Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2020; 55(03): 165-177
DOI: 10.1055/a-0853-4013
Topthema
CME-Fortbildung
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Organersatzverfahren: Update Lungenersatzverfahren

Update Extracorporeal Lung Support
Christian Reyher
,
Ralf Michael Muellenbach
,
Philipp Moritz Lepper
,
Haitham Mutlak
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Publication Date:
19 March 2020 (online)

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Zusammenfassung

Das akute Lungenversagen des Erwachsenen (ARDS) ist nach wie vor mit einer hohen Mortalität von ca. 40% belastet – eine große Herausforderung für die Intensivmedizin. Dieser Beitrag erläutert, bei welchen Befundkonstellationen die Lungenersatzverfahren ECMO (extrakorporale Membranoxygenierung) und ECCO2R (extrakorporale CO2-Elimination) als Rescue-Therapie zum Einsatz kommen können und worauf dabei zu achten ist.

Abstract

Extracorporeal lung support is increasingly implemented worldwide in clinical practice in patients with severe acute respiratory distress syndrome (ARDS) and is required when mechanical ventilation is unable to establish sufficient pulmonary gas exchange or if the respirator settings are persistent elevated with an increased risk for ventilator induced lung injury (VILI). Besides that, hypercapnic respiratory failure in patients with acute exacerbation of COPD (AECOPD) or acute respiratory syndrome (ARDS) is common and may require extracorporeal elimination of carbon dioxide by ECCO2R, which also has been increasingly used in the clinical setting. For both therapeutic regimes there is up to date no clear evidence for a significant reduction in mortality in patients with ARDS. Therefore extracorporeal lung support should be still considered as a rescue therapy. In this review, based on a selective literature research and clinical experience of the authors, management of patients with extracorporeal lung assist, focusing on ECMO and ECCO2R is summarized.

Kernaussagen
  • Das akute Lungenversagen des Erwachsenen (ARDS) ist eine multifaktorielle Erkrankung, die auch weiterhin mit einer hohen Sterblichkeit assoziiert ist und den Intensivmediziner vor eine Herausforderung stellt.

  • Oberstes Ziel der Therapie ist die Wiedererlangung einer suffizienten Oxygenierung zur Vermeidung einer konsekutiven Organdysfunktion.

  • Bislang existieren keine eindeutigen Beweise, dass durch den Einsatz von extrakorporalen Verfahren die Sterblichkeit der Patienten signifikant reduziert wird.

  • In spezialisierten Zentren wurden bereits höhere Überlebensraten erzielt, dennoch bleibt die ECMO-Therapie eine Rescue-Therapie, die erst nach Ausschöpfung aller konservativen Maßnahmen zum Einsatz kommen sollte.

  • Komplikationen im Rahmen einer ECMO-Therapie sind nicht selten.

  • Bei therapierefraktären Hyperkapnien, die unter NIV-Therapie nicht beherrschbar sind, stellt die ECCO2R-Therapie ein probates Mittel dar.

  • Der Trend geht weg von arteriovenösen pumpenlosen Systemen zu venovenös pumpenbetriebenen Systemen.

  • Durch den Einsatz der ECCO2R kann bei vergleichsweise niedrigen Blutflüssen eine suffiziente Dekarboxylierung erzielt werden.

  • Eine klare wissenschaftliche Evidenz zum Einsatz der ECCO2R liegt nicht vor.