Dialyse aktuell 2019; 23(06): 235
DOI: 10.1055/a-0902-6656
Editorial
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Ausgetretene Pfade verlassen

Christian Schäfer
1   Stuttgart
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Publication Date:
23 July 2019 (online)

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Es wird greifbarer: Die „Konzertierte Aktion Pflege“ (KAP) lieferte ca. ein Jahr nach ihrer Ausrufung die ersten Ergebnisse. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU), Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend Dr. Franziska Giffey (SPD) und Bundesminister für Arbeit und Soziales Hubertus Heil (SPD) stellten im Juni die Maßnahmen vor, mit welchen sie dem Fachkräftemangel in der Pflege zeitnah begegnen möchten. Sie lassen sich auf 5 Leitgedanken herunterbrechen: mehr Personal, mehr Geld, mehr Ausbildung, mehr Verantwortung und mehr Digitales. Hierbei ist im Detail u. a. Folgendes zu nennen:

  • die Erarbeitung von Personalbemessungsverfahren für verbindliche Personalschlüssel

  • die Integration von ausländischen Fachkräften

  • eine bessere und einheitlichere Entlohnung

  • Informations- und Öffentlichkeitskampagnen zu den neuen Pflegeausbildungen

  • die Erweiterung des Verantwortungsbereichs der Pflege, z.B. durch die Möglichkeit zur Verordnung von (Pflege-)Hilfsmitteln

  • die komplette Umstellung der Pflege auf elektronische Datenverarbeitung und der Anschluss an das TI-Datennetz (TI: Telematikinfrastruktur)

  • die Weiterentwicklung der Möglichkeiten zur Telepflege

Spahn äußerte sich hierzu folgendermaßen: „Pflege muss wieder attraktiver werden. Das geht nur mit mehr Personal. Denn das entlastet nicht nur die einzelne Pflegekraft, sondern lässt auch mehr Zeit für die Betreuung der Pflegebedürftigen. Die Beschlüsse der Konzertierten Aktion sind ein Auftrag an alle Beteiligten. Und sie sind ein Versprechen an alle Pflegekräfte: Wir werden weiter dafür kämpfen, dass die Situation in der Pflege besser wird.“

So sollen nun also die ausgetretenen Pfade in der Pflege verlassen werden, die bisher von Unterfinanzierung und -besetzung geprägt waren. Dies ist tatsächlich überfällig – aber besser spät als nie. Sicher, einige Punkte müssen noch ausgefeilt und mit Leben gefüllt werden. Aber die grundsätzliche Richtung stimmt zumindest und es ist ein wichtiges Signal, dass die Bundesregierung dieses Thema endlich konkret angeht.

Neue Wege zu beschreiten ist auch in der Forschung wichtig, u. a. um neue therapeutische Ansätze in der Medizin zu finden. In der Nephrologie sind hierbei die Regeneration von Nieren und die Herstellung von künstlichen Nieren (die Nierenorganogenese) spannende Felder, in denen mehr und mehr Grundlagen für mögliche künftige Behandlungen geschaffen werden. Wer weiß, vielleicht ist es in ein paar Jahrzehnten möglich, geschädigte Nieren komplett zu reparieren und/oder eine neue Niere zu generieren, sodass die Dialysebehandlung und Transplantation von Fremdnieren nicht mehr zwingend notwendig sind, um terminal Nierenkranke zu therapieren!? Damit Sie sich hierzu informieren können, haben wir den Schwerpunkt dieser Ausgabe der „Dialyse aktuell“ auf dieses innovative Thema gelegt. Ich wünsche Ihnen eine angenehme Lektüre der entsprechenden Beiträge und der weiteren Artikel im vorliegenden Heft.