Handchir Mikrochir Plast Chir 2018; 50(06): 446-448
DOI: 10.1055/a-0806-0918
In eigener Sache
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

HaMiPla Best Paper Sitzungen – Ihre Favoriten 2017

HaMiPla Best Paper Award – Your Favourites in 2017
Katrin Maier
,
Lisa Rosenbecker
,
Karl-Joseph Prommersberger
,
Riccardo E. Giunta
Further Information

Publication History

Publication Date:
08 January 2019 (online)

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Preisträger, Referenten, DGPRÄC-Kongresspräsident und DGPRÄC-Präsident bei der „HaMiPla Best-Paper-Award-2017-Sitzung“ auf dem DGPRÄC-Kongress in Bochum.

Alljährlich zeichnen die Herausgeber und die Thieme-Gruppe mit dem HaMiPla Best-Paper-Award die Top Publikationen in Handchirurgie und Plastischer Chirurgie aus, die unsere Leser im vergangenen Jahr am meisten interessiert haben. Gemessen wird dies anhand der Online-Zugriffstatistiken auf die im jeweiligen Jahr veröffentlichten Artikel.

Die Verleihung des Preises erfolgte im Rahmen der wissenschaftlichen Sitzungen auf der DGPRÄC/VDÄPC-Jahrestagung und dem DGH-Kongress.

Die plastisch chirurgische Sitzung fand in diesem Jahr unter dem Vorsitz von Riccardo Giunta (München) und Marcus Lehnhardt (Bochum) am 13. September 2018 in Bochum statt.

Der erste Vortrag von Jonas Kolbenschlag aus Berlin, der sich mit den Zukunftsaussichten und -wünschen der DGRPÄC-Mitglieder beschäftigte [1], bot einen sehr anregenden Start in die Sitzung. Im Zuge einer webbasierten Umfrage unter den aktuellen Mitgliedern der DGPRÄC wurde festgestellt, dass der überwiegende Teil eine niedergelassene und primär ästhetische Tätigkeit anstrebt. Die Handchirurgie und Verbrennungsmedizin hingegen waren für die Befragten eher unattraktiv. Es wurde hitzig darüber diskutiert, inwieweit die Ausbildung angepasst und weitere Anreize geschaffen werden könnten und müssten, um dieser Ungleichverteilung entgegenzuwirken.

Ursula Mirastschijski aus Bremen stellte in einer umfassenden Darstellung eine neue Klassifikation des adulten Buried Penis vor [2], die die Zusammenarbeit zwischen plastisch-rekonstruktiven Chirurgen und Urologen erleichtern soll. Die Erkrankung eines Buried Penis hat durch die zunehmende Adipositas in der Gesellschaft enorm an Bedeutung gewonnen und kann gravierende Einschnitte in die Lebensqualität zur Folge haben. Trotzdem ist diese Diagnose wenig bekannt und wird entsprechend zu selten gestellt. Vor allem die Information für betroffene Patienten wird in Zukunft eine wichtige Rolle spielen, da sich die Betroffenen oft erst mit fortgeschrittenen Stadien der Erkrankung an einen Facharzt wenden und auch die Compliance in der Nachsorge verbesserungsfähig ist. In der folgenden Diskussion wurden Erfahrungen mit Patienten ausgetauscht, die diesen Eindruck bestätigten.

In einem Konsensusworkshop der 38. Jahrestagung der Deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Mikrochirurgie der peripheren Nerven und Gefäße (DAM) wurden Konsensusempfehlungen für die Versorgungsstrategie von Nervenverletzungen bei schwerem Weichteilschaden entwickelt [3]. Darüber berichtete Leila Harhaus-Wähner, Ludwigshafen, und stellte die Komplexität der Behandlungsstrategien bei solchen Verletzungen dar. Den Empfehlungen nach sind vor allem die Aspekte Zeitpunkt der Nerven- und Weichteilversorgung sowie die Rehabilitation und die Heilverfahrenssteuerung wichtig, die in dem Vortrag kurz vorgestellt und vom Auditorium interessiert verfolgt wurden.

Füllmaterialien war das Stichwort für den nächsten Beitrag. Dominik Duscher, München, stellte einen Vergleich der sich aktuell auf den Markt befindenden injizierbaren Füllmaterialien vor und ging auf deren Vor- und Nachteile und mögliche Einsatzfelder ein [4]. Es gibt derzeit keinen Filler, der alle Wunsch-Anforderungen erfüllt, aber es gibt erfolgversprechende Ansätze, auf die im Vortrag ebenfalls eingegangen wurde. Unter anderem wird gerade an einem mit Spinnenseide beschichtetem Filler geforscht, der in ersten Versuchen deutlich weniger unerwünschte Ereignisse hervorgerufen hat als andere Filler.

Den letzten Vortrag in dieser Runde hielt Jörn Andreas Lohmeyer zum Thema „Gezielte Antibiotika-Prophylaxe und Therapie periprothetischer Infektionen der Brust“ [5]. Periprothetische Infektionen sind eine ernstzunehmende Komplikation in der ästhetischen und rekonstruktiven Brustchirurgie, was anhand der vorgestellten Fälle gezeigt wurde. Dabei ging der Autor nicht nur auf die Ergebnisse der bereits publizierten Studie ein, sondern ergänzte diese durch weitere Fälle, die in der Zwischenzeit beobachtet wurden und die die Schlussfolgerung unterstützen, dass Staph. aureus und Koagulase-negative Staphylokokken die häufigsten Erreger akuter periprothetischer Infekte sind.

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Urkunde und Pokal, die den Preisträgern des Best-Paper-Awards auf den Sitzungen überreicht wurden.

Der Zweite Teil der HaMiPla Best Paper Sitzung 2017 mit handchirurgischem Schwerpunkt fand in Mannheim am 12. Oktober 2018 im Rahmen des DGH-Kongresses statt. Auch hier wurden die 5 Veröffentlichungen, die am häufigsten online genutzt wurden, von den Autoren präsentiert. Moderiert wurde die Veranstaltung unter dem Vorsitz von Karl-Josef Prommersberger (Bad Neustadt).

Mit eindrücklichen Bildern und Videosequenzen stellte Rainer Winkel, Frankfurt, die Desintegration der Hand nach Verletzungen vor und sprach in seinem Vortrag darüber, wie man diese wieder integrieren kann [6]. Diese Entfremdungen sind selten, sollten aber ernst genommen und frühzeitig behandelt werden. Die „Unfähigkeit“, die „Denkerpose“ einzunehmen, also die Hand an den Mund zu führen, kann ein erster guter Indikator für eine Entfremdung sein. Unbehandelt führen Desintegrationen zu einer teilweise langfristigen Störung der Rehabilitation. Die gute Nachricht war: Sie können aber durch eine passende Therapie in kurzer Zeit oft erfolgreich behandelt werden.

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Preisträger und Referenten bei der „HaMiPla Best-Paper-Award-2017-Sitzung“ auf dem DGH-Kongress in Mannheim.

Elisabeth Maria Haas, München, sprach in ihrem Vortrag über eine Pilotstudie zur autologen Fettgewebstransplantation bei Rhizarthrose [7]. Dabei wird aus dem Bauch entnommenes Fett in das Daumensattelgelenk injiziert und das Handgelenk unter Einschluss des Daumens anschließend ruhig gestellt. Verglichen wurde diese Methode mit einer Kortison-Kontrollgruppe. Die Ergebnisse in beiden Fällen waren positiv, wobei hervorzuheben ist, dass die Lebensqualität in der Gruppe mit der Eigenfettinjektion im Gegensatz zu der Kontrollgruppe nicht wieder absank, sondern kontinuierlich zunahm. Auf die Frage aus dem Publikum, was genau das Fett im Sattelgelenk macht bzw. was mit dem Fett geschieht, gibt es bisher noch keine Antwort. Dies wird in einer nachfolgenden Studie weiter untersucht.

David Braig, Freiburg, hielt im Anschluss einen informativen Vortrag über den Aufwand bei Fingerendgliedreplantationen [8]. Diese sind sehr aufwändig und technisch anspruchsvoll und führen bei einem guten Ergebnis zu einer hohen Patientenzufriedenheit. Die Relation von Kosten zu Ergebnis und zu Aufwand waren Grund für eine offene und konstruktive Diskussion mit dem eindeutigen Votum für den Replantationsversuch.

Lukas Lunger, München, stellte seine Arbeit „Frühfunktionelles Management bei Hyperextensionstraumata des proximalen Interphalangealgelenkes“ vor [9], in der er zusammen mit seinem Bruder Alexander Lunger die Behandlung mittels Extensionsblockschiene und mittels Achterschlaufe (Buddy Taping) miteinander verglichen hatte. Die Therapieoptionen waren sich hinsichtlich der Ergebnisse ebenbürtig. Das Buddy Taping sei jedoch schneller, einfacher und günstiger durchführbar und ist laut Aussage der Patienten komfortabler.

Den letzten Vortrag an diesem Tag hielt Elvira Susanne Bodmer, Zürich, die ihn mit einer haptischen Komponente unterstrich. Passend zum Thema „Daumenverlängerung nach traumatischer Amputation auf Grundphalanxhöhe“ [10] brachte sie einen Ringfixateur mit, den ihre Klinik zusammen mit einer Firma entwickelt hat und den sich das Publikum nicht nur anschauen, sondern auch anfassen konnte. Da es auch alternative Fixateursysteme gibt, kam die Frage auf, wieso man dieses und nicht ein anderes verwendete, was die Vortragende charmant mit der Effektivität der Methode und der damit einhergehenden Routine in der Anwendung begründete und damit für einen positiv heiteren Abschluss der Sitzung sorgte.

Auch für 2019 sind wieder 2 HaMiPla Best Paper Sitzungen vorgesehen. Die handchirurgische Best Paper Sitzung soll im Rahmen des IFSSH-Kongresses im Juni in Berlin stattfinden, die plastisch chirurgische Sitzung im Rahmen der DGPRÄC Tagung.

Die 10 Artikel können über folgenden Link abgerufen werden:

https://eref.thieme.de/2WV68

 
  • Literatur

  • 1 Kolbenschlag J, Paprottka F, Wagner J. et al. Quo vadis DGPRÄC – wo wollen die assoziierten Mitglieder hin?. Handchir Mikrochir plast Chir 2017; 49: 267-272
  • 2 Mirastschijski U, Schwenke C, Melchior S. et al. „Buried Penis“: Aktuelle Übersicht über Ätiologie, Klassifikation und plastisch-chirurgische Rekonstruktion. Handchir Mikrochir plast Chir 2017; 49: 78-84
  • 3 Harhaus L, Hirche C, Giunta RE. et al. Versorgungsstrategie von Nervenverletzungen bei schwerem Weichteilschaden. Handchir Mikrochir plast Chir 2017; 49: 257-266
  • 4 Aitzetmüller MM, Sukhova I, Huemer GM. et al. Injizierbare Füllmaterialien – Update und Zukunftsperspektive. Handchir Mikrochir plast Chir 2017; 49: 423-431
  • 5 Lohmeyer JA, Alawadi M, Bergmann PA. et al. Gezielte Antibiotika-Prophylaxe und Therapie periprothetischer Infektionen der Brust – Erfahrungen aus 468 konsekutiven Implantatentfernungen. Handchir Mikrochir plast Chir 2017; 49: 91-102
  • 6 Winkel R. Die Integration der Hand nach Verletzungen. Handchir Mikrochir plast Chir 2017; 49: 8-19
  • 7 Haas EM, Volkmer E, Giunta RE. Pilotstudie über die Wirkung und den Nutzen von autologen Fettgewebstransplantaten bei Rhizarthrose verglichen mit einer Kortisoninjektion – 3 Monatsergebnisse. Handchir Mikrochir plast Chir 2017; 49: 288-296
  • 8 Braig D, Thiele J, Penna V. et al. Ergebnisse nach Fingerendgliedreplantation – Ist der Aufwand gerechtfertigt?. Handchir Mikrochir plast Chir 2017; 49: 29-36
  • 9 Lunger A, Lunger L, Bach A. et al. Frühfunktionelles Management bei Hyperextensionstraumata des proximalen Interphalangealgelenkes mit Läsion der palmaren Platte: Extensionsblock versus Achterschlaufe. Handchir Mikrochir plast Chir 2017; 49: 297-303
  • 10 Bodmer ES, Meier R, Slongo T. et al. Daumenverlängerung nach traumatischer Amputation auf Grundphalanxhöhe mit semizirkulärem Distraktions-Fixateur: Ergebnisse von 5 Fällen. Handchir Mikrochir plast Chir 2017; 49: 42-46