Dialyse aktuell 2018; 22(03): 117
DOI: 10.1055/a-0555-5093
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© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Hypertonie und Niere

Markus van der Giet
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Publication Date:
02 May 2018 (online)

In den 3 vorliegenden Übersichten möchten wir das Thema Bluthochdruck, Ziele und auch Behandlung v. a. bei Patienten mit Nierenfunktionsstörung und auch Dialyse im Detail darstellen. In den letzten 3 Jahrzehnten hat man in zahlreichen Leitlinien und Empfehlungen immer wieder versucht, die optimalen Blutdruckwerte für Patienten zu definieren, damit v. a. die Spätschäden einer nicht optimierten Blutdrucksenkung so gering wie möglich sind. Nach einer Leitlinien-Runde im Jahr 2013/2014 hat Ende 2017 eine größere US-amerikanische Leitliniengruppe sich erneut dem Thema angenommen und die Blutdruckzielwerte für alle Patienten auf unter 130/80 mmHg gesenkt, wo doch noch 2013/2014 sich fast alle Leitlinien einig waren, dass es nur eine Evidenz für die Blutdrucksenkung auf unter 140/90 mmHg gibt.

Was ist in den Jahren passiert, weshalb sich das Blatt so stark gewendet hat? Reichen die SPRINT-Studien-Ergebnisse für so eine starke Änderung wirklich aus? Für Patienten mit Nierenerkrankung ist die Blutdruckzieldiskussion viel komplizierter als für Patienten mit regulärer Nierenfunktion, da die Studienlage erheblich geringer ist. Im ersten Beitrag wird erläutert, was wir eigentlich über die Medikation wissen, die wir für die Blutdrucksenkung bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion optimiert einsetzen. Sicherlich sind hier ACE-Hemmer bzw. auch Sartane von besonderer Wichtigkeit, aber i. d. R. ist der Blutdruck ja nicht nur mit einer Monotherapie einzustellen. Im zweiten Schwerpunktartikel wird ein Überblick zu den aktuellen Empfehlungen für die Blutdruckziele bei eingeschränkter Nierenfunktion gegeben und auch die Rationale für die Absenkung der Blutdruckziele in den neuen US-amerikanischen Leitlinien dargestellt. Im dritten Artikel wird über die Zielwerte des Blutdrucks bei Dialysetherapie berichtet. Dies ist schon fast provokant, da wir ja eigentlich die korrekten Zielwerte bei Dialysepatienten gar nicht kennen. Studien in dem Umfang, wie es sie bei Bluthochdruck ohne Nierenerkrankung gibt, existieren für Dialysepatienten gar nicht. I. d. R. sind es Beobachtungsstudien und keine Interventionsstudien. Die Datenlage ist dort erschreckend gering. In den letzten Jahrzehnten mussten wir ja auch z. T. schmerzhaft lernen, dass die Verhältnisse bei Patienten an der Dialyse ganz anders sind, als bei nicht nierenkranken Patienten.

Im Journal-Club möchte ich Ihnen eine Studie vorstellen, die sich der Frage des optimalen Blutdrucks nähern will. Hier handelt es sich um den Bericht einer Vorstudie, die unter Sicherheitsaspekten durchgeführt wurde. Kann man Patienten an der Dialyse durch eine intensivierte Blutdruckeinstellung auf unter 140 mmHg systolisch in Bezug auf kardiovaskuläre Morbidität und Mortalität bzw. auch Regression der linksventrikulären Hypertrophie helfen? Es handelt sich nur um eine Vorstudie, von der man aber nur hoffen kann, dass im Sinne der Patienten eine größere Studie folgt.

Ich hoffe, dass die vorliegenden Schwerpunktbeiträge Sie weiter motivieren, die Blutdruckziele für unsere nierenkranken Patienten im Auge zu behalten und zu kontrollieren.