primäre und eine sekundäre Form. Die sekundäre Form der membranösen Glomerulonephritis sind klassische Systemerkrankungen, die in Begleitung von anderen Erkrankungen, wie den SLE-Nephritiden (SLE: systemischer Lupus erythematodes) oder auch insbesondere maligne Tumoren, auftreten. Die Hamburger Arbeitsgruppe um Prof. Rolf A. K. Stahl und Mitarbeiter, die entscheidende Entdeckungen bei der primären (autoimmunen) Form der MGN machten, wie bspw. die erstmalige Identifizierung des endogenen Antigens „thrombospondin-type1 domain-containing 7a“ (THSD 7a) im Jahre 2014, das bei etwa 2–3 % der Patienten für die Entstehung einer membranösen Glomerulonephritis verantwortlich ist, stellt Ihnen die MGN vor. In dem vorliegenden Artikel zum Thema werden die aktuelle diagnostische Strategie und vor allen Dingen Therapiemöglichkeiten dieser Erkrankung aufgezeigt.

Die klassische metabolische Erkrankung, welche die Niere auf Dauer schädigen kann, ist der Diabetes mellitus. Die diabetische Nephropathie ist weiterhin in Deutschland, wie auch in vielen anderen Ländern, die Nierenerkrankung, die am häufigsten zur terminalen Niereninsuffizienz führt. Im Artikel zur diabetischen Nephropathie gehen wir (PD Dr. Martin Busch, Jena, und ich selbst) auf neue Erkenntnisse in der Pathophysiologie der diabetischen Nephropathie ein, besprechen aber auch insbesondere die neuartigen Therapien mit SGLT-2-Hemmern und GLP1-Agonisten, die erstmals über verschiedene Mechanismen kausal in die Entwicklung und Progression der diabetischen Nephropathie eingreifen können. Hierzu passend wird im Journal-Club eine Publikation besprochen, die zeigen konnte, dass SGLT-2-Hemmer-Therapie die Serum-Harnsäure signifikant senken kann. Möglicherweise ist das eine wichtige Eigenschaft bzgl. der kardio- und nephroprotektiven Effekte der SGLT-2-Hemmer, da Harnsäure bekanntlich proinflammatorisch ist und Niere und Gefäße schädigen kann.

Eine klassische Autoimmunerkrankung, die viele Organe, einschließlich der Niere, befallen kann, ist der SLE. Bei dieser Erkrankung, ähnlich wie bei der diabetischen Nephropathie, ist die Ausprägung der Nierenschädigung letztendlich für die Prognose ganz entscheidend. Prof. Peter Oelzner, Jena, und Prof. Kerstin Amann, Erlangen, besprechen in ihrer Übersichtsarbeit detailliert verschiedene Arten der Lupusnephritis und gehen auch auf spezifische und aktuelle Therapiestrategien ein.

Wir hoffen, dass praktisch tätige Nephrologen, aber auch Ärzte und Ärztinnen anderer Fächer aus den vorliegenden Beiträgen praktische Hinweise für ihre tägliche Arbeit entnehmen können. Sollte dies gelingen, hat das Heft seine Aufgabe erfüllt. Das neu Gelernte kann mithilfe von ausgesuchten CME-Fragen kontrolliert werden.