Laryngorhinootologie 2020; 99(02): 75-76
DOI: 10.1055/a-1024-8406
Editorial

Liebe Leserinnen und Leser, liebe Freunde der LRO,

Andreas Dietz

ich freue mich, Ihnen heute die Februar-Ausgabe 2020 präsentieren zu dürfen. Neben den wieder hoch interessanten referierten und diskutierten internationalen Arbeiten zu Kopfschmerzen im Kontext Volumenbetrachtung der Nasennebenhöhlen [1], autoimmunen Ursachen des Hörverlusts [2] [3] sowie dem Thema „Indikation und Details Tracheotomie“, möchte ich Sie auf eine sehr interessante Übersichtsarbeit zur körperlichen Aktivität und deren Effekte auf das Burn-Out-Syndrom aufmerksam machen [4]. Diese Arbeit von Matthias Dreher und Kollegen aus dem Institut für Sportwissenschaften der Universität Mainz beschäftigt sich einerseits mit dem vorhandenen positiven Einfluss körperlicher Aktivität auf die Burn-Out-Symptomatik, jedoch relativiert auch die ausschließliche Reduktion der Therapie auf die heilende Kraft des Sportes. Die Autoren resümieren, dass der wichtigste Ansatz zur Vermeidung der beschriebenen Erschöpfungssymptomatik eine ausgewogene Life-Balance (privates Umfeld, berufliches Umfeld und Hygiene der Grundbedürfnisse) zu sein scheint. Hier werden insbesondere in unserem Beruf oft beobachtete Verhaltensweisen, wie bspw. Übertriebener selbstinduzierter Erfolgsdruck/Ehrgeiz bzw. permanenter Zwang, sich beweisen zu müssen, einhergehend mit Vernachlässigung der eigenen Bedürfnisse, benannt. Die Autoren resümieren mit dem Satz: „I’ve done too much for too many for too long with too little regard for myself” die Grundproblematik potenzieller Burn-Out-Kandidaten. Da es hier keine allgemeingültigen Regeln gibt, lädt der Artikel ein, seine eigenen Positionen zu überprüfen. Als Vertreter der Generation Baby-Boomer sollte ich und viele Ärzte*innen meiner Generation demnach zu der besonders gefährdeten Gruppe potenzieller Burn-Out-Kandidaten gehören, da das Thema Work-Life-Balance aus unserer Sicht oft überstrapaziert wird und die Notwendigkeiten, unseren Beruf kompetent und nachhaltig auszuüben eben mit viel Arbeit und Engagement assoziiert ist. Ich empfehle daher im besonderen Maße die Lektüre dieser Arbeit, nicht zuletzt aus Gründen der Selbstreflektion.

Thomas Schrom und Kollegen legen eine sehr interessante Arbeit zu Spätkomplikationen nach Tracheotomie im ambulanten Pflegebereich vor [5]. In der Arbeit wird der perikutanen Dilatationstracheotomie in dem beobachteten Kollektiv ein relativ schlechtes Zeugnis ausgestellt. Die Komplikationsraten waren signifikant höher als die der konventionellen chirurgisch plastischen Tracheotomie. Bei 80 % des untersuchten Kollektivs mit PDT musste im weiteren Verlauf die Einweisung in eine Klinik zur Tracheostoma-Revision als notwendig beschrieben werden. Die Autoren weisen darauf hin, dass bei Längerfristigkeit der Tracheotomie auf die Anlage eines chirurgischen konventionellen Tracheostomas hingewiesen werden sollte. Tatsächlich hat sich in den letzten Jahren insbesondere auf Intensivstation die perikutane Dilatationstracheotomie durchgesetzt und durchgeführte konventionelle Tracheotomien im interdisziplinären Kontext werden von der Hals-, Nasen- Ohrenheilkunde deutlich weniger angefordert. Der Artikel fordert in bemerkenswerter Weise dazu auf, dass Hals-, Nasen- Ohrenärzte sich wieder vermehrt interdisziplinär um die Tracheostomiestandards bemühen [6] [7] [8]. Dorothea Schrader und Kollegen aus Wuppertal beschreiben einen interessanten Fall bzgl. rezidivierend beidseitiger Paukenergüsse und Trommelfellperforationen [9]. Virginia Ruiz San Jose aus Traunstein beschreibt den interessanten Befund eines Glia-Choristoms im Mittelohr [10]. Die Rechtsanwälte Frau Kim-Victoria Friese und Albrecht Wienke schreiben in der Rubrik Gutachten und Recht zum Facharztstandard und Leitlinien im Arzthaftungsrecht [11]. Jens Heichel und Kollegen aus Halle handeln in der Rubrik Facharztwissen HNO mit Teil I zur Anatomie und Physiologie und Diagnostik die Erkrankung des Tränenapparates ab [12]. Mit den Fragen zur Facharztprüfung sowie einem Auszug aus der Operationslehre von Gerhard Rettinger zur Versorgung des Nasenrückens und der Nasenspitze, findet das Heft einen runden Abschluss. Ich wünsche wie immer herzliches Lesevergnügen.

Ihr
Prof. Dr. Andreas Dietz
Schriftleitung LRO

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Prof. Dr. med. Andreas Dietz


Publication History

Article published online:
05 February 2020

© Georg Thieme Verlag KG
Stuttgart · New York