Phlebologie 2019; 48(06): 343
DOI: 10.1055/a-1020-2210
Literatur weltweit

Patienten mit venösen Thrombembolien sind heterogen: Daten aus dem GARFIELD-VTE-Register

Walter Ageno. et al.
Characteristics and Management of Patients with Venous Thromboembolism: The GARFIELD-VTE Registry.

Thromb Haemost 02/2019;
119 (02) 319-327
 

    Tiefe Venenthrombosen (TVT) und Lungenarterienembolien (LAE) verursachen beträchtliche Morbidität und Mortalität mit mehr als 500 000 Todesfällen in der europäischen Union jedes Jahr. Die Ätiologie ist multifaktoriell. Auch das Management von venösen Thrombembolien, die TVT und LAE umfassen, variiert weltweit.


    #

    Eine Gruppe von Autoren um Ageno aus Varese untersuchte in einer prospektiven Observationsstudie die Charakteristika und das Management von Patienten mit venösen Thrombembolien. In die GARFIELD-VTE-Studie (Global Anticoagulant Registry in the FIELD – Venous Thromboembolism) wurden von Mai 2015 bis Januar 2017 in 417 Kliniken in 28 Ländern 10 685 Patienten mit diagnostizierten venösen Thrombembolien eingeschlossen. Alle Patienten wurden über 3 Jahre nachbeobachtet. In der aktuellen Arbeit beschreiben die Autoren die Grundcharakteristika der Studienpopulation und ihr Management innerhalb der ersten 30 Tage nach Diagnose.

    Ergebnisse:

    Das mediane Alter lag bei 60,2 Jahren, der Anteil der männlichen Patienten lag bei 50,4 %, 61,7 % hatten eine TVT, 38,3 % eine LAE mit oder ohne TVT. 32,3 % waren adipös (Body Mass Index ≥ 30 kg/m 2). Der häufigste Risikofaktor war Operation (12,5 %), Hospitalisierung (12,0 %) und Trauma an den unteren Extremitäten (7,8 %). Zum Zeitpunkt der Diagnosestellung hatten 10,1 % eine aktive Krebserkrankung und 5,7 % waren chronisch immobilisiert. Die Behandlung war eine Antikoagulantientherapie alleine bei 90,9 % der Patienten, 5,1 % erhielten eine thrombolytische und/oder chirurgische/mechanische Therapie ± Antikoagulation und 4,0 % erhielten keine Therapie. Vor der Diagnose erhielten 12,8 % der Patienten eine Antikoagulantientherapie alleine und 0,2 % eine thrombolytische und/oder chirurgische/mechanische Therapie ± Antikoagulation. Nach der Diagnose wurde eine Antikoagulantientherapie alleine bei 17,6 %, verabreicht, sie war gefolgt von einer direkten oralen Antikoagulantientherapie bei 16,4 % oder der Gabe von Vitamin-K-Antagonisten bei 26,8 %. Direkte orale Antikoagulation wurde verschrieben bei 32,3 % der Patienten, während 5,9 % alleine Vitamin-K-Antagonisten erhielten.

    FAZIT

    Die Daten zeigen, so die Autoren, dass es substanzielle Heterogenität bei der Behandlung von Patienten mit venösen Thrombembolien gibt. Diese Heterogenität kann einerseits durch die unterschiedlichen Patienten-Charakteristika erklärt werden, die die Notwendigkeit für eine individualisierte therapeutische Herangehensweise unterstreichen, andererseits durch Unterschiede in den Gesundheitssystemen in den verschiedenen Ländern. Der Effekt der verschiedenen Strategien wird in den weiteren Follow-up-Daten nachvollziehbar werden. Die Autoren sehen die hauptsächlichen Limitationen ihrer Studie in der Erhebung von nichtrandomisierten Daten und dem zu Grunde liegenden Selektionsbias.

    MOR Dr. med. Benedikt Lampl, Regensburg


    #

    Publication History

    Article published online:
    02 December 2019

    © Georg Thieme Verlag KG
    Stuttgart · New York