ergopraxis 2020; 13(01): 6-7
DOI: 10.1055/a-0975-0756
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Publication Date:
03 January 2020 (online)

 

Impfpflicht beschlossen – Masernschutzgesetz

Der Bundestag hat das Masernschutzgesetz verabschiedet, das am 1. März 2020 in Kraft tritt. Es sieht vor, dass alle Kinder ab dem vollendeten ersten Lebensjahr beim Kindergarten- oder Schuleintritt gegen Masern geimpft sein müssen. Dies gilt unter anderem auch für Personen, die in medizinischen Einrichtungen tätig sind. Der Nachweis über die Impfung ist durch den Impfausweis oder durch ein ärztliches Attest zu erbringen, wenn man schon an den Masern erkrankt war. Geht ein Kind bereits in den Kindergarten oder die Schule, muss der Impfnachweis bis zum 31. Juli 2021 vorliegen. Dasselbe gilt für das medizinische Personal in Gesundheitseinrichtungen. Weitere Informationen zum Gesetz: www.bundesgesundheitsministerium.de > „Gesetze und Verordnungen“ > „Gesetz für den Schutz vor Masern und zur Stärkung der Impfprävention (Masernschutzgesetz)“

mru


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Aufbruchstimmung – Erste Mitgliederversammlung der Deutschen Gesellschaft für Ergotherapiewissenschaft

Ein Jahr nach Gründung der Deutschen Gesellschaft für Ergotherapiewissenschaft (DGEW) fand am 4. November 2019 die lang erwartete erste Mitgliederversammlung an der Hochschule für Gesundheit in Bochum statt. Den Tag eröffnete Sebastian Voigt-Radloff als Vorsitzender mit einem Einblick in seine vielfältigen Erfahrungen mit Forschungsprojekten. Er ermunterte die Anwesenden, interdisziplinäre Netzwerke aufzubauen und dort entstandene Kontakte zu nutzen, um beispielsweise gemeinsam Forschungsanträge zu stellen. Ebenso sei es notwendig, Ausschreibungen für Forschungsvorhaben auf eine ergotherapeutische Relevanz hin zu analysieren, um unsere Profession darin proaktiv und selbstbewusst zu verorten.

Im Anschluss entstand ein reger Austausch unter den gut 30 Teilnehmenden zu den Zielen und Arbeitsschwerpunkten der DGEW. Während die Vorstandsarbeit des ersten Jahres neben organisatorischen Belangen vor allem auf der Bekanntmachung der neuen Fachgesellschaft innerhalb und außerhalb unserer Profession lag, äußerten die anwesenden Kolleginnen aus der Lehre und Forschung ebenso wie aus der Praxis den Wunsch nach Vernetzung untereinander. In drei vor Ort gegründeten Arbeitsgruppen gab es die Möglichkeit, direkt damit zu beginnen. Diskutiert wurde zum Beispiel, wie praxisbasierte Forschungsnetzwerke entstehen und der notwendige wissenschaftliche Nachwuchs gefördert werden kann.

Bei der ersten Mitgliederversammlung der DGEW herrschte Aufbruchstimmung – zur Umsetzung der Ideen sind mehr Mitglieder und aktive Mitstreiterinnen und Mitstreiter willkommen! Mehr Informationen zu den Zielen, den Tätigkeiten und zur Mitgliedschaft gibt es unter www.dgew.info.

Tabea Böttger


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Wie schätzen Sie Ihren Einfluss auf die Berufspolitik ein? – Studie zur Selbstwirksamkeit von Therapeuten

Sich mit aktuellen berufspolitischen Fragen auseinandersetzen – das ist unter anderem die Aufgabe des Masterstudiengangs Therapiewissenschaften der Hochschule Fresenius in Idstein. Mit der Unterstützung ihrer Studiendekanin Prof. Dr. Sabine Hammer fragen sich die Studierenden jedes Jahr, welche Themen die Heilmittelerbringer Deutschlands derzeit vor allem beschäftigen. Daraus entwickeln sie ein gemeinsames Forschungsprojekt und stellen es in einem Symposium vor. Dieses Jahr drehte sich ihre Studie um die Selbstwirksamkeit der Therapeuten und trug den Titel „Therapie wirkt – aber was bewirken Therapeuten für sich selbst?“. Das Motto des Symposiums, bei dem die Studierenden ihre Ergebnisse am 28. September 2019 an ihrer Hochschule präsentierten, lautete „#wirksamsein“.

Mittels Onlineumfrage und qualitativen Interviews befragten die Studierenden 939 Heilmittelerbringer zum Beispiel dazu, wie sie ihre Einflussmöglichkeiten auf die Berufspolitik und ihre Arbeitssituation bewerten. So kamen sie etwa zu dem Schluss, dass zwar 60 Prozent der Befragten sehr an berufspolitischen Themen interessiert sind – fast genauso viele denken aber auch, dass sie keinen Einfluss darauf nehmen könnten. Außerdem gab etwa die Hälfte an, nicht ausreichend informiert zu sein.

ergopraxis hat bei Prof. Dr. Sabine Hammer nachgefragt, wie sie die Ergebnisse der diesjährigen Studie einordnet.

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Prof. Dr. Sabine Hammer ist Professorin für Sozialforschung an der Hochschule Fresenius. Als Studiendekanin für den Masterstudiengang „Therapiewissenschaften“ beschäftigt sie sich seit vielen Jahren gemeinsam mit Studierenden mit der Entwicklung der beruflichen Perspektiven in Ergo-, Physiotherapie und Logopädie.
Abb.: Foto Sommer [rerif]

Frau Prof. Dr. Hammer, gab es unter den Ergebnissen etwas, das Sie besonders überrascht hat?

Grundsätzlich haben wir mit einigen Antworten schon gerechnet. Zum Beispiel, dass viele Therapeuten wenig bis gar nicht politisch aktiv sind. Was aber sehr spannend für uns war, ist die Tatsache, dass manche die Frage nicht beantworten konnten, ob sich ihr Gehalt seit den Preiserhöhungen im letzten Jahr verändert hat. Ich habe auch den Eindruck, dass einige gar keine Idee haben, wie hoch bzw. niedrig ihr Gehalt im Vergleich zu anderen Berufsgruppen ist. Viele scheinen zufrieden mit dem wenigen Geld, das sie erhalten.

Viele fühlen sich berufspolitisch nicht ausreichend informiert.

Woran liegt es, dass so viele Therapeuten den Eindruck haben, keinen Einfluss auf Berufspolitik ausüben zu können?

Ein hoher Prozentsatz der Befragten gab an, dass es vor allem am Zeitmangel liegt, dass sie nicht ausreichend informiert sind. Das kann ich in Zeiten von Fachkräftemangel und Wartelisten für Klienten nachvollziehen. Manche führten an, dass sie sich nicht auch noch in ihrer Freizeit mit Themen aus ihrer Berufswelt beschäftigen möchten. Meiner Meinung nach zählen Therapeuten aber auch zu denjenigen, die schwierige Arbeitssituationen wie Überstunden oder schlechte Bezahlung auf sich nehmen, solange es ihren Klienten gut geht.

Was raten Sie Therapeuten, die mehr Informationen zu berufspolitischen Themen möchten?

Eine erste Anlaufstelle können natürlich Berufsverbände sein. Die geben ihr Wissen aber oft nur an ihre Mitglieder weiter – was auch verständlich ist. Auch Fachzeitschriften bieten eine gute Informationsquelle. Abseits davon gibt es Hochschulen, die sich auf objektive Weise mit der Thematik auseinandersetzen und wie wir auf Veranstaltungen davon berichten. Was man dort erfährt, ist im Gegensatz zum Halbwissen, das auf Social-Media-Plattformen oder in Foren häufig kursiert, gesichert und erforscht. Man sollte sich immer fragen: „Woher kommt die Information und zu welchem Ziel wurde sie gegeben?“ Außerdem ist es ratsam, mehrere Quellen zu einem Thema zu nutzen, um sich eine eigene Meinung zu bilden. Es lohnt sich, sich für Berufspolitik zu interessieren – schließlich betrifft sie jeden von uns!Das Gespräch führte Julia Mischner.


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Prof. Dr. Sabine Hammer ist Professorin für Sozialforschung an der Hochschule Fresenius. Als Studiendekanin für den Masterstudiengang „Therapiewissenschaften“ beschäftigt sie sich seit vielen Jahren gemeinsam mit Studierenden mit der Entwicklung der beruflichen Perspektiven in Ergo-, Physiotherapie und Logopädie.
Abb.: Foto Sommer [rerif]