Einleitung
Brustsarkome stellen eine seltene und aggressive Tumorentität dar, die weniger als
1 % aller malignen Neoplasien der Brust betrifft [Adem C et al. Br J Cancer 2004;
91: 237–241]. Sie treten überwiegend bei Frauen auf, das männliche Geschlecht ist
nur mit 1,5 % betroffen [Matsumoto RAEK et al. Radiol Bras 2018; 51: 401–406]. Die
jährliche Inzidenz beträgt ca. 4,6 Fälle/1000 000 Frauen. Das mittlere Erkrankungsalter
liegt bei ca. 40–50 Jahren. Es zeigt sich eine ausgeglichene Seitenverteilung; ein
bilateraler Brustbefall ist selten. Brustsarkome bilden histologisch eine sehr heterogene
Gruppe unterschiedlicher Tumorsubtypen. Des Weiteren unterscheiden wir primäre von
sekundären Brustsarkomen, wobei bei beiden das Angiosarkom die häufigste Tumorentität
darstellt. Dieses geht entweder als Hämangiosarkom von entdifferenzierten Endothelien
der Blutgefäße oder als Lymphangiosarkom von Endothelien der Lymphgefäße hervor.
Die genaue Pathogenese und Ätiologie der primären Brustsarkome sind bislang unklar.
Prädisponierende Faktoren sind u. a. Genmutationen wie das Li-Fraumeni-Syndrom und
die Neurofibromatose Typ I. Des Weiteren spielen umweltassoziierte Faktoren wie beispielsweise
Arsen-haltige Verbindungen, Herbizide und Immunsuppressiva eine Rolle [Adem C et al.
Br J Cancer 2004; 91: 237–241]. Primäre Brustsarkome präsentieren sich klinisch meist
als schmerzlose, mobile und unilaterale Brustschwellung, die im Gegensatz zu den Karzinomen
nicht an der Haut und Muskelfaszie fixiert sind und durch ein schnelleres Wachstum
und Tumordurchmesser im Median zwischen 5–6 cm auffallen [Yang WT et al. Radiology
2007; 242: 725–734]. Sekundäre Brustsarkome können nach einer Radiatio nach brusterhaltender
Therapie eines Mammakarzinoms oder aber aufgrund eines chronischen Lymphödems nach
radikaler Mastektomie auftreten. Das klinische Erscheinungsbild reicht von bläulich-violetten
bis erythematösen Hautveränderungen bis hin zu knotig-polypoiden Tumoren. Diese Veränderungen
sind im Gegensatz zu den primären Brustsarkomen auf die Kutis und Subkutis begrenzt.
Die hämatogene Metastasierung bei Brustsarkomen mit Beteiligung von Lungen, Knochenmark
und Leber sowie deutlich seltener der Haut, Milz, Thorax, Gehirn und retroperitoneal
steht in deutlichem Gegensatz zu der sonst häufigen lymphatischen Metastasierung von
Mammakarzinomen. Der Lymphknotenstatus spielt somit bei Brustsarkomen eine untergeordnete
Rolle, da lymphatische Tumorabsiedlungen mit ca. 10 % äußert selten auftreten [Matsumoto
RAEK et al. Radiol Bras 2018; 51: 401–406].
Fallbeschreibung
Die radiologischen Charakteristika konzentrieren sich auf Fallserien zwischen 5 und
42 Fällen [Surov A et al. Acta Radiol 2011; 52: 597–601; Wienbeck S et al. Eur J Radiol
2017; 88: 1–7]. Die Abklärungsdiagnostik sollte in gleicher Art und Weise wie bei
allen Brustbefunden erfolgen. Die radiologischen Befunde allein lassen keine eindeutige
Differenzierung in primäre und sekundäre Brustsarkome und ihre Subtypen zu.
Mammografisch finden sich als Befundcharakteristika Herdbefunde und Architekturstörungen,
wobei erstgenannte mit ca. 90 % am häufigsten auftreten. Herdbefunde zeigen hierbei
eine irreguläre oder ovale Form mit unscharfer Randbegrenzung [Wienbeck S et al. Eur
J Radiol 2017; 88: 1–7] ([Abb. 1a, b], [2]). Die Befundcharakteristika spikulierte Ränder und Verkalkungen werden hingegen
nur sehr selten beschrieben ([Abb. 3a]). Das Auftreten von fokalen Asymmetrien begrenzt sich auf Einzelfallberichte [Yang
WT et al. Radiology 2007; 242: 725–734] ([Abb. 4]).
Abb. 1 a 69-jährige Frau mit einem Tastbefund der rechten Brust. Die Mammografie in a mlo- und b cc-Projektion zeigt einen hyperdensen, ovalär konfigurierten und unscharf begrenzten
ca. 6 cm messenden Herdbefund im unteren inneren Quadranten rechts. c In der Computertomografie (CT) des Thorax in axialer Schichtführung nach Kontrastmittelapplikation
weist der Herdbefund eine irreguläre, randständig betonte Kontrastmittelaufnahme auf
(Pfeil). Kein Nachweis von axillären oder pulmonalen Metastasen (nicht abgebildet).
Histologie: Fibrosarkom.
Abb. 2 a 42-jährige Frau mit einem Tastbefund der linken Brust. Die Mammografie in a mlo- und b cc-Projektion zeigt einen hyperdensen, ovalär konfigurierten, unscharf begrenzten
Herdbefund bei ca. 12 Uhr im hinteren Parenchymdrittel der linken Brust. c In der Sonografie findet sich ein ovalär konfigurierter, unscharf begrenzter, heterogener
Herdbefund mit einer Ausdehnung von ca. 3 cm. Histologie: Fibrosarkom.
Abb. 3 a 63-jährige Frau mit einem schmerzlosen Tastbefund der rechten Brust. a In der Mammografie in lm-Projektion zeigen sich gruppiert angeordnete grobschollige
Verkalkungen im hinteren Parenchymdrittel der rechten Brust (Pfeile). Des Weiteren
sind benigne Mikro- und Makroverkalkungen im Sinne von verkalkten Zysten im zentralen
Drüsenkörper abgrenzbar. b Die Magnetresonanztomografie (MRT) in axialer Schichtführung zeigt einen ovalär konfigurierten,
unscharf begrenzten Herdbefund mit hyperintensem Signalverhalten in der short-tau-inversion-recovery
(STIR) -Sequenz (Pfeil). c In der nativen T1-gewichteten Sequenz zeigt dieser ein hypointenses Signalverhalten
(Pfeil). d In der T1-gewichteten Sequenz nach Kontrastmittelapplikation ergibt sich eine intensive,
randständige Kontrastmittelaufnahme mit zentraler Nekrosezone. Histologie: myxoides
Chondrosarkom.
Abb. 4 62-jährige Frau mit einem schmerzlosen Tastbefund der linken Brust. Die Mammografie
in mlo-Projektion beider Brüste zeigt eine Zunahme der Drüsengewebsdichte im oberen
Quadranten der linken Brust als Ausdruck einer fokalen Asymmetrie. Anlagebedingt besteht
eine Anisomastie der linken Brust. Histologie: Angiosarkom.
Sonografisch zeigen sich die Befunde überwiegend hypoechogen, irregulär konfiguriert,
mit unscharfer Begrenzung und dorsaler Schallabschwächung [Wienbeck S et al. Eur J
Radiol 2017; 88: 1–7] ([Abb. 2c]). Hautverdickungen oder auffällige axilläre Lymphknoten fehlen in der Regel beim
primären Brustsarkom. Hingegen wird das sekundäre postradiogene Angiosarkom überwiegend
durch entsprechende Hautveränderungen der Thoraxwand diagnostiziert.
In der Magnetresonanztomografie (MRT) zeigen sich die Befunde heterogen hypointens
in der T1-gewichteten Sequenz, hyperintens in der T2-gewichteten Sequenz und weisen
nach Kontrastmittelapplikation überwiegend eine Typ-2-Kinetik auf [Wienbeck S et al.
Eur J Radiol 2017; 88: 1–7] ([Abb. 3b–d], [5], [6]).
Abb. 5 a 58-jährige Frau mit einem Tastbefund der linken Brust. a Die Magnetresonanztomografie (MRT) in axialer Schichtführung zeigt einen ovalär konfigurierten,
unscharf begrenzten Herdbefund mit intensiver, randständig betonter Kontrastmittelaufnahme
und Nekrosezone in der T1-gewichteten Sequenz nach Kontrastmittelapplikation. b Die kinetische Analyse zeigt einen raschen Signalanstieg > 100 % und eine anschließende
Plateauphase nach Kontrastmittelapplikation (Kurventyp 2). Histologie: Leiomyosarkom,
G2.
Abb. 6 a Magnetresonanztomografie (MRT) in axialer Schichtführung der linken Brust bei einer
58-jährigen Frau. a Die short-tau-inversion-recovery (STIR) -Sequenz zeigt einen runden, unscharf begrenzten
Herdbefund mit hyperintensem Signalverhalten. b In der nativen T1-gewichteten Sequenz findet sich ein hypointenses Signalverhalten.
c Dieser zeigt eine homogene Kontrastmittelaufnahme in der T1-gewichteten Sequenz nach
Kontrastmittelapplikation und d in der 2. Subtraktionsphase. Histologie: Angiosarkom.
Die Bildgebung mittels Computertomografie (CT) wird häufig im Rahmen des Stagings
angewendet. Die Befunde weisen eine irreguläre Randbegrenzung und randständig betonte
Kontrastmittelaufnahme auf ([Abb. 1c]).
Als mögliche Differenzialdiagnosen müssen große juvenile Fibroadenome und ein Phylloidestumor
in Betracht gezogen werden, die im Vergleich zu den primären Brustsarkomen eine ähnliche
klinische Symptomatik und vergleichbare Befundcharakteristika in der Mammografie und
Sonografie zeigen ([Abb. 7]). Des Weiteren sind primäre Brustsarkome von einem triple-negativen Brustkarzinom
und metaplastischen Karzinom zu differenzieren, wobei letztgenannte Tumorentität häufiger
mit einem Befall der axillären Lymphknoten einhergeht [Matsumoto RAEK et al. Radiol
Bras 2018; 51: 401–406].
Abb. 7 a 64-jährige Frau mit einem Tastbefund der rechten Brust. a Die Mammografie in mlo-Projektion und b cc-Projektion zeigen einen hyperdensen, ovalär konfigurierten und unscharf begrenzten
Herdbefund bei 12 Uhr rechts (Pfeil). Ebenfalls findet sich abgrenzbarer disseminiert
verteilter benigner Mikrokalk. c Die Sonografie ergibt einen ovalär konfigurierten, unscharf begrenzten, heterogenen
Herdbefund mit einer Ausdehnung von ca. 3 cm. d Der Herdbefund zeigt in der Magnetresonanztomografie (MRT) in axialer Schichtführung
ein hyperintenses Signalverhalten in der short-tau-inversion-recovery (STIR) -Sequenz.
e Dieser stellt sich hypointens in der nativen T1-gewichteten Sequenz dar. f In der T1-gewichteten Sequenz nach Kontrastmittelapplikation findet sich eine intensive,
homogene Kontrastmittelaufnahme. Histologie: Phylloidestumor.
Therapeutisch und prognostisch stellt bei Brustsarkomen die chirurgische R0-Resektion
die Behandlung der Wahl dar. Als lokale Therapiemaßnahme ist eine radikale Mastektomie
mit negativen Tumorrändern anzustreben. Eine Resektion der axillären Lymphknoten wird
nicht routinemäßig empfohlen, es sei denn, eine Lymphknotenmetastasierung wurde bestätigt.
Zur Anwendung einer Chemo- und Radiotherapie bei Sarkomen der Brust besteht kein eindeutiger
Konsens und wird derzeit bei hochgradigen oder großen Tumoren empfohlen.
Diskussion
Brustsarkome weisen keine eindeutigen pathognomonischen radiologischen Veränderungen
auf, sodass eine sichere Differenzierung in primäre und sekundäre Brustsarkome sowie
ihre einzelnen Tumorsubtypen bildgebend nicht sicher möglich ist. Bei ihrem Auftreten
muss neben benignen Befunden ebenfalls an ein invasives Mammakarzinom gedacht werden.
Die Befunde präsentieren sich mammografisch überwiegend als nichtkalzifizierte, irregulär
oder oval konfigurierte Herdbefunde und deutlich seltener als Architekturstörungen.
In der Sonografie sind die meisten Befunde hypoechogen, irregulär konfiguriert und
zeigen eine unscharfe Begrenzung mit dorsaler Schallabschwächung. Die Kontrastmittelkinetik
in der MRT nach i. v. KM-Gabe ergibt überwiegend einen Kurventyp 2. Eine anamnestische
und klinische Korrelation ist daher bei einer schnellen Wachstumstendenz und einem
einseitigen Befallsmuster zusammen mit den entsprechenden radiologischen Befunden
zwingend erforderlich. Die Kenntnis der radiologischen Befunde ersetzt jedoch nicht
die zügige minimalinvasive Abklärungsdiagnostik mittels Biopsie. Das Risiko einer
Zellverschleppung durch den Stichkanal ist prinzipiell gegeben. Therapeutisch spielt
die chirurgische R0-Resektion mit entsprechend großem Sicherheitsabstand, überwiegend
mittels Mastektomie, die prognostisch wichtigste Rolle.
Schlussfolgerung
Die möglichen radiologischen Veränderungen sollten zusammen mit der entsprechenden
Klinik und Anamnese an ein Brustsarkom denken lassen. Diese ersetzen jedoch nicht
die zügig einzuleitenden weiteren Abklärungsmaßnahmen mittels minimalinvasiver Biopsie.
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Brustsarkome weisen keine einheitlichen Befunde in der radiologischen Bildgebung auf.
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Brustsarkome können gutartige Befunde nachahmen.
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Ein zügiges minimalinvasives Vorgehen mittels Biopsie ist erforderlich.