Jann D.
et al.
Retrograde fixation of metacarpal fractures with intramedullary cannulated headless
compression screws.
Hand Surg Rehabil 2018;
37: 99-103
Jann et al. von der Universitätsklinik Zürich schildern nun eine Vorgehensweise aus
ihrer Abteilung.
Zwischen September 2014 und April 2016 haben die Mediziner 15 konsekutiv aufgenommene
Patienten (Durchschnittsalter 38 Jahre) mit insgesamt 20 Frakturen der Metacarpalia
behandelt. Die Dauer zwischen Verletzung und operativer Versorgung betrug durchschnittlich
7 Tage. Ausgeschlossen waren lange Schrägfrakturen und Spiralfrakturen des Schaftes
sowie Mehrfragmentfrakturen.
Bei den Patienten war nach Reposition der Fragmente – unter Sicht bei offenen Frakturen,
ansonsten unter Durchleuchtungskontrolle – retrograd über einen Führungsdraht eine
intramedulläre kanülierte Kompressionsschraube (CCS Speedtip mit langem Gewinde, Fa.
Medartis, Basel) eingebracht worden. Der Schraubendurchmesser richtete sich nach der
Breite des Isthmus des Markkanals und betrug 2,2 mm bei einer Isthmusbreite < 3 mm
(n = 8), bei breiterem Isthmus 3 mm. Ein Aufbohren des Markkanals war nur bei 2 Frakturen
notwendig. Distal endeten die Schrauben unter dem Niveau der Kopfkortikalis, proximal
im Metakarpaleschaft.
Die OP-Dauer lag bei im Mittel 21 min (Streubreite 5 – 45 min). Eine postoperative
Ruhigstellung erfolgte nicht, die vollständige Belastung war nach 6 Wochen gestattet.
Bei der letzten Nachuntersuchung, im Mittel 3,5 Monate nach der Operation, beurteilten
die Wissenschaftler den Bewegungsumfang in den betroffenen Fingergrundgelenken und
die grobe Kraft und dokumentierten Komplikationen.
Dabei fanden sie bei allen Patienten eine knöcherne Heilung der Fraktur, im Mittel
4 Wochen postoperativ. Bei 17 Fingern (13 Patienten) war die Beweglichkeit der operierten
Gelenke vollständig wiederhergestellt. Bei einem Patienten mit Fraktur des 2. Metakarpalekopfes
bestand ein Streckdefizit von 25°, eine Tenolyse lehnte der Patient aber ab. Bei 1
weiteren Patienten mit ursprünglichem Polytrauma, das eine sofortige Mobilisation
nach der OP verhindert hatte, lag in 2 Grundgelenken ein deutliches Flexionsdefizit
vor. Nach Tenoarthrolyse kam es jedoch in beiden Gelenken zu einer guten Funktionalität
und einer Flexionsfähigkeit von 80°.
Die grobe Kraft betrug im Durchschnitt 93 % im Vergleich zur gesunden Gegenseite.
Infektionen, Heilungen in Fehlstellung oder Pseudarthrosen und Rotationsfehlstellungen
wurden nicht beobachtet. Bei 2 Patienten wurden die Schrauben in einem sekundären
Eingriff entfernt, in einem Fall auf Wunsch des Patienten. Bei dem 2. Patienten war
es zu einer geringfügigen Migration der Schraube nach proximal gekommen, sodass sie
prophylaktisch entfernt wurde, um eventuelle Knorpelschäden im Gelenk zu verhindern.
Beschwerden hatten nicht bestanden.
Ihr Vorgehen führt bei konservativ nicht stabilisierbaren Metakarpalefrakturen zu
guten Ergebnissen, so die Autoren. Vorteile sind dabei die kurze Operationsdauer,
die sofortige postoperative Beweglichkeit und die im Allgemeinen fehlende Notwendigkeit
einer Metallentfernung. Allerdings ließ sich in dieser Gruppe nicht beurteilen, inwieweit
die Verschraubung langfristig Schäden am Gelenkknorpel des Metakarpalekopfes verursachen
kann – das müssten Studien mit längerer Nachbeobachtungszeit klären.
Dr. Elke Ruchalla, Bad Dürrheim