Z Gastroenterol 2019; 57(12): 1463-1464
DOI: 10.1055/a-1041-6189
Historisches
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Siegfried Oberndorfer und das Karzinoid

Harro Jenss
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Publication Date:
11 December 2019 (online)

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Es war ein erster Markstein in der Erforschung neuroendokriner Neoplasien: 1907 beschrieb der Pathologe Siegfried Oberndorfer kleine Tumoren im Dünndarm („Geschwülstchen“) und prägte den Begriff „Karzinoid“ [1]. Theodor Langhans und Otto Lubarsch hatten zuvor ähnliche Befunde erhoben, ohne jedoch deren besondere Bedeutung zu erkennen [2] [3]. Oberndorfer waren erstmals 1901 „multiple primäre beginnende Carcinome des Darms“ aufgefallen [4]. 1907 charakterisierte er seine Befunde exakt und stellte eine neue Tumorentität heraus: Die Neoplasien treten multipel im Dünndarm auf, haben Stecknadelkopfgröße, weisen „Eigenartiges“ auf, lassen sich von intestinalen Adenokarzinomen abgrenzen, sind umschrieben, zeigen keine Tendenz zur Umgebungsinfiltration und wachsen langsam [1]. 1929 berichtete Oberndorfer über 36 untersuchte Karzinoide und dokumentierte die maligne Potenz dieser neuen Entität mit einer möglichen Metastasierung [5]. 1938 publizierte der österreichische Pathologe Friedrich Feyrter sein Konzept „über diffuse endokrine epitheliale Organe“ mit „parakriner Funktion“ und 1953 wies Fred Lembeck, Pharmakologe in Graz, die endokrine Aktivität (5-Hydroxytryptamin) der Karzinoide nach [6] [7].