Z Orthop Unfall 2020; 158(05): 462-465
DOI: 10.1055/a-0972-1956
Original Article/Originalarbeit

Das Phänomen des scheinbar (ver)doppelten Hüftkopfes bei der Säuglingssonografie nach Graf-Beschreibung, Inzidenz und klinische Relevanz

Article in several languages: English | deutsch
Charlotte Struwe
Clinic and Polyclinic for Orthopedics and Trauma Surgery, University Hospital Bonn
,
Rahel Bornemann*
Clinic and Polyclinic for Orthopedics and Trauma Surgery, University Hospital Bonn
,
Sebastian Gottfried Walter
Clinic and Polyclinic for Orthopedics and Trauma Surgery, University Hospital Bonn
,
Sebastian Koob
Clinic and Polyclinic for Orthopedics and Trauma Surgery, University Hospital Bonn
,
Richard Placzek**
Clinic and Polyclinic for Orthopedics and Trauma Surgery, University Hospital Bonn
› Author Affiliations

Zusammenfassung

Einleitung Das sonografische Hüftscreening nach Graf zeigt in seltenen Fällen das Phänomen des scheinbar (ver)doppelten Hüftkopfes. Das Ziel dieser retrospektiven Studie ist es, eine Definition zu finden, die Inzidenz des Auftretens darzulegen und die klinischen mit den sonografischen Untersuchungsbefunden zu vergleichen.

Material und Methoden Das Phänomen des scheinbar (ver)doppelten Hüftkopfes wird verursacht durch das Überlappen des Trochanter major mit dem Femurkopf bei Coxa vara und verminderter Antetorsion. Im Rahmen des leitliniengerechten Neugeborenenscreenings wurden 2017 – 2018 2800 Säuglinge untersucht, dabei kam es in 13 Fällen zu dem oben beschriebenen sonografischen Befund.

Ergebnisse Von den 2800 untersuchten Neugeborenen zeigte sich bei 13 Kindern das Phänomen des scheinbar (ver)doppelten Hüftkopfes im Ultraschall. Dies entspricht einer Inzidenz von 0,46%. Klinisch zeigten sich bei diesen Patienten eine abnormal vermehrte Außenrotation und verminderte Innenrotation der Hüften in 90° Hüftbeugung. 11 der 13 Kinder zeigten sich in der weiterführenden pädiatrischen und orthopädischen Untersuchung als unauffällig. Bei 2 Kindern wurde eine Achondroplasie diagnostiziert. Es befand sich ein Zwillingskind unter den 13 Kindern.

Schlussfolgerung Das Phänomen des scheinbar (ver)doppelten Hüftkopfes kann in der Routineuntersuchung beim Hüftscreening nach Graf festgestellt werden. Dies kann ein Hinweis auf eine Coxa vara sein. Eine weitere Abklärung ist empfohlen, um eine Grunderkrankung auszuschließen.

* Member of DEGUM (Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin e.V.)
Mitglied der DEGUM (Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin e.V.)


** Richard Placzek is member of ICODE (International Interdisciplinary Consensus Committee on DDH Evaluation, International Committee of DDH Experts) and of DEGUM (Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin e.V.)
Richard Placzek ist Mitglied des ICODE (International Interdisciplinary Consensus Committee on DDH Evaluation, International Committee of DDH Experts) sowie der DEGUM (Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin e.V.)




Publication History

Article published online:
21 October 2019

© 2020. Thieme. All rights reserved.

Georg Thieme Verlag KG
Stuttgart · New York

 
  • References/Literatur

  • 1 Altenhofen L. Leitlinie für das hüftsonographische Screening im Rahmen des Programms Krankheitsfrüherkennung im Kindesalter, Leitlinie Konsensusstatement. Dtsch Ärztebl 1996; 93: 57-60
  • 2 Graf R. Hip Sonography: Diagnosis and Management of Infant Hip Dysplasia. Berlin Heidelberg: Springer Science & Business Media; 2006
  • 3 Chlapoutakis K, Kolovos S, Casini C. Ultrasonography in developmental dysplasia of the hip: a review of current clinical strategies and recommendations for revision of practice. Hell J Radiol 2017; 2: 36-46
  • 4 Placzek R, Funk JF, Druschel C. [Congenital hip dysplasia in newborns: clinical and ultrasound examination, arthrography and closed reduction]. Oper Orthop Traumatol 2013; 25: 417-429
  • 5 De Pellegrin MP, Mackenzie WG, Harcke HT. Ultrasonographic evaluation of hip morphology in osteochondrodysplasias. J Pediatr Orthop 2000; 20: 588-593