manuelletherapie 2019; 23(05): 197
DOI: 10.1055/a-1031-4229
Editorial

Selbstmanagement

Johannes Bessler

Funktioniert Manuelle Therapie nur mit Hands-on-Techniken alleine, also ohne Eigenübungen und Strategien zum Selbstmanagement? Funktioniert moderne Physiotherapie ohne diese Hands-off-Elemente?

Muskuloskelettale Beschwerden zeigen sich meist multifaktoriell, werden auf verschiedenen Ebenen beeinflusst (biomechanisch, psychosozial und individuell) und lassen sich häufig nicht durch eine Therapieart alleine behandeln [1], [2].

Selbstmanagementstrategien werden in der Literatur daher als unabdingbar für die längerfristige Beeinflussung persistierender muskuloskelettaler Beschwerden angesehen und die Rolle der Physiotherapeuten bei der Anleitung und Bestärkung für ein effektives Selbstmanagement der Patienten positiv herausgestellt [2], [3].

Progressionsstrategien wie „Graded exercise/activity/exposure“ sollten vor allem bei Patienten mit lang anhaltenden Beschwerden zum Einsatz kommen [4]. Gleichzeitig ist aber die Studienlage für die Wirkung von Selbstmanagementprogrammen bei chronischen Beschwerden als unklar zu interpretieren [5], [6]. Vor allem bei unklarer externer Evidenzlage greifen Therapeuten natürlich auf ihre eigenen Erfahrungen zurück [7].

„Ich hatte schon zig-mal Therapie, aber die Verbesserungen haben nie länger angehalten“, höre ich öfter in der Praxis beim Anamnesegespräch. Auf meine daraus resultierende Frage nach Eigenübungen sehe ich dann meist in ratlose Patientengesichter bzw. bekomme Übungen aus dem Internet gezeigt.

Manuelle Therapie wirkt! Dafür gibt es interne und externe Evidenz [8], trotz anderer Meinungen. Aber wie lange halten diese Verbesserungen an? Will ich meine Patienten unabhängig machen oder an mich binden, indem ich sie nicht mit ins Selbstmanagement einbeziehe?

Wie sind Ihre Erfahrungen? Schreiben Sie mir, ich freue mich auf Ihre Rückmeldungen!

Wir konnten für diese Ausgabe mit dem Schwerpunkt „Selbstmanagement“ drei erfahrene Therapeutinnen aus Lehre, Forschung und Praxis gewinnen, die mit ihren Artikeln an den Schwerpunkt „Patientenedukation“ in Heft 5/2018 anknüpfen. Sie gehen dabei besonders auf die Rolle der Patienten in der Therapie ein.

Viel Spaß beim Lesen und herzliche Grüße
Johannes Bessler



Publication History

Article published online:
19 December 2019

© Georg Thieme Verlag KG
Stuttgart · New York

 
  • Literatur

  • 1 Hernandez A, Peterson A. Work-related musculoskeletal disorders and pain. In: Gatchel RJ, Schultz IZ. (eds). Handbook of Occupational Health and Wellness. New York: Springer; 2012
  • 2 Lewis J, O’Sullivan P. Is it time to reframe how we care for people with non-traumatic musculoskeletal pain?. Br J Sports Med 2018; 52: 1543-1544 doi: 10.1136/bjsports-2018–099198
  • 3 Hutting N, Johnston V, Staal JB. et al. Promoting the use of self-management strategies for people with musculoskeletal disorders: The role of physical therapists. J Orthop Sports Phys Ther 2019; 49: 212-215 DOI: 10.2519/jospt.2019.0605.
  • 4 Moseley L, Butler D. Explain Pain Supercharged. Adelaide: Noigroup; 2017
  • 5 Du S, Hu L, Dong J. et al. Self-management program for chronic low back pain: a systematic review and meta-analysis. Patient Educ Couns 2017; 100: 37-49 DOI: 10.1016/j.pec.2016.07.029.
  • 6 Elbers S, Wittink H, Pool JJM. et al. The effectiveness of generic self-management interventions for patients with chronic musculoskeletal pain on physical function, self-efficacy, pain intensity and physical activity: a systematic review and meta-analysis. Eur J Pain 2018; 22: 1577-1596 DOI: 10.1002/ejp.1253.
  • 7 Sackett D, Rosenberg WM, Gray JA. et al. Evidence based medicine: what it is and what it isn’t. BMJ 1996; 312: 71-72 DOI: 10.1136/bmj.312.7023.71.
  • 8 Pérez H, Perez J, Gil Matinez A. et al. Is one better than another?: A randomized clinical trial of manual therapy for patients with chronic neck pain. Man Ther 2014; 19: 215-221 DOI: 10.1016/j.math.2013.12.002.