Geburtshilfe Frauenheilkd 2019; 79(03): 247-249
DOI: 10.1055/a-0813-6194
GebFra Magazin
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Überdenken einer altbekannten Methode – Überlegungen zur Episiotomie

Jan Pauluschke-Fröhlich
,
Heiko B. G. Franz
,
Harald Abele
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Publication Date:
12 March 2019 (online)

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Der Ursprung der Episiotomie ist unklar. Einer der Erstbeschreiber war Sir Fielding Ould, der 1742 diese Methode als hilfreich bei einer prolongierten Entbindung vorschlug. Wenngleich es viele Verfechter dieser Methode gibt und die Indikationen heute wesentlich weiter gefasst werden, zählt die Episiotomie wissenschaftlich gesehen nicht zu den Methoden der geburtshilflichen Routine. Vielmehr ist sie mehr und mehr als ein chirurgischer Eingriff zu sehen, der im Kontext der Physiologie einer Geburt wohl bedacht sein will, um für Mutter und Kind messbar von Nutzen zu sein.

Zusammenfassung

Die Analyse der Literatur zur Anwendung der Episiotomie in der geburtshilflichen Routine ist ernüchternd. Dies gilt vor allem auch für die langfristigen Ergebnisse. Eine höhere Rate an Dammschnitten führt zu einer höheren Anzahl höhergradiger perinealer Verletzungen, es steigen die Risiken für Blutverlust, Infektionen und das Auftreten unerwünschter anatomischer Resultate (z. B. Narbenbildung) [27]. Nicht zuletzt ist auch die Rate an perinealen Verletzungen bei einer weiteren Entbindung erhöht [28]. Nur unter Beachtung der Risikofaktoren und einem restriktiven Einsatz der Methode lassen sich Vorteile für Mutter und Kind generieren [29], [30]. Die Episiotomie ist daher nur in wenigen individuellen Fällen indiziert.