Aktuelle Rheumatologie 2019; 44(03): 158-160
DOI: 10.1055/a-0866-4445
Kunst und Rheuma
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Michelangelo – Fallstricke von Diagnosen aus Bildern

Henning Zeidler
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Publication Date:
19 June 2019 (online)

„Je vollkommener, desto mehr Schmerzen.“

Der italienische Maler, Bildhauer, Baumeister und Dichter Michelangelo Buonarroti (1475–1564), vollständiger Name Michelangelo di Lodovico Buonarroti Simoni, oft nur Michelangelo genannt, war einer der bedeutendsten Künstler der italienischen Hochrenaissance. Seine grandiosen Werke aus Stein (z. B. die Skulptur des David in Florenz) und Farbe (z. B. die Fresken in der Sixtinischen Kapelle in Rom) sind weltweit bekannt. Michelangelos Werke zeichnen sich durch ein hervorragendes Wissen der menschlichen Anatomie aus, das durch das in der Renaissance eingeführte Studium von Ärzten und Künstlern in Sektionen erworben wurde und im Werk der Sixtinischen Kapelle an vielen Stellen zum Ausdruck kommt [1] [2]. Michelangelo widmete sich vollständig seiner Kunst und zog sich aus sozialen Interaktionen zurück. Seine Schüler und ersten Biografen, Vasari und Condivi, beschrieben ihn als Workaholic, der sehr wenig Schlaf oder Essen brauchte [3]. Seine Mahlzeiten waren oft ein wenig Brot und Wein, ohne seine Arbeit zu unterbrechen. Er hat nie geheiratet, hatte auch keine Kinder und kommentierte dazu „Das Werk, das ich hinterlasse, werden meine Söhne sein“ [3]. Aufgrund seiner obsessiven Arbeitsgewohnheiten, des ungewöhnlichen Lebensstils, eingeschränkter Interessen, sowie schlechter sozialer und kommunikativer Fähigkeiten wird aus psychiatrischer Sicht angenommen, dass bei Michelangelo Kriterien für eine Asperger-Störung oder einen bestens funktionierenden Autismus erfüllt sind [4]. Nach einem langen Leben, gekennzeichnet durch außergewöhnliche Kreativität und Schaffenskraft, stirbt er hochbetagt im Alter von 89 Jahren, von vielen verehrt und doch einsam.

In der medizinischen Literatur finden sich Publikationen über Diagnosen einer Gicht und Arthrose der Fingergelenke, deren Validität hier diskutiert wird.

 
  • Literatur

  • 1 Santos IP, Rosa JPC, Ellwanger JH. et al Michelangeloʼs art on the Sistine Chapel ceiling: Sacred representation or anatomy lessons?. J Morphol Sci 2013; 30: 43-48
  • 2 Di Bella S, Taglietti F, Iacobuzio A. et al. The “delivery” of Adam: A medical interpretation of Michelangelo. Mayo Clin Proc 2015; 90: 505-508
  • 3 Pinals RS, Schlesinger N. Did Michelangelo Have Gout?. J Clin Rheumatol 2015; 21: 364-367
  • 4 Arshad M, Fitzgerald M. Did Michelangelo (1475–1564) have high-functioning autism?. J Med Biogr 2004; 12: 115-120
  • 5 Eknoyan G. Michelangelo: Art, anatomy, and the kidney. Kidney Int 2000; 57: 1190-1201
  • 6 Grimm H. Das Leben Michelangelos – Kapitel 92. Gutenberg Projekt. Spiegel onlineIm Internet:
  • 7 Espinel CH. Michelangeloʼs gout in a fresco by Raphael. Lancet 1999; 354: 2149-2151
  • 8 Kuehn W. Michelangeloʼs gouty knee. Lancet 2000; 355: 1104
  • 9 Lazzeri D, Castello MF, Matucci-Cerinic M. et al. Osteoarthritis in the hands of Michelangelo Buonarroti. J R Soc Med 2016; 109: 180-183
  • 10 Lazzeri D. The handedness of Michelangelo Buonarroti. Clin Anat 2018; 31: 645-647