Zahnmedizin up2date 2020; 14(02): 107-122
DOI: 10.1055/a-1104-2598
Zahnerhaltung, Prävention und Restauration
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Wurzelkaries: Ätiopathogenese und Therapie

Richard Johannes Wierichs
,
Hendrik Meyer-Lückel
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Publication Date:
29 April 2020 (online)

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Die Anzahl extrahierter Zähne bei Erwachsenen und Senioren hat im Verlauf der letzten Jahrzehnte stetig abgenommen. Zeitgleich konnte ein genereller Rückgang der Karieserfahrung in allen Altersgruppen beobachtet werden. Gleichwohl hat die Anzahl an Wurzelkariesläsionen stark zugenommen. Dieser Beitrag zeigt die Gründe für diese auf den ersten Blick widersprüchlichen Beobachtungen auf und stellt aktuelle evidenzbasierte noninvasive und invasive Therapieansätze vor.

Kernaussagen
  • Wurzelkaries entsteht meist entlang der Gingiva, da hier die Biofilmentfernung erschwert ist.

  • Im Wesentlichen unterscheidet sich die Genese der Biofilmakkumulation im Bereich der Wurzeloberfläche nicht von der an anderen Prädilektionsstellen.

  • Wurzelkaries entwickelt sich in 2 Schritten. Zunächst müssen Mineralien aus der Wurzeloberfläche herausgelöst werden, bevor die organische Matrix degradieren kann.

  • Zur Klassifikation der Wurzelkaries eignen sich insbesondere die ICDAS-II-Kriterien. Zusätzlich ist es empfehlenswert, aktive und inaktive Läsion zu unterscheiden.

  • Durch noninvasive Therapieoptionen können aktive Wurzeldentinläsionen in inaktive überführt werden. Dies gilt auch für fortgeschrittene, leicht kavitierte Läsionen.

  • Eine regelmäßige (Re-)Motivation zum Erlangen und zur Beibehaltung einer guten Mundhygiene im Rahmen der normalen Kontrolltermine scheint die erste Wahl bei der (noninvasiven) Therapie der Wurzelkaries zu sein.

  • Des Weiteren scheint die Verwendung hochfluoridhaltiger Zahnpasta die vielversprechendste Möglichkeit zu sein, die Wurzelkariesentstehung zu vermindern. Mundspüllösungen scheinen vor allem bei unzureichendem Zähneputzen eine gute Option. Bei schlechter Compliance scheinen professionell applizierte Lacke (CHX, Fluorid) empfehlenswert zu sein.

  • Hinsichtlich der invasiven Therapie der Wurzelkaries sind mikroinvasive Ansätze so gut wie nicht untersucht.

  • Bei der Restauration einer Wurzelkaries zeigen GIZ als auch kunststoffmodifizierte GIZ höhere Versagensraten als Komposite. Daher sollten bei einer adäquaten Feuchtigkeitskontrolle Komposite bevorzugt werden. Ist dies nicht möglich, sollten GIZ verwendet werden.