Aktuelle Kardiologie 2019; 8(02): 125-134
DOI: 10.1055/a-0864-1909
Übersichtsarbeit
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Indikation zur Therapie der Trikuspidalklappe bei rechts- und/oder linksventrikulären Erkrankungen

Indication for Tricuspid Valve Therapy in Right And/or Left Ventricular Disease
Tobias Friedrich Ruf
Zentrum für Kardiologie I, Interventionelle Klappentherapie, Universitätsmedizin Mainz
,
Kai Helge Schmidt
Zentrum für Kardiologie I, Interventionelle Klappentherapie, Universitätsmedizin Mainz
,
Felix Kreidel
Zentrum für Kardiologie I, Interventionelle Klappentherapie, Universitätsmedizin Mainz
,
Thomas Münzel
Zentrum für Kardiologie I, Interventionelle Klappentherapie, Universitätsmedizin Mainz
,
Ralph Stephan von Bardeleben
Zentrum für Kardiologie I, Interventionelle Klappentherapie, Universitätsmedizin Mainz
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Publication Date:
03 May 2019 (online)

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Zusammenfassung

Während die Trikuspidalklappenstenose eine Rarität darstellt, ist die Trikuspidalklappeninsuffizienz (TI) eine häufige Herzklappenerkrankung und trägt signifikant zur Morbidität und Mortalität der Bevölkerung bei. Die sekundäre TI ist die häufigste Form und steht in einem komplexen Zusammenspiel zwischen Links- und Rechtsherzfunktion, den pulmonalen Druckverhältnissen, dem Volumenstatus und der Größe des rechten Vorhofs. Der Goldstandard zur Diagnose der TI ist die Echokardiografie. Der Rechtsherzkatheteruntersuchung kommt wegen der verlässlichen Bestimmung der prä- und postkapillären pulmonalen Druckverhältnisse und ihrer ätiologischen Klärung eine wichtige Bedeutung zu. Die aktuellen Leitlinien liefern Empfehlungen für die chirurgische Therapie der Trikuspidalklappe auf dem Boden von Expertenmeinungen. Insbesondere die Operation der sekundären TI wird nur dann empfohlen, wenn gleichzeitig eine linkskardiale Operationsindikation besteht. Die Ergebnisse der chirurgischen Therapie der isolierten TI in Bezug auf intrahospitale Mortalität und Dauerhaftigkeit des Operationsergebnisses sind problematisch. Interventionelle Ansätze auf Transkatheterbasis – aktuell noch in der frühen klinischen Erprobung und mit der ersten CE-Zulassung 2018 des Edwards Cardiobandes zeigen erste vielversprechende Ergebnisse und eröffnen die Perspektive, Morbidität und Mortalität dieses komplex erkrankten Patientenkollektivs positiv zu beeinflussen.

Abstract

While tricuspid stenosis is rare, tricuspid regurgitation (TR) is common and adds significantly to morbidity and mortality. Resulting from an exceptional interdependency of left and right heart disease, altered pulmonary pressure and volume load as well as right atrial enlargement, secondary TR constitutes the main part of tricuspid valve disease. While echocardiography sets the standard in diagnostics, right heart catheterization plays a particular important role due to the precise measurement capabilities of elevated pulmonary pressure and its etiology. Based on expert opinion, current guidelines are recommending surgery for primary TR, while in secondary TR, surgery is only indicated if left sided diseases are addressed at the same time. Looking at intra-hospital mortality and long-term outcomes, isolated surgical therapy of TR is discouraging. Transcatheter-based approaches are tested in feasibility and first-in-human trials as well as with the first CE mark device 2018 the Edwards Cardioband, showing early promising results with the potential to positively influence morbidity and mortality.

Was ist wichtig?
  • Die sekundäre Trikuspidalklappeninsuffizienz ist die häufigste Form der Trikuspidalklappenerkrankungen und trägt signifikant zur Morbidität und Mortalität der Bevölkerung bei.

  • Die Ätiologie der sekundären TI ist komplex: Sie stellt das Endergebnis des ineinandergreifenden Zusammenspiels von gestörter Links- und Rechtsherzfunktion, systemischen und pulmonalen Druckverhältnissen und Widerständen sowie dem alterierten Volumenstatus und der Größe des rechten Vorhofs dar.

  • Die aktuellen Leitlinien liefern Empfehlungen für die chirurgische Therapie auf dem Boden von Expertenmeinungen. Die Ergebnisse der chirurgischen Therapie der isolierten Trikuspidalklappeninsuffizienz liegen unter den Erwartungen.

  • Interventionelle Therapieansätze zur Behandlung der Trikuspidalklappeninsuffizienz, aktuell noch in der frühen klinischen Erprobung, liefern erste vielversprechende Ergebnisse.