Laryngorhinootologie 2018; 97(07): 444-445
DOI: 10.1055/a-0589-3196
Editorial
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Kommentar der Schriftleitung

Editor’s Comment
Gerd Rasp
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Publication Date:
09 July 2018 (online)

Liebe Leserinnen und Leser,

In diesem Heft der LRO bieten wir Ihnen eine willkommene Abwechslung zu derzeit dominierenden sportlichen und politischen Ereignissen wie der Fußball Weltmeisterschaft und die zurzeit relativ enthemmte Realpolitik „urbi et orbi“. Im günstigen Fall für Sie kann das Heft oder die elektronische Variante Ihnen im Urlaub Kurzweil und Wissenszuwachs verschaffen.

In der Literaturübersicht wird eine Studie zur Steroidtherapie systemisch und transtympanal diskutiert, hier hat sich ja jetzt eine Therapie entwickelt, die auch unsere Kollegen jenseits des Atlantiks zur Behandlung akuter Hörminderungen motiviert. Aus dem Iran wird hier über eine Studie berichtet, die die lokale und systemische Steroidtherapie vergleicht, der Referent ergänzt und wertet die Ergebnisse sehr klar und strukturiert [1]. Eine weitere Arbeit beschäftigt sich mit der endoskopischen transkanalikulären OP-Technik im Vergleich zur geschlossenen Technik bei Cholesteatomen [2]. Wie der Referent in seiner positiven Stellungnahme herausarbeitet, gibt es sehr positive Aspekte dieser neuen Technik [3], wenngleich die unterschiedlichen Ausgangsbefunde der verglichenen Gruppen den Vergleich beeinflussen. In einer dritten Untersuchung wurde zur Durchführung der Septumplastik zumeist mit Muschelverödung stationär oder ambulant berichtet, hier zeigt sich bei den Zielparametern Hospitalisierung, Wiederaufnahme und Komplikation jedoch kein klares Ergebnis [4]. Auch die stationäre Überwachung in der ersten Nacht bei den „ambulanten“ Patienten entspricht nicht unserem Verständnis, was auch von der Referentin exzellent herausgearbeitet wird.

Bei den Buchbesprechungen wird ein sehr interessantes Werk von W. Heppt und Coautoren zum Thema plastische Gesichtschirurgie vorgestellt [5]. Die aktuelle Beschreibung und die zusätzlichen interaktiven elektronischen Beigaben machen es aus der Sicht des sehr kompetenten Referenten zu einer lohnenswerten Anschaffung. In der zweiten Buchbesprechung wird ein Werk zur Prävention von Stimmstörungen vorgestellt, womit für die an der Stimme interessierten die präventive Medizin nun langsam in unser Handeln Eingang finden kann [6].

In der Rubrik Sehen und Verstehen ist eine akute Kehlkopfentzündung sehr detailliert und instruktiv dargestellt [7]. Dieses häufige Problem in der täglichen Arbeit des HNO-Arztes wird vom Experten mit allen aktuellen Untersuchungen und dann auch Therapievorschlägen und Verhaltensregeln vorgestellt.

In der folgenden Übersichtsarbeit zum Update bei der Schwangerschaftsrhinitis ist sehr informativ in einem interdisziplinären Artikel die Vorgehensweise zur Behandlung von Schwangeren angegeben [8]. Die Kenntnis der verschiedenen Medikamentenklassen und das zugehörige Risikoprofil ist im Alltag sehr hilfreich und kann den Betroffenen die Beschwerden erheblich lindern, zumal die internationale Literatur sehr spärlich ist [9].

In der folgenden Originalarbeit aus der Bochumer Klinik wird über die Schmerzmittelgabe bei Kindern nach Eingriff an den Tonsillen berichtet [10]. Es zeigt sich, dass bei der Anwendung von Ibuprofen und Paracetamol die Gabe von Opioiden als Rettungsmedikation erheblich in Anspruch genommen wird. Dies bedarf im Endeffekt noch einer Umstellung oftmals anderer Standards.

Eine Arbeitsgruppe aus Ulm und München zeigt die Behandlung von ausgedehnten komplizierten Wunden wie Lappennekrosen und Hautnekrosen nach nekrotisierender Fasziitis mit Spalthauttransplantaten [11]. Unter der Anwendung von Vac-Systemen wird hier zügig ein sehr gutes Einheilen der Transplantate mit einem befriedigenden kosmetischen Ergebnis und einem Verschluss sehr großer Wundgebiete erreicht.

Patienten mit chronischen Schluckstörungen aufgrund von Tumorerkrankungen nehmen einen großen und zunehmenden Stellenwert ein. Die Originalarbeit aus der Marburger Gruppe validiert nun einen international bekannten Fragebogen [12] zur Nahrungsaufnahmen (EAT-10) in Deutsch [13]. Da er auf einer Selbstevaluierung durch den Patienten basiert, stellt dieser Fragebogen ein wichtiges und einfach zu erhebendes Instrument in der Betreuung von Tumorpatienten dar.

Die interessanten Fälle machen ihrem Namen wieder alle Ehre und diesmal geht es um pharyngeale Befunde [14] und Neurootologische Problemstellungen [15], jedoch ohne mehr verraten zu wollen.

In der Rubrik Gutachten und Recht wird diesmal von erfahrenen Untersuchern die Messung von ASSR-Potenzialen in der Begutachtung von Hörstörungen dargestellt [16]. Als objektives Verfahren hat diese Messmethode von evozierten Hirnstammpotentialen einen klaren Stellenwert in der Diagnostik wie auch in der Begutachtung und ist aufgrund der hohen Korrelation zum Tonschwellenaudiogramm zur Objektivierung von fraglichen Befunden insbesondere im Tiefton- und Sprachbereich geeignet.

Die CME Fortbildung beschäftigt sich mit der Otitis Media und damit einem der Kernbereiche der Hals-Nasen-Ohrenärztlichen Tätigkeit [17]. Dies ist für den Erfahrenen hoffentlich in vielen Aspekten geläufiges Wissen und für die Kollegen in Ausbildung eine interessante Lernzielkontrolle. Es ist aber jedenfalls wertvoll, die aktuellen Aspekte in dieser hervorragend zusammengestellten Arbeit zu studieren und dann auch die Möglichkeit zu haben, das gelernte zu überprüfen.

Auch die Facharztfragen zum Thema Otalgie und Operation der Gl. Submandibularis sind sowohl für den Lernenden als auch für den Erfahrenen durchaus aufschlussreich.

In dem Kapitel OP-Techniken wird von einem der großen Meister der Rhinologie die Rhinoplastik dargestellt und dieses Werk ist so aktuell wie auch relevant [18].

So hoffe ich, dass sie mit der vorliegenden Ausgabe sowohl für den Urlaub interessante Lektüre haben oder aber auch zurückgekehrt an den Arbeitsplatz mit neuem Elan und dem zusätzlichen Informationen sich den Herausforderungen unseres so schönen Faches widmen.

Mit den besten Grüßen aus dem nicht ganz so stark vom WM Fieber betroffenen Österreich verbleibe ich mit den besten Grüßen

Ihr G. Rasp

 
  • Literatur

  • 1 Schartinger V. Welche Behandlung wirkt beim Hörsturz am besten?. Laryngo-Rhino-Otol 2018; 97: 448-449
  • 2 Diensthuber M. Schonende Operationstechnik beim Attikcholesteatom vielversprechend. Laryngo-Rhino-Otol 2018; 97: 449-450
  • 3 Kozin ED, Gulati S, Kaplan AB. et al. Systematic review of outcomes following observational and operative endoscopic middle ear surgery. Laryngoscope 2015; 125 (05) 1205-14
  • 4 Stölzel K. Nasenseptumplastik und Nasenmuschelbehandlung – ambulant oder stationär?. Laryngo-Rhino-Otol 2018; 97: 450-452
  • 5 Naumann A. Buchbesprechung: „Plastische Gesichtschirurgie – Hautdefekte und Wundversorgung“. Laryngo-Rhino-Otol 2018; 97: 453
  • 6 Schneider M. Buchbesprechung: Prävention von Stimmstörungen. Laryngo-Rhino-Otol 2018; 97: 453-454
  • 7 Nawka T. Akute Kehlkopfentzündung. Laryngo-Rhino-Otol 2018; 97: 455-456
  • 8 Friebe-Hoffmann U, Lindemann J. Update Schwangerschaftsrhinitis. Laryngo-Rhino-Otol 2018; 97: 457-464
  • 9 Ulkumen B, Ulkumen BA, Pala HG. et al. Pregnancy rhinitis in Turkish women: Do gestational week, BMI and parity affect nasal congestion?. Pak J Med Sci 2016; 32 (04) 950-4
  • 10 Gude P. et al. Analgetikabedarf bei Kindern im Alter zwischen 2 und 12 Jahren nach Tonsillenoperationen. Laryngo-Rhino-Otol 2018; 97: 465-473
  • 11 Veit JA. et al. Anwendung von Vakuum-Wundtherapie bei Spalthaut-Transplantaten im Kopf-Hals-Bereich. Laryngo-Rhino-Otol 2018; 97: 474-479
  • 12 Heijnen BJ, Speyer R, Bulow M. et al. „What About Swallowing?“ Diagnostic Performance of Daily Clinical Practice Compared with the Eating Assessment Tool-10. Dysphagia 2016; 31 (02) 214-22
  • 13 Hey C. et al. Validierung der deutschen Version des Eating Assessment Tool bei Kopf-Hals-Tumor-Patienten. Laryngo-Rhino-Otol 2018; 97: 480-486
  • 14 Diensthuber M. et al. Ausgedehnte Raumforderung des Parapharyngealraums. Laryngo-Rhino-Otol 2018; 97: 487-489
  • 15 Plontke SK, Rahne T, Kösling S. Hörsturz mit Surditas, Schwindel und Tinnitus – eine 12-jährige Odyssee. Laryngo-Rhino-Otol 2018; 97: 490-492
  • 16 Walther LE, Brusis T, Cebulla M. Aus der Gutachtenpraxis: Objektive Diagnostik mit Hilfe von Chirp-Stimuli bei stationären auditorischen Potenzialen (ASSR) in der Begutachtung von Hörstörungen. Laryngo-Rhino-Otol 2018; 97: 493-496
  • 17 Leichtle A, Hoffmann TK, Wigand C. Otitis media – Definition, Pathogenese, Klinik, Diagnose und Therapie. Laryngo-Rhino-Otol 2018; 97: 497-508
  • 18 Kastenbauer E, Tardy ME. Rhinoplastik. Laryngo-Rhino-Otol 2018; 97: 511-513