Zusammenfassung
Der klassische Tanz (Ballett) wird in seinem Anspruch an Physis und Psyche oft mit
dem Hochleistungssport verglichen. Im vergangenen Jahrhundert sind die physischen
Anforderungen so gestiegen, dass eine künstlerische Eignung allein für einen Ausbildungsbeginn
nicht mehr ausreichend ist. Falls eine Berufsausbildung begonnen wird, obwohl die
erforderlichen muskuloskelettalen Kriterien nicht vollständig erfüllt sind, steigt
das Risiko für Verletzungen, Überlastungsschäden und einen damit verbundenen Ausbildungsabbruch.
Dennoch sind medizinische Eingangsuntersuchungen und ausbildungsbegleitende Kontrollen
nur fakultativ und daher nicht in allen professionellen Ausbildungseinrichtungen für
den professionellen Bühnentanz vorhanden. Die Rolle des Arztes bei der Aufnahmeprüfung
hat für die Einrichtung lediglich beratenden Charakter. Im Rahmen der muskuloskelettalen
Eignung kann zwischen absoluten (= nicht veränderbaren Kriterien, z. B. fixierte Rückenversteifung,
zu geringes en dehors, rigider Hohlfuß) und relativen (= Einzelfallentscheidung und
Kontrolluntersuchung, z. B. Hyperflexibilität, Skoliose, Hüftstreckdefizit) Kontraindikationen
unterschieden werden. Gleichzeitig können Kriterien definiert werden, die eine Eignung
befürworten. Eine standardisierte, verpflichtende medizinische Tauglichkeitsuntersuchung
für die Ausbildung zum professionellen klassischen Bühnentanz soll dazu beitragen,
Jugendliche vor akuten Verletzungen und Folgen chronischer Fehl- oder Überbelastung
zu schützen.
Abstract
Classical dance (ballet) is often compared to high-performance sport in terms of its
demands on the body and psyche. During the last century, the physical requirements
have increased to such an extent that artistic aptitude alone is no longer sufficient
to start a professional training. If a professional training is started although the
necessary musculoskeletal criteria are not fully met, the risk of injury, overload
damage and associated drop-out of training increases. However, initial medical examinations
and checkups accompanying the professional training are only optional and therefore
not available in all professional training institutions. The role of a medical doctor
in the qualifying examination is merely advisory for the institution. Regarding musculoskeletal
eligibility, a distinction can be made between absolute (= not modifiable: e. g. fixed
back stiffening, limited en dehors capability, rigid hollow foot) and relative (= up
to individual decision: e. g. hyperflexibility, scoliosis, hip extension deficit)
contraindications. At the same time, criteria can be defined that support aptitude.
A standardised, mandatory medical fitness examination for the training of professional
dance could help to protect adolescents from acute injuries and the consequences of
chronic misuse or overload.
Schlüsselwörter
Ballett - Tauglichkeit - Untersuchung - Ausschlusskriterien
Key words
ballet - prerequisites - examination - exclusion criteria