Dialyse aktuell 2019; 23(S 01): S1
DOI: 10.1055/a-0986-7381
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© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Anämiemanagement bei chronischer Niereninsuffizienz

Vincent Brandenburg
1   Würselen
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Publication Date:
13 December 2019 (online)

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Der Patient mit chronischer Niereninsuffizienz (CKD: Chronic Kidney Disease) ist von komplexen Alterationen in verschiedenen Organsystemen und endokrinen Regelkreisen betroffen. Bei therapeutischen Interventionen gegen das eine Problem muss man oftmals indirekte Auswirkungen in einem anderen System bedenken. Die renale Anämie ist ein prototypisches Beispiel für eine früh im Verlauf der CKD einsetzende und später hochprävalente Erkrankung, die wie so oft eine vielschichtige pathophysiologische Ätiologie hat. Die 3 wichtigsten Gründe für das Entstehen einer renalen Anämie dürften ein Eisenmangel (relativ und absolut), ein Defizit an Erythropoetin und ein vermehrter Blutverlust sein. Zusätzliche Faktoren wie eine chronische Inflammation, ein weiterer Substratmangel (z. B. Vitamin B12 oder Folsäure) oder der Hyperparathyreoidimus kommen noch hinzu. Die Nephrologie hat mithilfe z. T. hervorragender Interventionsstudien gelernt, wie man sich der renalen Anämie evidenzbasiert therapeutisch nähern kann, ohne dabei zu vergessen, welchen zusätzlichen Wert in Studien ungeprüfte Therapieerfahrung haben kann.

PD Dr. Thilo Krüger, Geilenkirchen, zeigt uns auf, welche Zielwerte im Hämoglobin eine moderne Therapie mit Erythropoese stimulierenden Agenzien (ESA) anstreben sollte, um eine überschießende Therapie inkl. Nebenwirkungen zu vermeiden. Anschließend gibt er einen Ausblick, welche Substanzklassen in der Entwicklung stehen, die zukünftig die Epo-Therapie ersetzen oder ergänzen könnten (Stimulatoren des Hypoxie induzierbaren Faktors).

PD Dr. Ulf Janssen, Mönchengladbach, fasst in seinem Beitrag die Rolle der Eisentherapie bei renaler Anämie zusammen und betont dabei die Wichtigkeit einer solchen („iron first“). Wir haben die Auswahl zwischen einer oralen und intravenösen Therapie. Überkommene Vorbehalte gegen intravenöses Eisen aus Zeiten hoher Raten von Anaphylaxie oder anaphylaktoiden Reaktionen sind heute nicht mehr gerechtfertigt. Der Autor zeigt uns Vor- und Nachteile von verfügbaren Eisenpräparaten und beschreibt, wie Eisenstoffwechselparameter als Therapiesteuerung einzusetzen sind.

Ich darf Ihnen im dritten Schwerpunktartikel Daten aus der Schnittstelle Kardiologie/Nephrologie zusammenfassen. Sie finden dort einerseits Möglichkeiten einer modernen oralen Antikoagulation bei Patienten mit CKD und VHF und andererseits einer Thrombozyten-Aggregations-Hemmung bei CKD und KHK. Hier haben zeitgemäße Therapieregime das Potenzial, Blutungskomplikationen so weit zu reduzieren, dass hiermit ein indirekter, sehr wichtiger Beitrag zur Anämietherapie gegeben wird.

Die Therapie der renalen Anämie ist breit aufgestellt und hat mehrere wichtige Eckpfeiler. Die vorliegende Aufsatzreihe soll den Leser unterstützen, sowohl eine sichere Standardtherapie wie auch eine Individualtherapie für anämische Problemfälle durchzuführen.