Historisches
Bereits vor dem Neubau der Universitäts-Hautklinik Jena in der heutigen Erfurter Straße
gab es eine universitäre Abteilung für Haut- und syphilitische Krankheiten, welche
sich von 1905 – 1914 in der ehemaligen „Ziegelmühle“ und später bis 1924 in der „Lexerschen
Chirurgischen Klinik“ in der heutigen Bachstraße befand. Seit 1911 stand Bodo Spiethoff
der Klinik vor und erhielt 1914 das Ordinariat für Dermatologie, welches er bis 1934
innehatte. Durch die Nachkriegszeit geprägt war die Anzahl der Tuberkulose- und Geschlechtskrankheiten
massiv gestiegen, was zum Neubau der noch heute bestehenden Hautklinik 1922 – 1924
([Abb. 1]) führte und auch das Hauptforschungsgebiet der Klinik bestimmte. Spiethoffs Nachfolger
Walter Schultze (1934 – 1935) verließ die Klinik rasch wieder gen Gießen, und es folgte
Josef Hämel (1935 – 1958).
Abb. 1 Gebäude der Universitäts-Hautklinik ca. 1960 (Foto: Archiv Hautklinik).
Waren Spiethoff und Schultze als „NSDAP-Altparteigenossen“ (Eintritt vor 1933) dem
Hitler-Regime treu ergeben, so muss die Rolle Josef Hämels, der ebenfalls NSDAP-Mitglied
war, jedoch ohne leitende Funktionen in der Parteihierarchie, differenziert betrachtet
werden. Nach vorübergehender Suspendierung erfolgte seine Wiedereinstellung als Klinikdirektor
unter sowjetischer Besatzung, eine Position, welche er bis zu seiner Flucht 1958 in
den Westen Deutschlands ausfüllte.
1959 folgte mit Heinz Langhof ein neuer Typus von Klinikdirektoren mit den Forschungsschwerpunkten
Photodermatologie, Porphyrien, Andrologie sowie der Etablierung der Zytokinforschung.
Mehr als 100 Publikationen waren das Ergebnis seiner Tätigkeit bis zu seinem frühen
Freitod 1965. Niels Sönnichsen folgte 1966 und führte die rege klinische und Forschungsaktivität
fort, in deren Mittelpunkt auch die Autoimmunerkrankungen standen und aus deren Reihen
so bekannte Dermatologen wie Uwe-Frithjof Haustein (später Ordinarius für Dermatologie
an der Universität Leipzig) und Hans Meffert hervorgingen. Nach der Berufung Sönnichsens
an die Berliner Charité übernahm 1970 Erwin Günther kommissarisch die Hautklinik,
die er dann von 1973 – 1993 mit dem Forschungsschwerpunkt Andrologie erfolgreich führte.
Von 1993 – 1997 erfolgte die kommissarische Leitung durch Uwe Wollina, welcher neben
den Autoimmunerkrankungen auch die Dermatoonkologie förderte und die Klinik 1997 an
Peter Elsner übergeben konnte. Dieser etablierte berufsdermatologische, allergologische
und hautphysiologische Forschungsthemen, wozu die von Christina Hipler und Cornelia
Wiegand inaugurierte Biomaterial-Forschung trat. Erfreulicherweise konnte neben dem
Forschungslabor auch das dermatologische klinische Labor mit Dermatohistologie, Allergologie,
Mykologie und Andrologie aufrechterhalten und das Hauttumorzentrum 2009 unter Mitarbeit
von Martin Kaatz etabliert werden. Der Umzug in das Neubauklinikum in Lobeda steht
in den nächsten Jahren noch vor dem 100-jährigen Jubiläum am alten Standort bevor,
was Anlass zu diesem Rückblick gab.
Die Hautklinik des Universitätsklinikums Jena im 21. Jahrhundert
Wie seit ihrer Begründung Anfang des 20. Jahrhunderts vereint die Hautklinik des Universitätsklinikums
Jena (UKJ) auch heute Krankenversorgung, Forschung und Lehre auf universitärem Niveau
([Abb. 2]). Diese 3 Elemente der Universitätsmedizin sind „untrennbar verzahnt“, wie das Bundesverfassungsgericht
2014 in einer wegweisenden Entscheidung festgestellt hat. In der klinischen Medizin
sind Forschung und Lehre ohne Patienten nicht denkbar; umgekehrt kommen an den Universitätsklinika
Innovationen in Diagnostik und Therapie den häufig schwerkranken Patienten besonders
rasch zugute. Gerade in schwerpunktmäßig an Universitäts-Hautkliniken durchgeführten
klinischen Studien können Patienten mit schweren Dermatosen besonders frühzeitig von
modernen therapeutischen Konzepten profitieren; die Hautklinik des UKJ ist daher mit
zahlreichen zu Studienärzten qualifizierten Dermatologen und Studienschwestern an
einer Vielzahl nationaler und internationaler Studien beteiligt. Die klinischen Leistungen
der Hautklinik umfassen aktuell ca. 20 000 ambulante Konsultationen, ca. 2000 vollstationäre
Behandlungsfälle und ca. 6000 teilstationäre Behandlungen pro Jahr. Trotz der insbesondere
vom Verband der Universitätsklinika monierten Unterfinanzierung der Universitätsmedizin
in Deutschland unter den Bedingungen des DRG-Systems und mangelhafter Investitionen
durch die Bundesländer ist es bisher gelungen, die hohe Qualität der Patientenversorgung,
aber auch der Forschung und Lehre an der Hautklinik des UKJ zu erhalten. Mit aktuell
17 Ärzten, davon lediglich 4 auf Leitungsebene, 2 Naturwissenschaftlerinnen, 23 Pflegekräften
und 11 MitarbeiterInnen im medizinisch-technischen Dienst sind nicht nur die gestiegenen
Anforderungen an die immer komplexer werdende Krankenversorgung zu bewältigen, sondern
auch Forschung und Lehre zu erbringen.
Abb. 2 Universitätshautklinik 2019 (Foto: Hellmann).
Neben der allgemeinen Dermatologie haben sich durch die zunehmende Subspezialisierung
des Fachs Dermatologie eine Reihe von Schwerpunkten entwickelt, die an der Hautklinik
des UKJ in Krankenversorgung, Forschung und Lehre vertreten sind und im Folgenden
vorgestellt werden.
Phototherapie
Die Bestrahlungstherapie mit UV-Licht hat in Jena eine besondere Bedeutung, da vor
gut 200 Jahren hier die ultraviolette Strahlung durch den Chemiestudenten Johann Wilhelm
Ritter (1776 – 1810) entdeckt wurde. Seit der Etablierung der eigenständigen Abteilung
für Dermatologie und dem Bau einer eigenen Hautklinik an der Jenaer Universität vor
etwa 100 Jahren hat die UV-Lichttherapie einen festen Stellenwert in der Forschung
sowie in der baulichen Einrichtung der Klinik. Die Auseinandersetzung mit dem UV-Licht
als Forschungsrichtung entwickelte sich in den folgenden Jahren. In den 1930er- bis
1950er-Jahren wurden intensiv die lichtinduzierten Erythemschwellen von UV- und Infrarotlicht
in verschiedenen Dissertationen untersucht. Ab den frühen 1960er-Jahren etablierte
sich die Fluoreszenzforschung durch Einrichtung eines eigenen Labors zur Porphyrinuntersuchung
und blieb neben der eigentlichen Lichttherapie Schwerpunkt.
In den 1990er-Jahren wurde die Lichtabteilung auf den modernsten Stand gebracht, sodass
sie heute das gesamte Spektrum der modernen Photo- und Photochemotherapie umfasst.
Die Lichtabteilung ist im gesamten Untergeschoss des Mittelbaus des altehrwürdigen
Klinikbaus der Hautklinik angesiedelt. Vorhanden sind eine Kombinationsbestrahlungskabine
der Spektren UVA/UVB, jeweils ein Bestrahlungsgerät für UVA1 sowie UVB311-Schmalspektrum. Zur Durchführung von Kopf-, Hand- und Fuß-Bestrahlungen, v. a. im
Rahmen von Creme-PUVA-Behandlungen ([Abb. 3]), sind UVA-Teilbestrahlungsgeräte sowie mehrere UV-Kämme vor Ort. Eine Badewanne
dient der Durchführung von Bade-PUVA oder Solebädern vor der Bestrahlung, bspw. mit
UVB311 bei stark desquamativen Dermatosen. Die UV-Therapie ist bei zahlreichen Dermatosen
einsetzbar, klassischerweise jedoch bei den chronisch entzündlichen Erkrankungen wie
der Psoriasis und den Ekzemerkrankungen. So wurden z. B. im Jahr 2018 ca. 1700 UVA1-Bestrahlungen und 2100 UVB311-Bestrahlungen durchgeführt.
Abb. 3 Creme-PUVA-Behandlung (Foto: Hellmann).
Als Ergänzung zu den in der Lichtabteilung stattfindenden Bestrahlungen bietet die
Hautklinik auch die Behandlung mit extrakorporaler Photopherese (ECP) an. Diese nebenwirkungsarme
Therapie hat sich in den letzten Dekaden sehr bewährt, sodass sie auf aktuell 3 ECP-Geräte
aufgestockt wurde. Durch die Immunmodulation wirkt sie insbesondere auf T-Zell-vermittelte
Erkrankungen wie T-Zell-Lymphome und auch die Graft-versus-Host-Disease. Im Off-Label-Use
wird sie auch bei sklerodermiformen sowie Erkrankungen autoimmuner Genese wie dem
Pemphigus vulgaris und bei sonst therapieresistentem atopischen Ekzem eingesetzt.
Ebenso bietet die photodynamische Therapie (PDT) mit Kaltwasser-Rotlicht eine sichere
Behandlung von aktinischen Keratosen. Der Stellenwert der Therapie ist im Rahmen der
stetig steigenden Inzidenz von weißem Hautkrebs in Deutschland eine zwar für den Patienten
u. U. schmerzhafte, aber bewährte und sichere Therapie zur Krebsprävention.
In der Eskalation der Dermatotherapie von topischer zu systemischer Therapie steht
die apparative Lichttherapie seit gut einem Jahrhundert also in der Mitte und wird
ihren Stellenwert an der Hautklinik Jena als Therapie mit gutem Nutzen-Risiko-Profil
auch zukünftig erweitern und festigen können.
Wundsprechstunde
Die Klinik für Hautkrankheiten des UKJ widmet sich seit vielen Jahren in der Krankenversorgung,
der Forschung und der Lehre schwerpunktmäßig dem Management chronischer Wunden. Der
größte Teil der Patienten, die im Rahmen der Wundsprechstunde betreut werden, sind
ältere Menschen. Mit dem steigenden Alter der Bevölkerung ist daher auf diesem Gebiet
mit einem wachsenden Versorgungsbedarf zu rechnen. Derzeit werden rund 600 Patienten
mit chronischen Wunden jedes Jahr an der Klinik für Hautkrankheiten am UKJ versorgt.
Die Ursachen für die Entstehung chronischer Wunden sind vielfältig und reichen von
venösen oder arteriellen Problemen über Diabetes mellitus nicht selten auch bis zu
Wunden nach Verletzungen. Entsprechend komplex ist daher auch die Behandlungsaufgabe.
In interdisziplinärer Kooperation mit anderen Kliniken arbeiten wir als Partner im
„Interdisziplinären Zentrum Chronische Wunden“ des UKJ. Dabei kommen sowohl bewährte
als auch hochmoderne diagnostische und therapeutische Maßnahmen und Technologien zum
Einsatz. Die ambulante und die stationäre Betreuung sind eng verzahnt – durch ärztliche
und pflegerische Mitarbeiter, die in beiden Sektoren die Patienten kontinuierlich
betreuen. Daneben arbeiten in der Wundambulanz der Klinik für Hautkrankheiten Wundschwestern
mit, die die Patienten im Rahmen von Hausbesuchen betreuen und die Pflegedienste der
Patienten anleiten und ggf. kontrollieren. Gleichzeitig besteht in enger Zusammenarbeit
mit dem Forschungslabor der Klinik die Möglichkeit, innovative Therapien zu entwickeln
und zu testen. Das Team der Hautklinik arbeitet seit Jahren eng mit anderen internationalen
Forschergruppen zusammen, um mehr über die Entstehung von chronischen Wunden und die
multifaktoriellen Zusammenhänge zwischen Therapieansätzen und der Wundheilung zu erfahren.
Es ist heute bekannt, dass die Überproduktion von inflammatorischen Mediatoren wie
Zytokinen und gewebeabbauenden Enzymen, den Matrixmetalloproteinasen und der neutrophilen
Elastase, die Entzündungsphase in chronischen Wunden verlängert und deren Heilungsaussichten
herabsetzt. Darüber hinaus sind chronische Wunden häufig infiziert und haben dadurch
deutlich schlechtere Heilungschancen. Daher hat sich die Rolle von Wundverbänden mit
dem Einsatz neuer, bioaktiver Materialien deutlich verändert. Von ihnen wird erwartet,
dass sie in das pathophysiologische Milieu chronischer Wunden eingreifen und so die
Heilung fördern.
Dermatoonkologie
Das Hauttumorzentrum des UKJ existiert seit dem Jahre 2009. Initiiert wurde dieses
Vorhaben durch PD Dr. Martin Kaatz, den damaligen Oberarzt für Dermatoonkologie in
Jena und heutigen Chefarzt der Hautklinik des SRH-Klinikums Gera. Zur Sicherung der
Qualität erfährt das Hauttumorzentrum Jena seither eine jährliche Zertifizierung.
Das Hauttumorzentrum Jena verzeichnet jährlich zwischen 75 und 100 Primärfalle mit
malignem Melanom. Die Diagnose eines epithelialen Tumors wird in ca. 200 Fällen gestellt.
Hinzu kommen 20 Primärdiagnosen eines kutanen Lymphoms oder eines seltenen malignen
Tumors pro Jahr.
Um eine adäquate Versorgung dieser Patienten gewährleisten zu können, ist eine intensive
interdisziplinäre Zusammenarbeit von großer Bedeutung. So bieten wir eine psychologische
Betreuung der Patienten an und arbeiten eng mit Kliniken anderer Fachabteilungen zusammen.
Wichtiger Bestandteil dieser Zusammenarbeit sind interdisziplinäre Tumorboard-Konferenzen,
in welchen Patientenfälle aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet und so die bestmöglichen
Therapien im Sinne der Patienten gefunden werden können.
Die Dermatoonkologie des UKJ unterliegt derzeit einem stetigen Wandel. So rücken,
neben der primären chirurgischen Versorgung von Tumorpatienten, Lichttherapien und
den klassischen altbewährten Systemtherapien, sog. Immun- und Target-Therapien in
den Vordergrund. Diese neuartigen Therapieansätze ermöglichen Patienten in bereits
fortgeschrittenem Krankheitsstadium lebensverlängernde und lebensqualitätssteigernde
Behandlungsoptionen.
Wie sehr sich die Dermatoonkologie in den letzten Jahren verändert hat, lässt sich
anhand eines Beispiels verdeutlichen: Im Jahre 2010 erhielten 49 Patienten im Hauttumorzentrum
Jena eine Systemtherapie in onkologischer Intention. Dabei handelte es sich bei der
Mehrzahl der Fälle um eine klassische Systemtherapie, wie z. B. eine Chemotherapie.
Lediglich 7 Patienten erhielten zu diesem Zeitpunkt neuartige Immuntherapien (5 Patienten)
bzw. eine Therapie mit einem BRAF-Kinase-Inhibitor (2 Patienten).
Im Jahre 2013 stieg die Zahl der immunmodulierenden und zielgerichteten Therapien
bereits auf 17 von 50. Drei Jahre später bestand schon die Hälfte aller verabreichten
Systemtherapien aus neuartigen Therapien, wobei sich die Bandbreite dieser Therapien
enorm erweitert hat.
Blicken wir in die Zukunft, können wir mit weiteren neuen Therapiemöglichkeiten rechnen,
die Bestandteil der aktuellen Forschung sind. Um Teil des Fortschritts zu bleiben,
ist das Hauttumorzentrum des UKJ in zahlreiche Studien involviert, welche die Qualität
neuer Therapien sichern und verbessern sollen.
Allergologie
Das Fachgebiet der Allergologie hat in den letzten Jahren weiter zahlreiche Innovationen
erfahren. Dies ermöglicht das immer bessere Verständnis der Pathogenese allergischer
Erkrankungen, die genauere Diagnostik und mehr zielgerichtete Therapien. Derzeit diagnostizieren
und behandeln wir in unserer Allergieabteilung (Leitung Oberärztin PD Dr. S. Schliemann)
ca. 1700 Patienten jährlich mit allergischen Erkrankungen. Das Krankheitsspektrum
umfasst dabei sämtliche allergischen Krankheiten bei Erwachsenen und Kindern mit besonderem
Schwerpunkt auf Insektengiftallergien, Medikamentenallergien und -intoleranzen, Nahrungsmittelallergien
sowie Mastozytose. Weitere Schwerpunkte über unsere assoziierten Spezialsprechstunden
stellen das schwere atopische Ekzem, die chronische Urtikaria sowie beruflich bedingte
Hauterkrankungen dar. Den Patienten werden für diese schweren Erkrankungen auch Therapien
im Rahmen von klinischen Studien mit innovativen Arzneimitteln angeboten, die sich
derzeit noch in Zulassungsverfahren befinden, die aber voraussichtlich in den kommenden
10 Jahren die Therapie allergischer Erkrankungen revolutionieren werden.
Diagnostisch können nach einer ausführlichen Anamnese sämtliche anerkannten Testmethoden
der Allergologie angewandt werden. Die In-vitro-Diagnostik erfolgt dabei in unserem
biochemisch-allergologischen Labor (Leitung Frau PD Dr. U.-C. Hipler) und ermöglicht
die Bestimmung spezifischer IgEs, sowohl auf native Allergene als auch auf rekombinante
Minor- und Majorallergene, des Inhibitionstests bei Insektengift- und/oder Nahrungsmittelallergien,
der Serum-Tryptase, sowie die Durchführung eines ISAC (Immuno Solid-Phase Allergen
Chip) sowie des CAST (cellular antigen stimulation test) als zellulärem Test. Natürlich
gehören die gängigen kutanen Testmethoden wie Prick- und Intrakutan-Testungen sowie
auch Epikutan-Testungen zu den häufig angewendeten diagnostischen Verfahren. Der Interpretation
der Relevanz von Befunden kommt besondere Bedeutung zu. Hierfür sind bei Arzneimittelunverträglichkeiten,
aber auch bei Nahrungsmittelallergien, Provokationstestungen unverzichtbar. Die Allergieabteilung
der Hautklinik hat sich nicht zuletzt deswegen regional und überregional einen Ruf
als kompetente Anlaufstelle für Patienten, Fachärzte und Hausärzte bei Vorliegen unklarer
Arzneimittelreaktionen erworben.
Bei den Kontaktallergien liegt der Schwerpunkt der Abteilung auf den beruflich bedingten
Ekzemen, jedoch kommen auch im Privatleben jede Menge potenzielle Kontaktallergene
bspw. in Kosmetika und Haushaltsprodukten vor, die zu Problemen führen können. Um
epidemiologische Trends durch veränderte Expositionen zu erkennen, ist die Vernetzung
und Qualitätssicherung durch den Informationsbund dermatologischer Kliniken (IVDK)
und die Mitarbeit in der Deutschen Kontaktallergiegruppe (DKG) unabdingbar. Bei Allergien
gegenüber sehr seltenen Kontaktallergenen ermöglichen mitunter auch enge nationale
und internationale Kooperationen die Identifizierung des auslösenden Allergens.
Der therapeutische Schwerpunkt unserer Allergieabteilung liegt in der Durchführung
spezifischer Immuntherapien mit Insektengiften und Inhalationsallergenen, der Behandlung
berufsbedingter schwerer Kontaktekzeme und der Systemtherapien mit bereits zugelassenen
Arzneimitteln bzw. Antikörpern, aber auch mit den neuesten Medikamenten im Rahmen
von klinischen Studien für die Behandlung unserer Patienten mit schwerem atopischen
Ekzem und chronischer Urtikaria. Unser Augenmerk liegt dabei auch auf der Vernetzung
mit unseren niedergelassenen Kollegen.
Nicht nur für die Patientenversorgung sind damit optimale Bedingungen gegeben. Auch
die Möglichkeit, den Ärzten in Weiterbildung einen besonderen Einblick in die Allergologie
zu bieten und den Fachärzten die Möglichkeit zum Erwerb der Zusatzbezeichnung „Allergologie“
zu eröffnen, ist uns ein bleibendes Anliegen und nicht zuletzt den Studenten im Rahmen
von Lehre durch unser Praktikum zu vermitteln, was Allergologie bietet und leistet.
In Zeiten, in denen wir Dermatologen uns die Frage stellen müssen „Quo vadis Allergologie?“
sollten wir die einzigartigen Möglichkeiten, die sich uns heute bieten, nicht gering
schätzen, daher gilt für die Allergologie „per aspera ad astra“ und „die Fahne hoch
halten“!
Dermatochirurgie
Die Dermatochirurgie ist von großer Bedeutung für die kompetente moderne Behandlung
von Hautkrankheiten im 21. Jahrhundert.
Aufgrund der demografischen Entwicklung, verbunden mit dem Klimawandel und den daraus
resultierenden negativ wirkenden Umwelteinflüssen auf die Haut, ließ sich eine steigende
Anzahl an hochbetagten Patienten mit epithelialen Hauttumoren in unserer Dermatochirurgie
verzeichnen.
Invasive epitheliale Tumoren werden, unter Berücksichtigung des Allgemeinzustandes
und des Risikoprofils jedes Patienten, primär operativ versorgt. Die sog. mikrografisch
kontrollierte Chirurgie hat hierbei in den letzten Jahren an großer Bedeutung gewonnen
und ermöglicht eine gewebsschonende optimale operative Versorgung mit geringem Rezidivrisiko.
Die hierfür notwendige dermatohistologische Aufarbeitung wird direkt im klinikeigenen
Labor angeboten und ermöglicht eine enge Zusammenarbeit zwischen Dermatohistologen
und Dermatochirurgen. Die Operationen finden überwiegend in Lokalanästhesie statt,
um so das perioperative Risiko der häufig älteren Patienten zu minimieren. Zur Anwendung
kommen die gültigen Nahlappenplastiken.
Seit dem Jahre 2011 steht uns in der altehrwürdigen Hautklinik ein moderner großzügiger
Operationssaal zur Verfügung, welcher mit allen technischen Raffinessen der heutigen
Zeit ausgestattet ist.
Bei Patienten mit Karzinomen mit hohem lymphogenem Metastasierungsrisiko bieten wir
eine individuell an den Patienten angepasste Sentinellymphknotenbiopsie an. Im Falle
einer Makrometastasierung schließt sich eine radikale Lymphknotenausräumung der jeweiligen
betroffenen Region an. Diese großflächigen Eingriffe, zu denen auch die operative
Versorgung der Akne inversa zählt, werden im Zentral-OP des UKJ in Lobeda in Intubationsnarkose
durchgeführt.
Das Beherrschen der dermatochirurgischen Techniken stellt die Grundlage der chirurgischen
Arbeit an unserer Klinik dar. Diese Techniken müssen unter genauer Kenntnis des biologischen
Verhaltens des Tumors angewendet werden. Zusätzlich müssen individuelle Gegebenheiten
des Lokalbefundes (vom Kind bis zum Hochbetagten), Befundlokalisationen, Ausdehnungen
und ästhetische Anforderungen bedacht werden, was einen intra- und interdisziplinären
Austausch unumgänglich macht. Hierfür ist die direkte Zusammenarbeit zwischen unserer
Dermatoonkologie, die unter der Leitung von Oberarzt Dr. Goetze steht, und der Dermatochirurgie
von großer Wichtigkeit.
Ebenso wichtig wie die direkte chirurgische Versorgung selbst ist die Vertrauensgrundlage
zwischen Patient und Arzt, eine gute Aufklärung sowie eine adäquate Nachbetreuung
und Nachsorge der Patienten. All diese Aspekte sind wesentlicher Bestandteil unserer
operativen Sprechstunde. Mögliche Maßnahmen werden ausführlich mit den Patienten besprochen
und eine Entscheidung im Konsens getroffen, um die Weichen für eine erfolgreiche Behandlung
zu stellen.
Dermatohistologie
Die feingewebliche Untersuchung der Haut stellt in der Diagnostik und als Grundlage
für nachfolgende Therapien einen Grundpfeiler der Dermatologie dar und hat darüber
hinaus an einer universitären Klinik eine wichtige Funktion in der Aus- und Weiterbildung
von Studenten und Fachärzten sowie in der Forschung. Der didaktische Wert der Dermatohistologie
liegt dabei in der Vermittlung eines tieferen Verständnisses von Krankheitszusammenhängen
sowie der einzigartigen Möglichkeit von klinisch-pathologischen Korrelationen, die
in keinem anderen Fachgebiet möglich sind.
In der klinischen Dermatologie stellt neben der Beurteilungen entzündlicher Erkrankungen
v. a. die Diagnostik von Tumoren einen großen Stützpfeiler in der befundgerechten
Therapie der Patienten dar. An der Klinik für Hautkrankheiten des UKJ wird insbesondere
bei problematischen Tumoren in schwierigen Lokalisationen die mikrografisch kontrollierte
Chirurgie durchgeführt, die eine optimale Randkontrolle zur Reduktion von Rezidivtumoren
bei gleichzeitig gewebesparendem Vorgehen ermöglicht. Im Bereich maligner Tumoren
gehört auch die Befundung des Sentinel Lymph Node (SLND) routinemäßig zur leitliniengerechten
Patientenversorgung im Hauttumorzentrum.
Die Dermatohistologie (Leitung Oberärztin PD Dr. S. Schliemann) an der Hautklinik
ist seit Jahrzehnten ein fester diagnostischer Bestandteil bei der qualitativ hochwertigen
universitären Versorgung. Das dermatohistologische Labor unter Leitung von Frau PD
Dr. Hipler liefert neben Routinefärbeverfahren und Spezialfärbungen die wichtigsten
immunhistochemischen Analysen. Eine gute interdisziplinäre Vernetzung sowie die enge
Zusammenarbeit mit Referenzlaboren zur Zweitbegutachtung vervollständigen das Spektrum
der Versorgung.
Es werden in unserem Labor mehrere tausend Präparate pro Jahr begutachtet, was zur
Expertise des dermatohistologischen Teams, bestehend aus 2 Fachärzten und einer Oberärztin,
sowie zur Gewährleistung des Erwerbs der Zusatzbezeichnung Dermatohistologie für Fachärzte
beiträgt, die nur an wenigen Zentren in Deutschland erworben werden kann. Hierbei
ist die gute Verzahnung von Klinik und der histologischen Begutachtung hervorzuheben,
die im klinischen Alltag oft zu einer besonders raschen Diagnosefindung in kritischen
Befundkonstellationen beitragen kann ([Abb. 4]). Die hohe Qualität wird gewährleistet durch regelmäßige klinisch-pathologische
Korrelationen und Besprechungen am Mehrplatzmikroskop. Regelmäßig nehmen die Dermatohistologen
zur Erfahrungserweiterung und Qualitätssicherung an deutschlandweiten dermatohistologischen
Weiterbildungen teil.
Abb. 4 Befund einer viralen Infektion der Epidermis mit intraepidermaler Spongiose und
typischen intrazytoplasmatischen Veränderungen der Keratinozyten. Durch Nachweis eosinophiler
Körperchen (Pfeil) in den basalen Keratinozyten konnte die Verdachtsdiagnose einer
seltenen Kuhpockeninfektion (Orthopox-Virus) noch vor dem Ergebnis der PCR-Untersuchung
gestellt werden (H&E × 200-fache Vergrößerung).
2014 konnte ein neues Zeiss-Mehrplatzmikroskop angeschafft werden, welches insbesondere
die Routinearbeit, aber auch die Lehrtätigkeit und Publikationsarbeit wesentlich erleichtert.
Regelmäßig finden am 7-Platz-Mikroskop mit TV-Monitor Studenten- und Assistenzarzt-Ausbildungen
statt. Im Laufe der Zeit haben bereits mehrere Dermatologen an der Hautklinik ihre
Zusatzbezeichnung für Dermatohistologie erfolgreich abgeschlossen und sind deutschlandweit
auch weiterhin mit dermatohistologischen Tätigkeitsfeldern beschäftigt. Am UKJ sind
damit optimale Bedingungen für die dermatologische Weiterbildung gegeben.
Andrologie
Die Klinik hat eine lange Tradition in der Betreuung von Patienten mit andrologischen
Fragestellungen. Während an etlichen Kliniken andrologische Sprechstunden aufgrund
fehlender finanzieller Ausstattung eingestellt bzw. abgeschafft wurden, wird an der
Klinik für Hautkrankheiten in Jena weiterhin einmal wöchentlich eine andrologische
Sprechstunde angeboten. Die Klinik verfügt über ein eigenes andrologisches Labor und
bietet umfangreiche spermatologische Untersuchungsmethoden an. Darüber hinaus führt
die Klinik eine eigene Biobank mit etwa 600 Proben und erfüllt alle dafür erforderlichen
behördlichen Auflagen ([Abb. 5]). In dieser Biobank werden ausschließlich Spermien von Patienten eingefroren, denen
Therapien bevorstehen, die möglicherweise ihre Fruchtbarkeit beeinflussen. Dies ist
bei hämatologischen oder anderen Tumorerkrankungen, die mit einer Chemo- oder einer
Strahlentherapie behandelt werden müssen, aber auch bei rheumatologischen Erkrankungen
gegeben.
Abb. 5 MTAs Fr. Lamm und Fr. Winter bei der Arbeit an der Biobank.
In der andrologischen Sprechstunde werden v. a. Paare mit Fertilitätsstörungen, Patienten
mit erektiler Dysfunktion oder Störungen der Libido sowie hormonellen Störungen z. B.
(Alters-)Hypogonadismus, aber auch jüngere Patienten mit genetisch verursachten Erkrankungen
betreut.
Routine- und In-vitro-Forschungslabor
Ein Schwerpunkt des Routinelabors der Klinik für Hautkrankheiten ist die In-vitro-Allergiediagnostik,
die entsprechend der Leitlinien der AWMF durchgeführt wird. Mithilfe unterschiedlicher
In-vitro-Testmethoden wird versucht, allergenspezifische Sensibilisierungen nachzuweisen.
Hierfür werden Serum oder frisch isolierte Blutzellen der Patienten verwendet. Es
erfolgt die Bestimmung von Parametern wie Gesamt- und spezifisches IgE, eosinophiles
kationisches Protein (ECP) und Serum-Tryptase sowie die Sulfidoleukotrienfreisetzung
im zellulären Antigenstimulationstest (CAST). Im Zusammenhang mit der Anamnese des
Patienten und der klinischen Untersuchung helfen die Ergebnisse der In-vitro-Diagnostik,
Allergene zu identifizieren, die Auslöser einer Allergie sein können. Die Untersuchungsmethoden
werden auch für die Indikationsstellung und zur Kontrolle spezifischer Immuntherapien
(Hyposensibilisierung) eingesetzt.
Im Rahmen der Betreuung der Tumorpatienten des im Haus ansässigen Hauttumorzentrums
werden routinemäßig Melanommarker wie S100ß bestimmt, um den Verlauf der Erkrankung
und die Wirksamkeit der Therapie verfolgen sowie im Bedarf anpassen zu können.
Im Routinelabor der Klinik für Hautkrankheiten erfolgt weiterhin der Nachweis von
Autoimmunkrankheiten wie Lupus erythematodes, systemischer Sklerodermie oder blasenbildender
Erkrankungen der Haut durch Bestimmung verschiedener Autoimmunantikörper im Patientenserum
mittels indirekter Immunfluoreszenz und ELISA-Tests.
Einen weiteren Schwerpunkt bildet die Diagnostik von Mykosen der Haut und Hautanhangsorgane
(Dermatomykosen) sowie der Hand- und Fußnägel (Onychomykosen), welche zu den häufigsten
Infektionen des Menschen zählen, z. B. sind ca. ein Drittel der Erwachsenen von Fußpilz
betroffen und bei mehr als der Hälfte von ihnen sind auch die Fußnägel mit dem Pilz
befallen. Mit der zunehmenden Altersstruktur der Bevölkerung mit entsprechend verminderter
Immunabwehrleistung und der steigenden Zahl immungeschwächter Patienten (Tumorleiden,
AIDS, usw.) kann mit einem weiteren Anstieg von Hautpilzerkrankungen gerechnet werden.
Im Routine-Labor werden jährlich ca. 2000 Hautproben auf Infektionen mit Dermatophyten
oder anderen Pilzen untersucht. Moderne Verfahren wie Real-Time-PCR und Sequenzierung
von DNA-Fragmenten ermöglichen eine sehr präzise Diagnostik und ergänzen klassische
Methoden wie die Kultur und Mikroskopie. Diese Verfahren erlauben es, nicht nur die
Art, sondern auch Untergruppen zu identifizieren. Eine umfangreiche Stammsammlung
an Hautpilzen ermöglicht es, neue Isolate mit Referenzstämmen zu vergleichen und neue
Verfahren zu evaluieren.
Des Weiteren werden im Labor die dermatohistologische sowie andrologische Diagnostik
durchgeführt, welche an anderer Stelle beschrieben werden.
Im In-vitro-Forschungslabor werden unterschiedliche Studien zur Erforschung von Wechselwirkungen
zwischen der Haut und (Bio-)Materialien, der Identifizierung von neuen antimikrobiellen
und hautpflegenden Substanzen sowie der Wirksamkeit von neuen, innovativen Technologien
bei infektiösen Hautkrankheiten durchgeführt. Darüber hinaus gilt eine besondere Aufmerksamkeit
der Entwicklung neuer innovativer optischer Verfahren zur Diagnostik von Hautkrankheiten.
Einen Schwerpunkt in unserem Haus stellt die Untersuchung von Biomaterialien und anderen
Substanzen hinsichtlich ihrer Biofunktionalität und Biokompatibilität in etablierten
Testsystemen dar. Zytotoxizitätsuntersuchungen an Materialien und Wirkstoffen können
sowohl in 2D- ([Abb. 6]) als auch 3D-Zellsystemen ([Abb. 7]) durchgeführt werden und deren Einfluss auf die Zellproliferation sowie inflammatorische
Reaktionen bestimmt werden. Die antimikrobielle Wirkung von Materialien und Substanzen
gegen gram-positive Bakterien (z. B. Staphylococcus aureus), gram-negative Bakterien (z. B. Pseudomonas aeruginosa) und Pilze (z. B. Candida albicans) wird in verschiedenen standardisierten Testmethoden entsprechend den DIN-Normen
ermittelt. Für die Untersuchung der Bioaktivität von modernen Wundverbänden stehen
neben physikalischen Tests wie denen zu Verklebungsneigung und Flüssigkeitsverteilung
die Untersuchung von Bindungseigenschaften hinsichtlich Proteasen, inflammatorischen
Zytokinen und Wachstumsfaktoren zur Verfügung.
Abb. 6 2D-Modell von Fibroblasten mit Fluoreszenzfärbung auf Actin, Tubulin und Zellkerne.
Abb. 7 3D-Hautmodell bestehend aus einer Dermis von in Kollagen eingelagerten Fibroblasten
und einer Epidermis aus differenzierten Keratinozyten zur Untersuchung der Biofunktionalität
und Biokompatibilität von Biomaterialien und anderen Substanzen.
Die entwickelten Testsysteme werden in verschiedenen Projekten genutzt und weiterentwickelt,
um z. B. mikrobielle Pathogenitätsfaktoren zu identifizieren oder antimikrobielle
Therapien zu evaluieren. In dieser Weise wurden neuartige Pflanzenwirkstoffe, die
z. B. aus Färberwaid (Isatis tinctoria) gewonnen wurden, auf ihre antimykotische Wirkung sowie Biokompatibilität untersucht.
Aufgrund von zunehmenden Antibiotikaresistenzen liegt ein weiterer Schwerpunkt der
Forschung im In-vitro-Labor der Klinik für Hautkrankheiten auf der Untersuchung moderner
physikalischer Methoden, wie kaltem Atmosphärenplasma als Behandlungsmethode zur Keimreduktion
bei chronischen aber auch akuten Wunden. In einem aktuellen Forschungsprojekt wird
ein medizinisches Gerät entwickelt, welches mittels Hochfrequenz (HF)-Technologie
die Entfernung von Tattoos ermöglichen soll. Mit diesem soll die Effektivität der
Tattoo-Entfernung erhöht sowie die nachfolgende Behandlung unterstützt werden. Hierfür
wird derzeit u. a. ein tätowiertes 3D-Hautmodell etabliert, mit dessen Hilfe die Funktionalität
und Biokompatibilität der neuen Technologie untersucht werden kann.
Zur Optimierung von antimikrobiellen Testverfahren wurde im Rahmen eines Projektes
auf der Grundlage von Standard-Testverfahren ein Screening-Test entwickelt, der verlässlich
und zeiteffektiv die Beurteilung der antimikrobiellen Wirksamkeit von funktionalisierten
Keramik- und Glasoberflächen ermöglicht. Weiterhin war das Labor an der Entwicklung
von Beschichtungskonzepten zur Erzeugung von permanenten antimikrobiellen Schichten
auf unterschiedlichsten Substraten sowie an der Etablierung der industriellen Herstellung
homogener Zelluloseprodukte wie Aminozellulosen als neuartige antimikrobielle und
bioverträgliche Schichtbildner beteiligt. Gegenwärtig liegt der Fokus der Forschung
bei der Entwicklung von innovativen bioziden Nanopartikeln. Kunststoffe werden für
Verpackungen, technische Bauteile oder medizintechnische Anwendungen in sehr großen
Mengen verarbeitet. Um eine Keimbildung zu unterdrücken oder bei späteren klinischen
Anwendungen auszuschließen, sollen dem Kunststoff neuartige biozide Partikel beigegeben
werden, die oberflächennah wirken. Die antibakterielle Wirkung dieser Partikel wird
im In-vitro-Forschungslabor bestimmt.
Im mykologischen Forschungslabor werden derzeit Studien durchgeführt, bei denen mithilfe
der Mikroplatten-Lasernephelometrie der Einfluss von antimykotischen Substanzen auf
das Wachstumsverhalten von Mikroorganismen untersucht wird. Auf diese Weise können
über die Bestimmung des IC50 (halbmaximale inhibitorische Konzentration) und MHK (minimale Hemmkonzentration)
die Anpassung von Hautpilzen an Antimykotika, also die Entstehung von Resistenzen,
bestimmt werden. Es wurden bereits Resistenzen gegen Terbinafin bei Trichophyton mentagrophytes und Trichophyton rubrum, die oft auf Punktmutationen des Gens für die Squalen-Epoxidase beruhen, mithilfe
der DNA-Sequenzierung des entsprechenden Gen-Fragments aus Schuppen oder Kulturmaterial
ermittelt.
Fortbildung/Lehre/Publikationen
An der Klinik für Hautkrankheiten werden zahlreiche und vielfältige Forschungsprojekte
auf dem Gebiet der Dermatologie durchgeführt, welche durch öffentliche Mittel unterstützt
werden (BMBF, BMWI, DFG, IGF, DGUV, Thüringer Aufbaubank).
Forschungsergebnisse werden von den Mitarbeitern der Klinik für Hautkrankheiten erfolgreich
publiziert, so erscheinen jährlich etwa 50 Originalarbeiten (ohne Reviews und Letters)
mit Mitarbeitern als Erst- oder Koautoren. Trotz zunehmend schwieriger werdender Rahmenbedingungen
für die dermatologische Forschung sind dabei die „Impactfaktoren“ der Publikationen
aus der Hautklinik in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen; die Klinik nimmt
damit einen der vorderen Plätze unter den Einrichtungen des UKJ ein.
Mitarbeiter der Klinik für Hautkrankheiten führen in jedem Jahr die dermatologische
Ausbildung von etwa 250 Studenten der Humanmedizin sowie ca. 50 Studenten der Zahnmedizin
der Medizinischen Fakultät der Friedrich-Schiller-Universität Jena durch. Dazu gehören
Vorlesungen zu den Themenbereichen Dermatologie, Venerologie und Allergologie sowie
Onkologie und Umweltmedizin aber auch entsprechende Seminare und Praktika zum Unterricht
am Patienten. Darüber hinaus werden an der Klinik Studierende im Praktischen Jahr
und Ärzte zum Facharzt ausgebildet. Alle Lehrveranstaltungen werden evaluiert; die
Veranstaltungen der Mitarbeiter der Klinik für Hautkrankheiten erhalten durchgehend
überdurchschnittliche Bewertungen.
An der Klinik für Hautkrankheiten findet regelmäßig während des Semesters jeweils
mittwochs eine Fortbildung zu aktuellen Themen der Dermatologie statt, wofür auch
immer wieder internationale Referenten gewonnen werden können. Seit 35 Jahren führt
die Klinik für Hautkrankheiten in Zusammenarbeit zunächst mit der Klinik für Immunologie
und seit 2001 mit der Pneumologie das Jenaer Colloquium Allergologicum durch, das
sich als wichtige regionale Fortbildungsveranstaltung für Allergologie etabliert hat.
Weiterhin finden jährlich der Dermatoonkologische Tag und alle 2 Jahre das Jenaer
Mykologie-Symposium statt.